Propsteitag entwickelt viele neue Ideen

Wegweisende Diskussionen und inspirierende Workshops auf Schloss Laubach

6. Juli 2024

Am Mittwoch, 3. Juli, war das historische Schloss Laubach der Schauplatz für den großen Propsteitag 2024 der Propstei Oberhessen. Unter dem Motto „Veränderungen, Herausforderungen und Chancen der Evangelischen Kirche“ versammelten sich dort zahlreiche Pfarrer, Kirchenmusiker und Gemeindepädagogen aus der gesamten Region. Eingeladen hatte Pröpstin für Oberhessen, Dr. Anke Spory, um gemeinsam über die Zukunft der Kirche im ländlichen Raum zu diskutieren.

 

Hauptthema war die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU), die unter dem Titel „Wie hältst du’s mit der Kirche?“ veröffentlicht wurde. Diese umfassende Studie, die seit 1972 alle zehn Jahre durchgeführt wird, liefert wertvolle Erkenntnisse zur aktuellen Lage der Kirchen in Deutschland. Der Soziologe und Sozialwissenschaftler Dr. Christopher Jacobi vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) präsentierte die wichtigsten Ergebnisse dieser umfangreichen Studie. Mit 5282 Befragten und insgesamt 592 Fragen ist die KMU die größte Studie zur aktuellen Lage der Kirchen in Deutschland.

 

Die Datenerhebung der sechsten KMU fand Ende 2022 statt, und erstmals wirkte auch die katholische Kirche mit. Die Studie ist repräsentativ für die Gesamtbevölkerung Deutschlands, unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Eine regionale differenzierte Auswertung ist möglich, da die Wohnorte der Befragten bekannt sind. Ergänzend wurden kirchliche Meldedaten einbezogen.

 

Jacobi erläuterte, dass die Kirchenbindung und Religiosität in Deutschland weiterhin abnehmen. Während 56 Prozent der Bevölkerung angeben, dass Religiosität in ihrem Leben keine Rolle spielt, gehört nur noch ein kleiner Teil der Bevölkerung zu den kirchlich-religiös orientierten Menschen. Besonders „beunruhigend“ sei, dass viele Menschen nach ihrem Austritt aus der Kirche keine neue religiöse Bindung suchen, was zu einem generellen Rückgang des Glaubens führt.

 

„Besonders junge Menschen sind ein Schlüssel zur Zukunft der Kirche. Es ist wichtig, dass sich in der kirchlichen Arbeit besonders auf die jüngsten Generationen konzentriert wird. Denn in Kindheit und Jugend werden Weichenstellungen für spätere Einstellungen zu Glaube, Religion und Kirche gelegt“, betonte Dr. Jacobi.

 

Die Bevölkerung vertraut eher der Diakonie/Caritas als den beiden Großkirchen. In den letzten zehn Jahren haben die beiden Großkirchen spürbar an Vertrauen verloren. Die Menschen stehen der Kirche kritisch oder indifferent gegenüber. Die Verbundenheit zur Kirche ist stabil geblieben, obwohl die sehr hohe Verbundenheit erodiert ist.

 

Ein weiteres zentrales Ergebnis der KMU ist die große gesellschaftliche Bedeutung der Kirche. Trotz abnehmender Kirchenbindung bleibt die soziale Reichweite der Kirchen hoch. 35 Prozent der Bevölkerung hatten in den letzten zwölf Monaten Kontakt zu einer kirchlichen Einrichtung, und 45 Prozent berichteten von Kontakten zu kirchlichen Mitarbeitenden. Diese Kontakte sind oft wichtig für den Lebensalltag der Menschen und unterstreichen die Rolle der Kirche als soziale Institution.

 

Die Bevölkerung hat hohe Erwartungen an die Kirche, insbesondere in den Bereichen Klimaschutz, Flüchtlingshilfe und soziale Arbeit. 80 Prozent der Evangelischen sind der Meinung, dass die Kirche sich grundlegend verändern muss, um eine Zukunft zu haben. Die EKHN hat diesen Wandel bereits mit dem Reformprozess „ekhn2030 - Licht und Luft zum Glauben“ begonnen, der darauf abzielt, notwendige Einsparungen umzusetzen und die Kirche zukunftsfähig zu machen.

 

Der Propsteitag bot nach dem KMU-Vortrag zahlreiche Workshops zu Themen wie Kirchenmusik, Soziales, Kasualien, Religionspädagogik, Social Media und Neue Gemeindeformen. Die zentrale Frage aller Workshops lautete: „Und jetzt?“ – Wie können wir mit den Ergebnissen der KMU die Kirche im ländlich geprägten Raum weiterentwickeln? Pröpstin Dr. Anke Spory betonte in ihrer Begrüßungsrede, dass „der Tag erfolgreich ist, wenn die Teilnehmenden mit mehr Fragen nach Hause gehen, als sie gekommen sind“.

 

Laubachs Pfarrer Jörg Niesner, Mitglied des Vorbereitungsteams, betonte auch die Bedeutung des Austauschs und der Vernetzung: „Wir wollen hier heute einen besonderen Ort schaffen, an dem wir gemeinsam über die Zukunft unserer Kirche nachdenken können.“ Auch Celina Gräfin zu Solms-Laubach, Gastgeberin und Hausherrin sowie auch aktives Mitglied im Kirchenvorstand in Laubach, unterstrich die Bedeutung des Miteinanders: „Das Wort ‚zusammen‘ steht heute im Mittelpunkt des Tages.“

 

Die musikalischen Beiträge von Daniela Werner (Dekanatskantorin Gießener Land), Anja Martine (Dekanatskantorin Gießener Land), Christoph Becker (Dekanatsmusiker Gießener Land) und Claudia Regel (Dekanatskantorin Vogelsberg) brachten eine besondere Atmosphäre in den Tag und zeigten, wie verbindend und inspirierend Musik sein kann.

 

„Wir haben heute viel diskutiert und viele neue Ideen entwickelt. Nun ist es wichtig, die gewonnenen Erkenntnisse und Impulse in die Praxis umzusetzen“, schloss Pröpstin Spory den Tag ab. (pm)

 

INFO

Die Propstei Oberhessen ist eine der fünf Propsteien (Regionalgliederungen) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit Sitz in Gießen. Zur Propstei Oberhessen gehören fünf Dekanate: Büdinger Land, Gießen, Gießener Land, Wetterau und das Dekanat Vogelsberg.

Mehr Informationen zur sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) gibt es auf der Website www.kmu.ekd.de, die den German Web Award gewonnen hat. Auf dem Online-Portal gibt es zudem Begleitstudien zu Themen wie Kirchenmusik,

Wertorientierungen, Entscheidungsverhalten und die Kommunikation des Evangeliums.

 

 


Geh aus, mein Herz, und suche Freud

Sommerempfang der Dekanate Büdinger Land und Wetterau auf der Burg Lißberg

30. Juni 2024

Der Himmel war dem Sommerempfang der beiden Evangelischen Dekanate Büdinger Land und Wetterau auf der Burg Lißberg gewogen. Echte Sommertage sind in diesem Jahr bisher eher selten. Der 28. Juni aber war so ein von Sonnenlicht durchfluteter und von linden Lüften umwehter Tag unter einem blauen Himmel. Von der Kirche und dem Musikinstrumentenmuseum, noch vor der Burgmauer gelegen, bis hoch zur Burghalle zog sich das Geschehen mit Musik, Kulturellem und Kulinarischem. Auf dem Weg, etwas hinter Büschen versteckt, lud ein schattiges Plätzchen mit einem Weinstand zum Verweilen ein.

 

Auch wenn der 27 Meter hohe Bergfried, im Volksmund „Lißberger Krautfass“ genannt, weithin sichtbar ist, so war doch mancher Gast aus der westlichen Wetterau überrascht, welch idyllischer Flecken sich gleich neben der Bundesstraße 275, die durch Lißberg führt, befindet. Ein gepflasterter und von Fachwerkhäuschen gesäumter Weg führt hinauf zur Burg und gibt den Blick frei auf das Ausgleichsbecken des Wasserkraftwerks Lißberg, das anmutet wie ein großer Flusslauf.

 

Die beiden Präsides Rolf Hartmann (Büdinger Land) und Tobias Utter (Wetterau) begrüßten eine große Gästeschar von haupt- und ehrenamtlichen Kirchenmenschen aus beiden Dekanaten, aber auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter des politischen und gesellschaftlichen Lebens in der Region. Dekanin Birgit Hamrich und ihr Wetterauer Kollege Volkhard Guth sowie Ortspfarrerin Regine Jünger feierten vor der Kirche eine Andacht, die getragen war von Zuversicht und Gottvertrauen. Das Bonifatius Ensemble unter der Leitung von Pfarrer i.R. Kurt Racky umrahmte die Andacht mit hochkarätigen Gesängen aus mehreren Jahrhunderten.

 

Gefeiert haben nicht nur die beiden Dekanate, sondern auch der Evangelische Regionalverwaltungsverband Wetterau, der seit 20 Jahren besteht und deshalb als Mitveranstalter auftrat. Die Regionalverwaltung, wie sie kurz genannt wird, hat ihren Sitz in Berstadt und nimmt die Verwaltungsaufgaben für evangelische Kirchengemeinden, Kindertagesstätten und die beiden Dekanate wahr. Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender des Regionalverwaltungsverbandes, rollte in seiner Ansprache dessen Geschichte auf.

 

Landrat Jan Weckler sprach ein Grußwort und betonte das gute Miteinander von Wetteraukreis und den beiden Dekanaten.

 

Danach gab es auf dem weiträumigen Gelände vieles zu entdecken: Gleich neben der Kirche das Musikinstrumentenmuseum mit seiner einzigartigen Sammlung, in der Burghalle eine Ausstellung zum 20-jährigen Bestehen der Bonifatius-Route und in der Kirche selbst konnte man einen Blick auf die Restaurierungs-Arbeiten an der Orgel werfen.

 

Großartig später der Auftritt von JuniorBrass im inneren Burghof. Das Jugendauswahlensemble mit talentierten Bläsern aus den Propsteien Oberhessen und Nord-Nassau beeindruckte mit jugendlicher Frische, Spielfreude und großem Selbstbewusstsein. Denn die jugendlichen Musiker unter der Leitung von Landesposaunenwart Albert Wanner spielen nicht nur ihre Instrumente, sondern dirigieren sich selbst und moderieren ihr Programm.

 

Dr. Vera Rupp, Vorsitzende des Trägervereins der Bonifatiusroute, sprach über das Entdecken beim Wandern und Pilgern auf der Bonifatiusroute von Mainz nach Fulda, die auf 90 Kilometern von Bad Vilbel bis Kaulstoß durch die beiden Dekanate Wetterau und Büdinger Land führt. Die Kirchen seien auf dieser Pilgerroute „wie Perlen“ aufgereiht, so Rupp. Sie bat darum, die Kirchen für Wanderer offen zu halten.

 

Bevor die Veranstaltung mit einem Reisesegen endete, lud Dekanatskantorin Katrin Anja Krauße zum gemeinsamen Singen unter der Linde vor der Kirche ein: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, das klang wie die Bestätigung eines gelungenen Sommerfestes. (jub)


Gemeinsam Neues wagen

Pfarrerin Sonja Sternberger freut sich auf die Arbeit im Nachbarschaftsraum Ranstadt - Echzell

26. Juni 2024

Pfarrerin Sonja Sternberger vor der Kirche in Ober-Mockstadt. Foto: Seipel
Pfarrerin Sonja Sternberger vor der Kirche in Ober-Mockstadt. Foto: Seipel

Dass sie Pfarrerin werden will, hat Sonja Sternberger schon als Schülerin in der ersten Klasse gewusst. Jetzt übernimmt die 29 Jahre alte Theologin ihre erste eigene Gemeinde, die Kirchengemeinde Mockstadt im Nachbarschaftsraum Ranstadt - Echzell. Die Ordination findet am Sonntag, 7. Juli, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Ober-Mockstadt statt.

 

Noch ist vieles im Leben von Sonja Sternberger in Bewegung. Schon seit Wochen bringt sie ihre zweieinhalbjährige Tochter jeden Morgen von Pohlheim, noch Wohnort der kleinen Familie, nach Dauernheim in den Kindergarten, um dem Mädchen einen Wechsel zu ersparen und sie mit der Einrichtung vertraut zu machen, bis für Sonja Sternberger am 1. Juli der Arbeitsalltag beginnt. Weil die Renovierung des Pfarrhauses in Ober-Mockstadt noch nicht abgeschlossen ist, wird sie mit Ehemann Tim und der Tochter vorübergehend nach Ranstadt ziehen. Doch dann soll das Leben in ruhigeres Fahrwasser gelenkt werden.

 

Mit ihren drei Pfarrkollegen im Nachbarschaftsraum Ranstadt – Echzell hat sie sich bereits ausgetauscht. Sie, David Jumel (Echzell und Bisses) und Leroy Pfannkuchen (Blofeld, Dauernheim und Ranstadt) sind die jüngsten in der Riege der Pfarrerinnen und Pfarrer im Dekanat Büdinger Land. Zu ihnen gesellt sich mit Rainer Böhm (Gettenau, Bingenheim und Leidhecken) ein erfahrener Kollege, der aus dem Ruhestand in den Pfarrdienst zurückgekehrt ist. „Eine gute Mischung“, wie Sonja Sternberger findet.

 

Auf die Zusammenarbeit freut sie sich. Sie sei auf große Offenheit gestoßen und auf die Bereitschaft, im Nachbarschaftsraum Neues auszuprobieren. Menschen zusammenbringen, nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch bei Unternehmungen, damit die Gemeinden zusammenwachsen, stehe dabei ganz oben auf der Agenda. Denn nur, wenn man die Vielfalt kennt, könne man sie auch schätzen. Und mehr Gemeinsamkeit könne sowohl für Haupt- als auch für Ehrenamtliche die Arbeit erleichtern.

 

Mit den Menschen in ihrer neuen Kirchengemeinde Mockstadt ist Sonja Sternberger ebenfalls bereits in Kontakt. Sie hat die Jubiläumskonfirmation in Ober-Mockstadt und die Konfirmation in Nieder-Mockstadt mitgefeiert und schon Tauf- und Traugespräche geführt.

 

Der frühe Wunsch, Pfarrerin zu werden, ist ihrem ersten Religionslehrer, einem Pfarrer, geschuldet. Sie sei ein eher stilles und zurückhaltendes Kind gewesen, berichtet Sonja Sternberger. Als die Familie von Flörsheim nach Löhnberg an der Lahn gezogen war, habe sie sich schwer getan damit, in der Grundschule Anschluss zu finden. Ein Gefühl der Zugehörigkeit habe ihr der Pfarrer vermittelt. „Diese Gewissheit, wahrgenommen zu werden, angenommen zu sein, die ich damals erfahren habe, möchte ich gerne weitergeben“, sagt sie.

 

In diesem Wunsch hat sie sich nie beirren lassen. Das „warme Gefühl“ in Verbindung mit Kirche aus ihren Kindertagen hielt an und trug sie auch durch ihre Konfirmandenzeit. Später engagierte sie sich in ihrer Gemeinde in der Konfirmandenarbeit. „Ich habe gemerkt, dass Menschen in der Kirche ein besonderes Gespür haben für ihre Mitmenschen.“

 

Die Eltern, nicht sonderlich religiös, seien ob des Berufswunsches ihrer Tochter allenfalls skeptisch gewesen, hätten sie aber niemals gebremst, als sie sich zum Theologiestudium in Marburg entschloss. Ihr Vikariat machte Sonja Sternberger im Pohlheimer Stadtteil Holzheim, das Spezialvikariat in der Klinikseelsorge des Licher Krankenhauses.

 

Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer, ehemals Dekanin im Büdinger Land, habe sie auf die Pfarrei Mockstadt aufmerksam gemacht, als sie, Bertram-Schäfer, die Vakanz-Vertretung in der Propstei Oberhessen innehatte, erzählt Sonja Sternberger.

 

Mockstadt sei ein guter Ort für einen Menschen, der ländliche Beschaulichkeit städtischer Betriebsamkeit vorzieht. Wenn die Zeit es zulässt, zieht Sonja Sternberger sich gerne mit einem Buch zurück. Im Urlaub entflieht sie mit der Familie jeglichem Trubel am liebsten an die Nordsee. Und dann gibt’s da noch die Leidenschaft für Sushi. „Dafür haben wir sogar schon unsere kleine Tochter begeistern können.“

 

Aus gesundheitlichen Gründen könne ihr Vater leider nicht am Ordinationsgottesdienst teilnehmen, bedauert sie. Wohl aber ihre Mutter. Und mit Wolfgang Leuschner wird auch einer jener Pfarrer dabei sein, die Sonja Sternberger geprägt und ein Stück auf ihrem Weg ins Pfarramt begleitet haben. (jub)


Willkommen in der WG „Am Limes“

Zwölf Kirchengemeinden starten mit einem Gottesdienst in die gemeinsame Zukunft

24. Juni 2024

Fünf Chöre aus dem Nachbarschaftsraum Evangelische Kirchen am Limes gestalten gemeinsam den Gottesdienst musikalisch. Die Pfarrerinnen und Pfarrer Renate Schubert, Klaus Willms, Tanja Langer und Dieter Wichihowski (v.l.) bei ihrer Dialogpredigt. Den Zusammenschluss ihrer zwölf Kirchengemeinden zu einem Nachbarschaftsraum verglichen sie mit einer Wohngemeinschaft. Nach dem Gottesdienst gab es auf dem Dorfplatz, dem „Dalles“ in Eckartshausen Kaffee und Kuchen für alle. Fotos: Seipel

Mit einem Gottesdienst in der Kirche in Eckartshausen haben die „Evangelischen Kirchen am Limes“ als erster von sieben Nachbarschaftsräumen im Evangelischen Dekanat Büdinger Land am Sonntag offiziell ihre gemeinsame Arbeit aufgenommen. Um das Neue und die Veränderungen zu verdeutlichen, die auf die Gemeindemitglieder mit der engen Zusammenarbeit von zwölf Kirchengemeinden zukommen, wählte Pfarrerin Tanja Langer für die Predigt das Bild einer Wohngemeinschaft (WG).

 

Pfarrer Markus Christ rollte auf der Kanzel ein Transparent aus: „Wir suchen für unsere WG ,Am Limes‘ engagierte Mitbewohner. (…) Unsere WG besteht aus unterschiedlich großen Räumen mit insgesamt zwölf attraktiven Kirchengebäuden und einigen Gemeinderäumen, die gemeinschaftlich genutzt werden können. (…) Interessierte sollten bereit sein, an den sonntäglichen WG-Treffen teilzunehmen.“

 

Die Veränderungen, die mit dem Prozess „ekhn2030“ einhergehen, sind tiefgreifend. Einerseits spürt man in den Gemeinden durchaus den Willen zum Aufbruch, sich offen und kreativ den Herausforderungen der Zeit – weniger Mitglieder, weniger Geld, weniger Personal – zu stellen. Andererseits sind viele Menschen verunsichert und äußern die Angst, Vertrautes zu verlieren. Die Selbstverständlichkeit, mit der Gemeindeleben über Jahrzehnte funktionierte – die gibt es nicht mehr.

 

Im Dialog mit ihren Pfarrkollegen Renate Schubert, Klaus Willms und Dieter Wichihowski griff Tanja Langer in der Rolle eines WG-Guides dieses Spannungsfeld auf. Sperrige Begriffe „Rechtsformen für den Nachbarschaftsraum“, „Verkündigungsteams“, „Gebäudebedarfs- und –entwicklungsplan“, die seit vielen Monaten auf kaum einer Tagesordnung der Kirchenvorstandssitzungen fehlen, setzten sie um in verständlichere Bilder.

 

Die Themen reichten vom „Work-Space“ (dem gemeinsamen Gemeindebüro), wo alle Fäden aus der WG zusammenlaufen, meistens jemand erreichbar ist und die Finanzen im Blick hat, über den „Vermieter“, der in Darmstadt wohnt und sich meist nur per E-Mail meldet („Aber besser ihr erwähnt den hier im Work-Space nicht so. Ist manchmal ein rotes Tuch“), bis zu der Frage, ob überhaupt alle Räume vermietet werden („Der Vermieter hat da mal eine Mannschaft losgeschickt, die den Zustand aller Räume begutachtet. Vielleicht wird der eine oder andere abgestoßen“). Auch war die Rede von weiteren Leuten, die ins WG-Team kommen sollen, „welche mit Ahnung von Kinder- und Jugendarbeit“. Und Musiker.

 

Wie wird sich die WG „Am Limes“ zusammenraufen? „Neues wagen heißt ja auch, dass man mitbestimmen und gestalten kann. Und ausprobieren. Und was dann gut ist, behalten wir in der WG und was nicht, das werfen wir über Bord“, sagte Renate Schubert in der Rolle der überzeugten WG-Bewohnerin.

 

„Das Wort Gottes ist unser Schatz“, hatte Pfarrer Markus Christ zu Beginn des Gottesdienstes gesagt. Doch die kirchlichen Bindekräfte schwänden und neue kirchliche Lebensräume würden gesucht. Die Nachbarschaftsräume sind eine Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft. Die „Evangelischen Kirchen am Limes“ sind jetzt mit Gottvertrauen und Zuversicht auf dem Weg.

 

In diesem Gottesdienst einen Tag vor dem Johannistag am 24. Juni, der zu Ehren Johannes des Täufers gefeiert wird, wurden auch zwei Kinder getauft.

 

Auf ergreifende Weise haben Chöre des Nachbarschaftsraums - der Kirchenchor Altenstadt, der Kirchenchor Langen-Bergheim, die „Rainbow Gospel Singers“ aus Altenstadt, die Chorgemeinschaft Eckartshausen und der „Cantiamo“ Frauenchor aus der Waldsiedlung - unter der Leitung von Andrea Schima und Susanne Ludwig das Miteinander in diesem Gottesdienst vollzogen. Auf der Empore stimmten an verschiedenen Stellen zunächst nur einige Sängerinnen und Sänger den Taizé-Gesang „Ubi Caritas“ an. Nach und nach betraten immer mehr Sänger den Kirchenraum und liefen zum Altar, während ihr Gesang stetig lauter und kräftiger wurde. Mit „Ubi caritas“ und dem Auszug der Chöre endete dieser Gottesdienst auch. (jub)

 

INFO

Zum Nachbarschaftsraum Evangelische Kirchen am Limes gehören die Kirchengemeinden Altenstadt, Eckartshausen, Enzheim, Langen-Bergheim, Hainchen, Heegheim, Höchst, Lindheim, Oberau, Rodenbach, Rommelhausen und Waldsiedlung mit den Pfarrerinnen und Pfarrern Markus Christ, Tanja Langer, Renate Schubert, Dieter Wichihowski und Klaus Willms. Die Idee zur Dialogpredigt hatte Tanja Langer gemeinsam mit ihrem Ranstädter Kollegen Leroy Pfannkuchen entwickelt.


Dabei sein ist alles

120 Jugendliche bei der Konfi-Olympiade in Schotten

22. Juni 2024

Eindrücke von der Konfi-Olympiade in Schotten. Fotos: Seipel

Am Ende galt, was auch bei den „richtigen“ Olympischen Spielen das Motto ist: „Dabei sein ist alles.“ Und Spaß haben. Den hatten die rund 120 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus dem Dekanat Büdinger Land bei der ersten Konfi-Olympiade am Dekanatsjugendhaus in Schotten garantiert. Mit Strohhalmen haben sie Erbsen transportiert, haben Tischtennisbälle in Becher geworfen, Ratebilder gemalt oder Kartenhäuser aus Bierdeckeln gebaut und noch einiges mehr, was Geschick und manchmal auch den Mut zum Albernsein erforderte. Das Gaudi-Turnier löst den Konfi-Cup im Fußball ab, um das gegenseitige Kennenlernen und das Gemeinschaftserlebnis auf eine breitere Grundlage zu stellen.

 

Nicht nur Geschick war gefragt, auch Wissen musste man unter Beweis stellen. Beim Quiz, das dem ZDF-Klassiker „1, 2 oder 3“ nachempfunden war, mussten die Konfirmandinnen und Konfirmanden teils recht knifflige Fragen beantworten, etwa wie lang der Nil ist oder wie man das Wort „Amen“ übersetzt. Für die besten Teams gab es Gummibärchen, Picknickdecken und für die Erstplatzierten (aus dem Nachbarschaftsraum Rund um Konradsdorf) praktische Beutel mit dem Aufdruck „Sieger Konfi-Olympiade“.

 

„Das ist ein guter Start. Die Arbeit mit dem neuen Konfi-Jahrgang fängt ja gerade erst an. Und für das Teambuilding war diese Veranstaltung heute richtig klasse“, freute sich Pfarrerin Antje Armstroff, die mit Jugendlichen aus Ulrichstein und Feldkrücken an der Konfi-Olympiade teilnahm.

 

Vor, zwischen und nach den einzelnen Disziplinen gab es reichlich zu essen. Alle Teams hatten Süßes und Herzhaftes für ein großes Buffet mitgebracht, und das leerte sich im Laufe des Mittags zügig.

 

 

Vorbereitet hatte den Wettbewerb Dekanatsjugendreferentin Adriana Hottenroth, die Veranstaltung selbst lag in den Händen ihrer Kollegen Anna Lena Fleeth und Patrick Papendorf, unterstützt von den Gemeindepädagoginnen Hildegunde Boller, Ruth Weyel-Bietz und Marion Gengel-Knapp sowie der blendend aufgelegten Evangelischen Jugend im Büdinger Land. Tanja Langer hatte mit der Andacht zu Beginn der Spiele ihren wohl letzten Auftritt als Dekanatsjugendpfarrerin. Sie wird sich künftig ganz auf die Gemeindearbeit konzentrieren. (jub)