25. Januar 2025
Alles neu, alles anders. Das Evangelische Dekanat Büdinger Land steckt mitten drin in einem Transformationsprozess, um angesichts sinkender Mitgliederzahlen und sinkender Einnahmen langfristig Geld zu sparen und unter sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin für die Menschen da sein zu können. Die Vorgaben dafür kommen von der Landeskirche aus Darmstadt. „Es gehört zu unserer Freiheit, ob wir uns als Dekanat in die Schmollecke zurückziehen oder die Herausforderungen annehmen und das Beste daraus machen. Wir haben uns für das Letztere entschieden“, sagte Rolf Hartmann, Vorsitzender des Dekanatssynodalvorstands, am Samstag in seinem Bericht vor der Dekanatssynode, die im Bürgerhaus Nidda tagte.
Es gilt, von alten Gewohnheiten und Vertrautem Abschied zu nehmen. Aber die Veränderung birgt auch Chancen. Sie schafft Raum für Kreativität und fördert Gemeinsamkeit und Kooperation. Letztgenannte wird weit über den kirchlichen Rahmen hinausgehen. „Um unsere Arbeit fortsetzen zu können, werden wir uns verstärkt mit anderen Akteuren in der Region vernetzen müssen“, sagte Hartmann. An Ideen für neue Wege und eine stärkere Öffnung der Kirche mangele es nicht, wie ein Treffen mit den Kirchenvorstandsvorsitzenden im Herbst vergangenen Jahres gezeigt habe. „Ich habe den Wunsch, dass einige dieser Ideen auch umgesetzt werden“, so Hartmann.
Allein, oft fehlt die Zeit, neue Konzepte zu entwickeln und sich auf unbekanntes Terrain zu wagen. Der Strukturwandel, das machten Wortmeldungen im Verlauf der Synode immer wieder deutlich, fordert und manchmal überfordert er auch Ehren- wie Hauptamtliche. Parallel laufende Prozesse wie die Bündelung von Pfarrpersonen, Gemeindepädagogen und Kirchenmusikerinnen zu Verkündigungsteams in Nachbarschaftsräumen, die überdies eine Rechtsform für ihre Zusammenarbeit finden müssen, ein neues Nutzungskonzept für kirchliche Gebäude sowie die Zusammenlegung von Gemeindebüros sind mit viel Bürokratie verbunden und deshalb zeitintensiv und erschöpfend.
So stieß das Thema Visitation – eine Bestandsaufnahme zur Zukunftsorientierung im Dekanat – nicht unbedingt auf Beifall. Dabei ist das neue Konzept, das Anna Scholz, seit Herbst Visitationsbeauftragte der Landeskirche, der Synode vorstellte, durchaus spannend. Unter dem Titel „Kirche aus dem Häuschen“ soll der ländliche Raum mit seinen Problemen, aber auch mit seinen Stärken in den Fokus der Kirchenleitung gerückt werden, um die spezifischen Herausforderungen bei der künftigen Organisationsentwicklung zu berücksichtigen. Konkret soll ab Sommer das diakonische Arbeiten in den Dekanaten Büdinger Land und Gießener Land betrachtet werden: Besuchsdienst, Mittagstisch, Feste mit Vereinen waren einige Stichworte, die Scholz nannte. Die Teilnahme ist freiwillig.
„Wir haben in der Tat überlegt, ob das ein guter Zeitraum ist“, äußerte Pröpstin Dr. Anke Spory Verständnis für Kritik. „Andererseits gibt es in den Gemeinden so viele gute Sachen, die nicht wahrgenommen werden. Die Visitation ist eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen.“
Eine Herausforderung anderer Art, die auch die Kirchenvertreter mit Sorge erfüllt, sprach Katja Euler, die Erste Stadträtin der Stadt Büdingen, in ihrem Grußwort an: der politische Rechtsruck in der westlichen Welt. Bezugnehmend auf Bischöfin Mariann Edgar Budde, die dem neuen alten amerikanischen Präsidenten Donald Trump vor einigen Tagen „christliche Selbstverständlichkeiten ins Stammbuch geschrieben“ und es damit in die Schlagzeilen gebracht hatte, warb Euler für einen Schulterschluss von Kommunalpolitik und Kirchen, um die Demokratie zu stärken. Kommunalpolitiker wie Kirchenvorsteher und Pfarrerinnen und Pfarrer seien gefordert, Gegenrede zu halten, wenn Angst geschürt und Hass verbreitet wird. „Noch sind wir mehr, arbeiten wir daran, dass es so bleibt“, so Euler.
In diesem Zusammenhang wies Präses Hartmann auf eine Initiative der christlichen Kirchen zur Bundestagswahl am 23. Februar hin, an der sich auch das Dekanat beteiligt: ein Aufruf, wählen zu gehen, der unter dem Motto „Für alle. Mit Herz und Verstand“ steht.
Mit stehenden Ovationen dankte die Synode Rita Stoll. Die langjährige Referentin für Bildung und Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats geht zum 1. März in den Ruhestand. „Der Abschied fällt mir nicht leicht“, räumte sie ein, als Präses Hartmann ihr einen Strauß Blumen überreichte und ihr umsichtiges wie kompetentes Wirken würdigte. Die offizielle Verabschiedung von Rita Stoll findet im Februar statt.
Ohne Aussprache verabschiedete die Synode den Haushaltsplan des Dekanats für 2025 in der vorgelegten Fassung.
Die Synode hatte mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche Nidda begonnen. Die Predigt hielt Bischof V.S. Francis aus der indischen Partnerdiözese East Kerala. (jub)
Evangelisches Dekanat Büdinger Land | Bahnhofstraße 26 | 63667 Nidda
E-Mail: Verwaltung
Telefon: 06043-8026-0
Fax: 06043-8026-26