Auch das Dekanat sagt danke

Ulrike Pfeiffer-Pantring und Ute Arendt-Söhngen: engagiert in Politik und Kirche

21. Juni 2024

Was für ein Nachmittag! Rede reihte sich an Rede im schwül-warmen Ortenberger Bürgerhaus. Und selbst nach drei Stunden war noch längst nicht alles gesagt. Aber so muss das wohl sein, wenn 77 Jahre Engagement für eine Stadt und eine Region gewürdigt werden. Mit Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring (3.v.r.) und Stadtverordnetenvorsteherin Ute Arendt-Söhngen (3.v.l.) treten zwei prägende Frauen von der politischen Bühne in Oberhessen ab. Mehrfach war die Rede von einer Zäsur, die das Ausscheiden der beiden Sozialdemokratinnen aus ihren Ämtern darstelle. Unglaubliche 53 Jahre war Ute Arendt-Söhngen Stadtverordnete in Ortenberg, davon viele Jahre Stadtverordnetenvorsteherin. Ulrike Pfeiffer-Pantring war 24 Jahre oder vier Amtszeiten lang Bürgermeisterin. Als weibliche Doppelspitze einer Kommune – was sowieso selten genug ist – haben sie in und für Ortenberg Geschichte geschrieben. Beide Frauen sind nicht nur politisch tätig, sondern auch der Evangelischen Kirche und dem Dekanat Büdinger Land eng verbunden, Ute Arendt-Söhngen seit vielen Jahren als Lektorin, Ulrike Pfeiffer-Pantring als Synodale in der Dekanatssynode. Zum Ausscheiden aus den politischen Ämtern haben deshalb auch Dekanin Birgit Hamrich (l.), Präses Rolf Hartmann (2.v.r.) sowie Maria-Louise Seipel (r.) und Dietmar Patt (2.v.l.) vom Dekanatssynodalvorstand ihnen für ihr großartiges Wirken gedankt und gute Wünsche mit auf den Weg gegeben. (jub)/Foto: Seipel


„Man muss auf die Freiheit aufpassen“

Dekanat feiert mit vielen Akteuren in der Stadtkirche Nidda 75 Jahre Grundgesetz

19. Juni 2024

Die Bilder (beginnend oben links) zeigen alle Mitwirkenden, Schüler der Gesamtschule Konradsdorf, Pfarrer Alexander Starck und Imam Syed Abrar Shah, einen Blick aus der Kirche auf den Platz davor, wo zum Gedankenaustausch eingeladen wurde, sowie die Rocker vom Rauhen Berg unter der Leitung von Thomas Appel. Fotos: Seipel

Sagen, was man denkt. Leben, wie man möchte. Lieben, wen man mag. Den eigenen Glauben frei ausüben. Von Zeit zu Zeit ist es gut, daran zu erinnern, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in Freiheit und in Würde zu leben. Der 75. Geburtstag des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai ist so ein Anlass, sich des Privilegs, in einer Demokratie zu leben, bewusst zu werden. Ja, dieser Jahrestag ist ein Grund zu feiern. Aber er sollte uns auch Auftrag und Mahnung sein, das Fundament unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung zu schützen.

 

Getragen von diesem Bewusstsein, veranstaltete das Evangelische Dekanat Büdinger Land in der Stadtkirche Nidda jetzt eine Geburtstagsfeier für das Grundgesetz. „Dass so viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen unserer Einladung zum Mitmachen gefolgt sind, freut uns dabei ganz besonders“, sagt Rita Stoll, Referentin für Bildung und Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats und eine der Initiatorinnen dieser Veranstaltung. Christen und Muslime, junge und alte Menschen haben gemeinsam eine Collage erarbeitet, in der sie ausgewählte Grundrechte religiösen Texten aus Bibel und Koran, aber auch literarischen Werken gegenüberstellten und die Bedeutung des Grundgesetzes durch die Schilderung persönlicher Erlebnisse und Erfahrungen greifbar machten.

 

Wunderbar korrespondierte die Musik sowohl mit dem Motiv der Veranstaltung als auch mit den inhaltlichen Schwerpunkten, welche die Rednerinnen und Redner setzten. So spielten Herbert Vonhof (Orgel) und Volker Bilz (Oboe) auf der Empore der Kirche Kompositionen von Giuseppe Sammartini und Alessandro Bezozzi. Die inklusive Band „Rocker vom Rauhen Berg“ unter der Leitung von Thomas Appel unterstrich mit Liedern wie „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen oder „Regenbogenfarben“ Kerstin Ott auf sympathische Weise das zuvor Gesprochene.

 

Ihr sei während der vergangenen 90 Minuten noch einmal klargeworden, „wie kostbar dieses Grundgesetz ist“, sagte Dekanin Birgit Hamrich, als sie am Ende der Veranstaltung allen Mitwirkenden und Organisatoren dankte. „Erst wenn Dinge, die uns selbstverständlich erscheinen, wegzurutschen drohen, merken wir, wie wichtig es ist, sich darum zu kümmern“, fuhr Hamrich fort. Sie bezog sich damit auf die Gefährdung der Demokratie durch das Erstarken rechter Parteien in Deutschland und in Europa.

 

„Man muss auf die Freiheit aufpassen“, hatte zuvor Hans Hamrich in seinem Beitrag die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller zitiert. So schloss dieser Abend in der Stadtkirche Nidda mit dem Appel, wachsam zu sein und sich mit seinen Gaben und Talenten einzubringen in die Gesellschaft, denn Demokratie lebt vom Mitmachen. (jub)

 

Die Texte der Veranstaltung können Sie hier nachlesen.

Die Namen aller Mitwirkenden finden Sie hier.


Pilgern zwischen Nidder und Bracht

Unterwegs im östlichen Nachbarschaftsraum des Dekanats

17. Juni 2024

Unterwegs zu den Menschen und Kirchen im Nachbarschaftsraum Evangelische Kirche zwischen Nidder und Bracht: Die erste Pilgertour führte von Kaulstoß über Burkhards nach Gedern und von dort weiter nach Ober-Seemen und Volkartshain. 80 Männer und Frauen liefen über den Tag mit. Und ein paar Hunde waren auch dabei. Fotos: Hillgärtner/Seipel/Vonalt

14 Kirchengemeinden mit gut 9000 Mitgliedern aus sechs Kommunen und zwei Landkreisen – im Osten des Evangelischen Dekanats Büdinger Land muss ordentlich was zusammenwachsen. „Evangelische Kirche zwischen Nidder und Bracht“ soll der Nachbarschaftsraum heißen, der bislang unter dem Arbeitstitel Gedern lief.

 

Der Name lässt es schon erahnen: Das Gebiet ist groß. Es reicht von Burkhards im Norden bis nach Rinderbügen im Süden. Außer den beiden genannten Orten gehören Gedern, Volkartshain, Ober-Seemen, Mittel-Seemen, Nieder-Seemen, Burgbracht, Hitzkirchen, Kefenrod, Bindsachsen, Wenings/Merkenfritz, Hirzenhain und Wolferborn dazu. Im Westen und Osten begrenzen die Flüsschen Nidder und Bracht den Nachbarschaftsraum und wurden so zu Namensgebern. Die spannende Frage lautet: Wie wird das werden?

 

Seit Sonntag gibt es viel Optimismus: „Heute ist unser Nachbarschaftsraum ein ganzes Stück näher zusammengekommen“, freute sich am Nachmittag Marina Henrich. Die Vorsitzende des Kirchenvorstands Kefenrod war eine von vielen Frauen und Männern, die sich zeitig am Morgen auf den Weg gemacht hatten, pilgernd den Nachbarschaftsraum zu erkunden und die Menschen und Kirchen zwischen Nidder und Bracht kennenzulernen.

 

Die Steuerungsgruppe, die den Strukturwandel in den Gemeinden begleitet und lenkt, hat dazu zwei Touren ausgearbeitet: Die erste führte am Sonntag von Kaulstoß über Gedern nach Volkartshain. Die zweite Pilgertour ist für den 14 Juli geplant. Sie wird von Ober-Seemen nach Kefenrod führen.

 

Um 8.30 Uhr ist die Gruppe in Kaulstoß aufgebrochen, begleitet von Pfarrerin Kerstin Hillgärtner (Gedern) und dem stellvertretenden Dekan Pfarrer Ulrich Bauersfeld (Wenings/Merkenfritz). Das erste Etappenziel war die Kirche im Nachbarort Burkhards, wo Pfarrer Burkhard Zentgraf den zentralen Gottesdienst für den Nachbarschaftsraum feierte. In den anderen Kirchen fanden an diesem Vormittag keine Gottesdienste statt.

 

Wohl nur rhetorisch gemeint war die Frage des Organisten Karl Merz in der Gederner Kirche, welches Lied er da auf der Orgel anspiele. Denn sogleich erschallte oben auf der Empore mit vielen Stimmen „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“. Wenn man das nur so in den Gottesdiensten hören könnte, bedauerte Merz, der sichtlich Freude an dem kräftigen Gesang hatte. Nach einem kleinen Querschnitt alter und neuer Kirchenlieder, sogar mehrstimmig gesungen, ging es weiter nach Ober-Seemen zu einem Mittagsgebet in der Kirche. In der Volkartshainer Kirche sprach Pfarrer Michael Kuhnke einen Schlusssegen, dann klang der Pilgertag bei Kaffee und Kuchen am Dorfgemeinschaftshaus aus.

 

„Über den ganzen Tag verteilt waren wir mit ungefähr 80 Leuten unterwegs“, resümierte eine von dem regen Zuspruch beeindruckte Kerstin Hillgärtner am Abend nach 20 zurückgelegten Kilometern. 15 Frauen und Männer sind sogar die ganze Strecke mitgewandert.

 

Die zweite PIlgertour zwischen Nidder und Bracht startet am Sonntag, 14. Juli, um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst für den Nachbarschaftsraum in der Ober-Seemener Kirche. (jub)

 

INFO

Seit Beginn des Jahres bilden die 76 Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanats Büdinger sieben Nachbarschaftsräume. Das ist Teil des Reformprozesses „ekhn2030“, mit dem die Kirche sinkenden Mitgliederzahlen, sinkenden Einnahmen und Pfarrermangel begegnen will. Mit der Bildung der Nachbarschaftsräume ist der Transformationsprozess nicht abgeschlossen. Wichtige weitere Schritte sind unter anderem – wo noch nicht geschehen - die Einrichtung von gemeinsamen Gemeindebüros und die Erstellung eines Konzeptes für die gemeinsame Nutzung eines reduzierten Gebäudebestands.


„Wir weigern uns, Feinde zu sein“

Begegnung mit Daoud Nassar und seinem Friedensprojekt „Tent of Nations“

15. Juni 2024

Dr. Dr. Peter Noss und Dr. Andreas Goetze, beide Referenten für den interreligiösen Dialog im Zentrum Ökumene der beiden hessischen Landeskirchen in Frankfurt, begleiten Jihan und Daoud Nassar an das Büdinger Gymnasium. Dort werden sie unter anderem von Schulpfarrerin Sabine Zielsdorf begrüßt (v.l.).  Das rechte Foto zeigt Daoud Nassar bei seinem Vortrag. Fotos: Seipel

Das Land der Familie Nassar in der Westbank ist von israelischen Siedlungen umgeben. Foto: privat
Das Land der Familie Nassar in der Westbank ist von israelischen Siedlungen umgeben. Foto: privat

„Was“, fragt Daoud Nassar die Schüler im Foyer des Büdinger Wolfgang-Ernst-Gymnasiums, „hättet ihr getan?“ Einen Blanko-Scheck hat der Staat Israel dem palästinensischen Christen Nassar für das 42 Hektar große Stück Land im Westjordanland geboten, das seine Familie seit Jahrzehnten bewirtschaftet und bewohnt. „Soll man das annehmen?“, fragt Nassar und schaut in die Runde.

 

Die Frage provoziert und lockt einige der 120 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen zehn und elf aus der Reserve. „Ich hätte das Geld genommen und mir woanders ein schönes Leben gemacht“, ruft einer. „Aber damit würde man doch aufgeben“, entgegnet eine Schülerin - und ist mit dieser Äußerung ganz bei Daoud Nassar, der seit über 30 Jahren mit dem Staat Israel in einem Rechtsstreit liegt, weil dieser versucht, Nassars Familie zu enteignen und ihr das Land wegzunehmen. Der Blankoscheck - eine Schikane von vielen.

 

Aufgeben ist keine Option für Daoud Nassar. „Das Erbe des Vaters kann man nicht verkaufen“, sagt er. Den Schmerz und die Frustration über die Anfeindungen und Zerstörungen, die sie ertragen müssen, verwandeln er und seine Familie in positive Energie und leisten gewaltlosen Widerstand. Ihr Motto: Wir weigern uns, Feinde zu sein.

 

Gut eineinhalb Stunden fesselt und berührt Daoud Nassar die Büdinger Schülerinnen und Schüler mit seiner Geschichte vom Leben unter Besatzung in einem zerrissenen Land, vom friedlichen Kampf um den Weinberg, den sein Großvater 1916 etwa acht Kilometer südwestlich von Bethlehem gekauft hat und den er, Daoud, zu einem „Garden of all Nations“ gemacht hat.

 

Das Westjordanland gehört wie der Gazastreifen, Ostjerusalem und die Golanhöhen zu den von Israel besetzten Palästinensischen Autonomiegebieten. Das Land der Familie Nassar ist umgeben von fünf israelischen Siedlungen, die größte hat über 70 000 Einwohner. Weil der Großvater das vor über hundert Jahren erworbene Land im Osmanischen Reich registrieren ließ und Steuern zahlte, konnte die Familie den Besitz nachweisen, als Israel den Weinberg 1991 zu Staatsgebiet erklären wollte. Der Rechtsstreit darum dauert an.

 

Die Schwierigkeiten, die der israelische Staat der Familie Nassar macht, um sie von ihrem Land zu vertreiben, scheinen unerschöpflich. „Wir haben viele Geschichten zu erzählen, aber wir sind immer noch da“, bekräftigt Daoud Nassar. Er darf auf seinem Land keine Gebäude errichten, das Leben findet in Höhlen und unterirdischen Wohnungen ohne Infrastruktur statt. Wasser sammelt die Familie in selbst ausgehobenen Zisternen, Solarzellen erzeugen Strom. Offene Anfeindungen, Bedrohungen und die Zerstörung von Anpflanzungen durch die Siedlerbewegung sind weitere Methoden, sie einzuschüchtern. Tausende Oliven- und Obstbäume wurden vernichtet, Schäden von über 275000 Euro verursacht.

Jammern allerdings sei keine Lösung, so Daoud Nassar. Er wolle kein Opfer sein. Und er weigere sich, zu hassen. Sein Weg: Das Negative mit dem Positiven überwinden. „Ich kann etwas tun, auch wenn die Situation ausweglos scheint.“ Und so ist er zum Friedensstifter im eigenen Land geworden, hat das Projekt „Tent of Nations“ gegründet, eine Jugendbegegnungsstätte, die bis zum 7. Oktober vergangenen Jahres jährlich von 13000 jungen Gästen aus 40 Nationen besucht wurde. Volunteers, Freiwillige, helfen bei der der Aprikosen-, Mandel- oder Feigenernte und erleben im Camp Gemeinschaft, erfahren, dass es sich lohnt, für seine Überzeugungen und Ideale einzustehen.

 

„Frieden muss von unten wachsen, wie ein Olivenbaum“, findet Daoud Nassar. „Besucht uns mal“, ruft er den Büdinger Schülern zu. „Ich lade Euch ein, mit uns zu denken.“ Er wisse nicht, wie es weitergehen wird. Das wisse man in der Westbank nie. Weite Teile sind unter israelischer Kontrolle. Straßensperren und sogenannte Checkpoints schränken die Bewegungsfreiheit ein. „Man kann nichts planen, man weiß nie, wie die Lage sich entwickelt.“ Der Alltag ist zermürbend und gefährlich. 27 Stunden benötigten Jihan und Daoud Nassar, um nach Köln zu gelangen. Aber er gibt die Hoffnung nicht auf: „Man muss heute etwas tun, damit morgen ein guter Tag wird.“

 

Daoud und Jihan sind für mehrere Tage in Deutschland unterwegs. Sie wollen auf ihr Projekt und ihre Lage aufmerksam machen und werben um Unterstützung. Den Besuch am Wolfgang Ernst Gymnasium in Büdingen hat Dr. Andreas Goetze vermittelt. Der evangelische Pfarrer ist Referent für den interreligiösen Dialog im Zentrum Ökumene in Frankfurt, dem „Außenministerium“ der beiden Landeskirchen EKHN und EKKW, wie er sagte. Goetze ist seit 30 Jahren mit der Familie Nassar befreundet und unterhält persönliche Kontakte ins WEG. So schließt sich der Kreis. (jub)


Einfach ein guter Vibe

70 Jugendliche aus dem Dekanat beim Jugendkirchentag in Biedenkopf

5. Juni 2024

Eindrücke vom Besuch des Jugendkirchentages in Biedenkopf. Begleitet wurden die Jugendlichen aus dem Dekanat Büdinger Land unter anderem von Dekanatsjugendreferentin Anna Lena Fleeth und den Teamern Tim Bouree und Lea Müller. Fotos: Fleeth

Immer offen für Neues und für neue Freunde zu sein, das hat Charlotte (14) vom Jugendkirchentag in Biedenkopf mitgenommen. Das Motto des Jugendfestivals der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau - „Kopf frei – Herz offen“ - ist vermutlich nicht nur bei Charlotte aus dem Evangelischen Dekanat Büdinger Land aufgegangen. Über 4500 junge Menschen im Alter zwischen 13 und 27 Jahren aus Hessen und Rheinhessen waren nach Biedenkopf gereist, um ihren Glauben zu leben und Gemeinschaft zu erleben. Auf dem Programm standen neben Andachten und Gottesdiensten auch Konzerte, kreative sowie sport- und erlebnispädagogische Angebote.

 

Mit etwa 70 Jugendlichen war das Dekanat Büdinger Land in Biedenkopf vertreten. Die größte Gruppe mit 40 Personen begleitete Dekanatsjugendreferentin Anna Lena Fleeth gemeinsam mit den drei Teamern Ilka Habiger, Tim Bourree und Lea Müller, darunter auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden aus dem Nachbarschaftsraum „Rund um Konradsdorf“. Sie hatten den Besuch des Jugendkirchentages von ihren Kirchengemeinden als Geschenk bekommen. Die anderen etwa 30 Jugendlichen besuchten den Jugendkirchentag mit Pfarrerinnen bzw. Pfarrern ihrer Gemeinden.

 

„Meine Erwartung war eine tolle Erinnerung, und das habe ich auch mitgenommen“, ist auch die 14 Jahre alte Franziska begeistert. „Die Abendveranstaltungen waren toll, auch, dass man so viel unternehmen konnte“, resümiert Marlon (13). Einzig „die Duschen waren nix“. Vier Tage haben die Jugendlichen mit Schlafsäcken und auf Isomatten in Klassenräumen einer Schule campiert, die Duschen draußen im Container. Aber das, so Anna Lena Fleeth, gehöre auch zum Erlebnis Jugendkirchentag.

 

Sie ist, was diese Veranstaltung anbelangt, ein alter Hase, kennt das in Deutschland einzigartige Spektakel der Landeskirche gut und lässt sich auch nach vielen Jahren Erfahrung in der Evangelischen Jugend noch immer mitreißen von der besonderen Atmosphäre solcher Treffen: „Das ist einfach ein guter Vibe. Man fühlt sich aufgenommen und erlebt Gemeinschaft. Das weckt Begeisterung.“ Nele (13) kann das nur bestätigen: „Es war generell einfach super, die ganzen Aktivitäten die wir gemacht haben, und die Leute, die wir kennengelernt haben.“

 

Der nächste Jugendkirchentag findet 2026 in Alsfeld im Nachbardekanat Vogelsberg statt. „Ein Jugendkirchentag rückt den Blick von Jugendlichen auf Glauben, Kirche und auf aktuelle politische und gesellschaftliche Herausforderungen ins Zentrum. Ich wünsche mir, dass dieses Festival Impulse gibt für die Kirchenentwicklung hier im Dekanat und vielleicht sogar darüber hinaus“, so die Vogelsberger Dekanin Dr. Dorette Seibert. (jub)


Neue Aufgabe in Rheinhessen

Pfarrer Andreas Marschella in der Wolferborner Kirche entpflichtet

5. Juni 2024

Pfarrer Andreas Marschella (l.) zieht es weiter nach Rheinhessen. Im Gottesdienst in der Wolferborner Kirche wurde er von Dekanin Birgit Hamrich und stellvertretendem Dekan Ulrich Bauersfeld entpflichtet. Foto: Marina Rau

Nach 19 Jahren im Büdinger Land zieht Pfarrer Andreas Marschella weiter. Er übernimmt eine Kirchengemeinde in Rheinhessen. In einem feierlichen Gottesdienst in der Wolferborner Kirche wurde er jetzt von Dekanin Birgit Hamrich und stellvertretendem Dekan Ulrich Bauersfeld entpflichtet.

 

Andreas Mareschella war zunächst Pfarrer der Kirchengemeinden Gelnhaar und Bindsachsen gewesen. Im Jahr 2020 – während der Corona-Pandemie - übernahm er die Vakanzstelle der Gemeinden Rinderbügen und Wolferborn mit Michelau und wurde im April des Folgejahres von den Kirchenvorständen dieser Gemeinden zum Pfarrherrn gewählt.

 

Im Abschiedsgottesdienst sei deutlich geworden, wie sehr Pfarrer Marschella als Seelsorger in den Gemeinden geschätzt war, so Dekanin Birgit Hamrich. Menschen an den Wendepunkten des Lebens und vor allem am Lebensende zu begleiten, das sei ihm ein großes Anliegen. 

 

Das hat Marschella auch in der Hospizhilfe Büdinger Land immer wieder gezeigt, deren Vorsitzender er seit 2017 war. In dieser Funktion hat er nicht nur die Qualifikation von Ehrenamtlichen vorangebracht und die Arbeit mit Sterbenden und Trauernden professionalisiert, sondern auch die Finanzierung der Hospizhilfe auf eine solide Basis gestellt, würdigte sein Nachfolger Udo Stern bei der Verabschiedung aus dem Vorstand. (jub) 


Ein Abschied mit Wehmut

Kirchengemeinde Hainchen verabschiedet Organistin Marianne Margraf

4. Juni 2024

Marianne Margraf. Foto: Peter Kristen
Marianne Margraf. Foto: Peter Kristen

Wehmut war dabei, als Pfarrerin Renate Schubert am Sonntag im Gottesdienst in der evangelischen Kirche Hainchen die Organistin Marianne Margraf nach fast 50 Jahren aus dem Dienst der Gemeinde verabschiedete. Traurig seien darüber nicht nur sie selbst, so Schubert, und der Kirchenvorstand, sondern auch viele Gemeindemitglieder und schließlich auch Marianne Margraf, die das Orgelspiel aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben hat.

 

Bevor sie ab 1976 den Gemeindegesang in Hainchen begleitete, war Marianne Margraf in ihrem Geburtsort Hilders in der Rhön acht Jahre lang Organistin der dortigen Kirchengemeinde. „Frau Margraf ist unglaublich bescheiden und zuverlässig. Sie war immer interessiert an Neuem und hat beispielsweise neue Lieder aus dem EG-plus sofort im Orgelvor- und -nachspiel eingebaut“, würdigt Pfarrerin Schubert die 79-Jährige. Überdies gestaltete Marianne Margraf bis 2021 insgesamt 36 Jahre lang im Kirchenvorstand Hainchen das Gemeindeleben mit, engagierte sich beispielsweise im Frauenkreis und bei Gemeindefesten. Dem Kirchenchor Hainchen, dem Singkreis, dem sie seit 1994 „mit ganzem Herzen“ angehört, wie Schubert sagt, bleibt sie vorerst erhalten.

 

Für ihr segensreiches Wirken überreichte ihr Dekan Wolfgang Keller schon im September 2021 die Ehrenurkunde der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). (jub)


Noch einmal etwas Neues anfangen

Pfarrer Thomas Tschöpel geht nach Wiesbaden – Entpflichtung am 2. Juni

31. Mai 2024

Pfarrer Thomas Tschöpel verlässt nach zehn Jahren das Evangelische Dekanat Büdinger Land und übernimmt drei Gemeinden in Wiesbaden. Foto: Daniel Lijovic/Fotowerk Nidda

Nach 30 Jahren im Beruf erfüllt sich Thomas Tschöpel einen Traum und wird Pfarrer in Wiesbaden. Zum 1. Juni übernimmt er die pfarramtlich verbundenen Gemeinden Auringen, Medenbach und Naurod im Nordosten der Landeshauptstadt, die gemeinsam als AMeN-Gemeinden auftreten.

 

Seit Juli 2014 war der 56 Jahre alte Theologe Tschöpel Pfarrer für die Menschen in Bleichenbach, Effolderbach, Selters und Wippenbach. „Eine gute Zeit“, wie er in der Rückschau befindet. Alle sieben Jahre, so Tschöpel, solle man sich fragen, ob es noch stimmt, was geschieht. Bei ihm seien es nun zehn Jahre geworden und er spüre, dass es gut sei, noch einmal etwas Neues anzufangen. Also Wiesbaden. Dort ist Thomas Tschöpel geboren und aufgewachsen und nach beruflichen Stationen im Norden und in der Mitte Hessens kehrt er nun zurück an den Ort seiner Anfänge.

 

„Ich danke den Kirchenvorständen von Bleichenbach, Effolderbach und Selters/Wippenbach für die Zusammenarbeit und Unterstützung in den vergangenen Jahren“, so der scheidende Pfarrer. Er danke auch allen Menschen, die ihn wertgeschätzt hätten.

 

Was nimmt er mit aus Oberhessen? „Vor allen Dingen die Gewissheit, wie schön es ist, Gottesdienste im Freien zu feiern“, sagt Tschöpel. Er erwähnt eine Trauerfeier unter dem Kirschbaum des Verstorbenen oder Konfirmationen im Garten, als die Pandemie Zusammenkünfte in geschlossenen Räumen unmöglich machte. Aber auch schon vor Corona hat Thomas Tschöpel Gottesdienste gerne in die Natur verlegt und beispielsweise Tauffeste an der Nidder gefeiert. Ein Schwerpunkt seines Wirkens sei zudem der Religionsunterricht in der Oberstufe an der Gesamtschule Konradsdorf gewesen: „Mit jungen Menschen im Austausch über gesellschaftliche Fragen zu sein, habe ich als sehr besonders empfunden.“

 

An seine neue Wirkungsstätte nimmt er nicht nur die Erinnerung an viele verschiedene Gottesdienste, zum Beispiel mit Vereinen, und an inspirierende Begegnungen mit, sondern auch wichtige Erfahrungen im Prozess „ekhn2030“. In seinem neuen Dekanat sei die Neustrukturierung der Kirche noch nicht so weit fortgeschritten wie im Büdinger Land.

 

Am Sonntag, 2. Juni, wird Thomas Tschöpel um 14 Uhr im Gottesdienst in der Kirche in Selters von Dekanin Birgit Hamrich entpflichtet. Danach kommt der Umzugswagen. (jub)


„Das alte Leben ist vorbei“

Evangelische Friedensethik - „Talk am Turm“ mit dem Theologen Dr. Peter Scherle

29. Mai 2024

Der Theologe Dr. Peter Scherle (r.) nach der Veranstaltung im Gespräch mit den Initiatoren des Gesprächsforums "Talk am Turm": Konrad Schulz, Rainer Böhm und Hans Hamrich (v.l.). Foto: Seipel

Blick ins Publikum. Foto: Seipel
Blick ins Publikum. Foto: Seipel

„‘s ist leider Krieg“ – mit den Anfangsworten eines Gedichts von Matthias Claudius aus dem Jahr 1778 hatte Dr. Peter Scherle seinen Vortrag in der jüngsten Veranstaltung der Reihe „Talk am Turm“ des Evangelischen Dekanats Büdinger Land überschrieben. „Das alte Leben ist vorbei“, sagte Scherle angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und des Hamas-Israel-Krieges. „Es gibt keine Zuckerwattewelt. Man kann sich nicht rausnehmen und dann wird alles gut sein, sondern man muss wie Gott reingehen in die Gewalt und schauen, wie man trotzdem gut leben kann“, so Scherle.

 

Es waren Sätze von großer Wucht, die der evangelische Theologe im Margaretha-Pistorius-Haus in Nidda sagte. Das Gros seiner Zuhörer waren Pfarrerinnen und Pfarrer. Sie dürften nichts anderes von dem profilierten Theologen erwartet habe. Scherle hat von 2000 bis 2020 das Theologische Seminar in Herborn geleitet, die Ausbildungsstätte der Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). In dieser Funktion habe er Generationen von Pfarrern geprägt und als „geistlicher Visionär“ Spuren in der EKHN hinterlassen, sagte Hans Hamrich, einer der Initiatoren des Gesprächsformats „Talk am Turm“, in seiner Begrüßung.

 

Die aktuelle Lage stelle die evangelische Friedensethik vor Herausforderungen, so Scherle. Er betonte die hoch emotionalisiert geführten und polarisierenden Debatten über den russischen Angriffskrieg und den Hamas-Israel-Krieg seit dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober. Er verteidigte das Recht der Ukraine auf militärische Selbstverteidigung gegen den Bruch des Völkerrechts durch Russland und kritisierte die moralische Forderung nach gewaltfreiem Widerstand. Er warnte davor, Russland pauschal als „das Böse“ zu stigmatisieren, das führe „friedensethisch in die Sackgasse des ,Mythos der erlösenden Gewalt‘“. Das Fenster für Verhandlungen stehe dann offen, wenn Russland sein Kriegsziel nicht mehr erreichen könne und die Ukraine sich entweder selbst befreien kann oder internationale militärische Sicherheitsgarantieren erhält, die Russland dauerhaft abschrecken. Er nannte es „ein politisches Versagen des Westens, der Ukraine die dafür notwenigen militärischen Mittel oder Garantien bisher vorenthalten zu haben“. Es sei falsch, die Ukraine preiszugeben in der Hoffnung, dann sei Frieden. Der Krieg gegen die Ukraine sei auch ein Krieg gegen den Westen und gegen die Demokratie.

 

Die Angst vor einer atomaren Auseinandersetzung, vor Wohlstandsverlust und vor dem Zerbröseln der alten Weltordnung spitzte Scherle zu, indem er sagte: „Wir müssen lernen, in einer beschädigten Welt zu leben.“

 

„Was gibt ihnen Hoffnung?“, wandte sich eine Zuhörerin unvermittelt an Scherle und lenkte damit den Blick von großer Betroffenheit in Richtung Zuversicht: „Meine Hoffnung kann nicht durch Klimakrise oder Putin erschüttert werden“, sagte Scherle. „Nichts, was jetzt leidet, geht verloren. Gott vergisst nicht die Toten von Butscha. Er hält auch die unverwirklichten Leben in der Hand.“ (jub)


Die Veranstaltung wird gefördert mit Mitteln der Kulturstiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).



Was macht ein gutes Bild aus?

Fotoworkshop für Ehren- und Hauptamtliche aus dem Dekanat

25. Mai 2024

Eindrücke vom Fotoworkshop für Ehren- und Hauptamtliche aus dem Dekanat mit Björn Leo, Redakteur des Kreis-Anzeigers. Fotos: Seipel

Manchmal sagt ein Bild mehr als viele Worte. Wenn es gut ist. Aber was macht ein gutes Bild aus? Und wie gelingt ein gutes Bild? Das Dekanat hatte jetzt Ehren- und Hauptamtliche, die in ihren Kirchengemeinden und Nachbarschaftsräumen Öffentlichkeitsarbeit machen - sei es für den Gemeindebrief, die Homepage oder Social Media - zu einem Fotoworkshop eingeladen. Björn Leo, langjähriger Redakteur des Kreis-Anzeigers, erfahrener und versierter Hobbyfotograf, leitete den Workshop.

 

Nach einem theoretischen Teil im Margaretha-Pistorius-Haus in Nidda mit vielen Tipps und reichlich Anschauungsmaterial ging es raus in die Stadt und an die Praxis. Wie nimmt man eine Gruppe auf, damit das Bild nicht langweilig wirkt? Wie gelingt ein authentisches, ansprechendes Porträt? Wie spricht man Menschen an und stellt eine Verbindung her zwischen Fotograf und Motiv? Was tun bei schwierigen Lichtverhältnissen? Welche Details sollte man beachten? Wo lohnt es sich, genauer hinzusehen? In immer neuen Gruppenkonstellationen wagten sich die Teilnehmer an viele Herausforderungen. In erster Linie ging es darum, den Blick zu schulen. Für das Wesentliche. Oder für das Verborgene. Je nachdem. 

 

Moderne Kameras und Smartphones haben Programme für nahezu alle Situationen, so dass man sich voll und ganz auf Motiv und Bildkomposition konzentrieren kann. Aber das ist manchmal leichter gesagt als getan ... Fazit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer - übrigens im Alter von 15 bis 73 Jahren - nach rund sieben Stunden intensiven Arbeitens: Viel gelernt und ebenso viel Spaß gehabt.

 

Eine Wiederholung noch in diesem Jahr ist geplant. (jub)


„Die Würde des Menschen ist unantastbar“

75 Jahre Grundgesetz – Auch das Dekanat feiert das Verfassungsjubiläum

23. Mai 2024

Am 23. Mai wird das Grundgesetz 75 Jahre alt, ein Grund zu feiern und unsere Verfassung zu würdigen. Denn sie ist die Basis für Freiheit, Frieden und Demokratie in Deutschland. Auch das Evangelische Dekanat Büdinger Land feiert mit und lädt für Montag, 17. Juni, ab 19 Uhr zu einer Veranstaltung in die Stadtkirche Nidda ein, bei der das Grundgesetz im Mittelpunkt steht.

 

In einem bunten und unterhaltsamen Programm werden Schüler und Schülerinnen der Gesamtschule Konradsdorf, evangelische und katholische Christen und Christinnen sowie Mitglieder der muslimischen Ahmadyya-Gemeinde ihre ganz persönliche Sicht auf die Artikel des Grundgesetzes vorstellen. Dazu gibt es Musik, klassisch und rockig, vorgetragen von Volker Bilz (Oboe) und der inklusiven Band „Rocker vom Rauhen Berg“ unter der Leitung von Thomas Appel.

 

Vor dem Hintergrund, dass die Demokratie zunehmend unter Druck gerät, betont Kirchenpräsident Volker Jung in einem Statement zum Verfassungsjubiläum die „besondere Verantwortung, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu stärken: Im Zentrum des Grundgesetzes stehen die Menschenwürde und die Menschenrechte. Das Grundgesetz damit zu beginnen, war und ist wegweisend – für das staatliche Handeln und das Handeln aller Menschen in unserem Land. Menschenwürde und Menschenrechte sind der Maßstab, an dem sich alle politischen Entscheidungen messen lassen müssen“. Der 75. Jahrestag sei ein guter wahrzunehmen, wo Menschenwürde und Menschenrechte zurzeit in Gefahr sind, so Jung. (jub)


Wie gutes Leben gelingen kann

Kirche und Diakonie im Sozialraum – Impulse und Austausch in Wallernhausen

15. Mai 2024

Wie kann man für gute Lebensverhältnisse im eigenen Umfeld sorgen? Diese Frage haben Mitglieder des Dekanats-Diakonieausschusses in Gruppen diskutiert. Fotos: Seipel

 

Wie können wir Gemeinschaft gestalten? Wie den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und für gute Lebensverhältnisse in unseren Dörfern und Städtchen sorgen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der jüngsten Sitzung des Diakonieausschusses des Evangelischen Dekanats Büdinger Land. Etwa 30 Frauen und Männer aus Kirchengemeinden von Ulrichstein bis Langen-Bergheim hatten sich unter der Überschrift „Kirche und Diakonie im Sozialraum“ zum Austausch im Bürgerhaus Wallernhausen getroffen. Rita Stoll von der Fachstelle für Bildung und Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats, die das Treffen vorbereitet hatte, formulierte ein zu erstrebendes Ideal: „Kirche für und mit anderen sein“.

 

Mit einer Andacht führte Dekanin Birgit Hamrich zum Thema hin und ermutigte ihre Zuhörerinnen und Zuhörer, aufmerksam und sensibel unterwegs zu sein: „Suchen sie den Blick der anderen.“

 

Kirche ist Teil der Gesellschaft. An keinem Ort im Dekanat kann man das wohl besser nachvollziehen als in Wallernhausen. Der circa 1100 Einwohner zählende Stadtteil von Nidda hat einen Dreh- und Angelpunkt des dörflichen Lebens, der kirchlichen Ursprungs ist: Das Familienzentrum Dorftreff Neue Mitte bietet eine Infrastruktur, die in den kleinen Ortschaften der Region ihresgleichen sucht. Das Kooperationsprojekt von Kirchengemeinde, Regionaler Diakonie Wetterau und Kindertagesstätte „Die kleinen Strolche“ hat alles, was es für ein gutes Miteinander braucht, und zwar generationenübergreifend: vom Laden mit Bistro über die Kinderbetreuung bis zum Gemeinschaftsraum, den alle nutzen können, sei es für die Vereinsversammlung, die Sitzung des Kirchenvorstands oder für Opas Geburtstagsfeier. Grundversorgung für Leib und Seele.

 

Pfarrerin Beate Henke, die vor 20 Jahren mit der Anmietung einer Scheune für die Kirchengemeinde den Grundstein für das Projekt legte, betont, wie wichtig es ist, Räume für Begegnungen zu schaffen und dabei „nicht nur auf die Christen“ zu schauen. „Wir haben in Wallernhausen einen Ort, wo jeder zu jeder Zeit sein kann“, so Henke. Dafür brauche es „einladende, hinschauende Menschen, die dienend unterwegs“ sind und „die nicht sagen, wie Leben gelingen kann, sondern fragen: Was brauchst du?“ Es gehe um die Relevanz von Kirche: Wenn Kirche die Bedürfnisse der Menschen vor Ort kenne, dann könne sie auch bedeutsam sein. „Machen wir den Leuten nicht die Schwellen niedrig“, so Henke, „sondern rennen wir ihnen die Türen ein. Ich bin davon überzeugt, dass wir etwas zu geben haben, wenn wir nicht in unserer Blase bleiben.“

 

Wie lohnend es sein kann, aus der „Blase“ herauszutreten und andere anzusprechen, konnte auch Erika Koch aus Eschenrod, Vorsitzender der Diakonieausschuss-Gruppe Nord-West, mit einem Beispiel berichten. Im Vorfeld des Weltgebetstages am 1. März hatte sie die örtlichen Landfrauen angesprochen und sie zur Beteiligung eingeladen. „Was soll ich sagen, es hat funktioniert. Wir hatten einen schönen Abend, eine gute Gemeinschaft und haben sogar junge Menschen ins Boot geholt.“

 

„Viele Ideen in der Pipeline“ habe der Kirchenvorstand Echzell, berichtete dessen Mitglied Christiane Wettig. In der Region West des Dekanats arbeiten fünf Kirchengemeinden, darunter die Echzeller, zusammen. Das entlaste einerseits, so Wettig, andererseits entfalte sich kreatives Potenzial. Neben gemeinsamen Kinder-Gottesdiensten und gemeinsamer Konfi-Arbeit gibt es Angebote, die auf den ersten Blick nichts oder nur wenig mit Kirche zu tun haben, beispielsweise einen Männertreff und die „Montagsmeditation“, die aber gerade deshalb eine Verbindung zum Dorfleben und zum Sozialraum schaffen.

 

Wie also geht man es an? Wie gewinnt man Mitstreiter? Und wie kann es gelingen, das gute Miteinander? Beate Henkes Rat: Loslegen! Auf andere zugehen. Räume öffnen. Netze knüpfen. Impulse geben, die die Welt ein klein wenig besser machen. Dabei erfahre man auch Selbstwirksamkeit: Es ist nicht egal, was ich tue.

 

Fachliches Knowhow steuerten Martina Clotz und Mira Weiß von der Regionalen Diakonie Wetterau bei. Martina Clotz ist Koordinatorin des Dorftreffs in Wallernhausen, Mira Weiß ist zuständig für die sozialräumliche Arbeit in der Wetterau. (jub)

 

INFO:

 

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirche. Der Diakonieausschuss ist der größte Ausschuss des Evangelischen Dekanats Büdinger Land. Ihm gehören 55 Beauftragte, überwiegend Frauen, aus den Kirchengemeinden an. Wegen seiner Größe ist der Ausschuss aufgeteilt in die beiden Regionalgruppen Nord-West und Süd-Ost, die einmal jährlich gemeinsam tagen. Der Diakonieausschuss stellt die Verbindung der Kirchengemeinden zur Regionalen Diakonie Wetterau her, indem er über Angebote informiert, Anregungen gibt und Anregungen aus den Kirchengemeinden aufgreift. Die Mitglieder verstehen sich als Multiplikatoren.

 


Die Region, der Konflikt, die Menschen

Fokus Nah-Ost: Informationsveranstaltung in der Büdinger Marienkirche

13. Mai 2024

Der Büdinger Pfarrer Andreas Weik (linkes Bild) begrüßt zu der Veranstaltung. Dr. Andreas Goetze (links auf dem rechten Bild) ist Referent für Interreligiösen Dialog mit Schwerpunkt Islam im Zentrum Oekumene der EKHN und hat selbst zeitweilig in Israel gelebt. Fotos: Elisabeth Engler-Starck

„Wenn Sie die Veranstaltung verlassen und sind verwirrt, dann war es ein gelungener Abend.“ Das versprach Dr. Andreas Goetze den etwa 20 Besucherinnen und Besuchern, die in die Büdinger Marienkirche gekommen waren und betonte damit gleich zu Beginn die Komplexität des Nah-Ost-Konflikts. Unter der Überschrift „Fokus Nah-Ost“ informierte er über die Hintergründe und Perspektiven der aktuellen Lage. Andreas Goetze ist Referent für Interreligiösen Dialog mit Schwerpunkt Islam im Zentrum Oekumene der EKHN und hat selbst zeitweilig in Israel gelebt.

 

Die Wurzeln des Konflikts

 

Ein Teil der Komplexität des Konflikts liegt in der wechselhaften Geschichte der Region. Andreas Goetze benannte verschiedene geschichtliche Stationen: Die Region war etwa 400 Jahre lang Teil des Osmanischen Reiches, bevor es nach dem Ersten Weltkrieg einige Zeit lang britisches Mandatsgebiet wurde. Die Briten machten sowohl der jüdischen als auch der arabischen Nationalbewegung Versprechungen für einen eigenen Staat. Die Staatsgründung Israels erfolgte 1948, die Annexion des Westjordanlandes 1967. In der Folge verstärkte sich auch die radikale Siedlerbewegung, die bis heute ein Hindernis im Friedensprozess darstellt.

 

Auch auf die Entwicklung der Hamas warf Goetze einen Blick: Sie wurde Ende der 1980er Jahre als Ableger der Muslimbruderschaft gegründet. Die israelische Militärverwaltung ließ sie zunächst gewähren, weil sie sich eine Schwächung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) erhoffte. Die Hamas ist verantwortlich für eine Vielzahl von Anschlägen vor allem während der 1990er und frühen 2000er Jahre. Sie hat antisemitische Grundsätze, bei deren Verfolgung sie auch keine Rücksicht auf die eigene Bevölkerung nimmt.

 

Andreas Goetze bemühte sich in seiner Darstellung um Ausgeglichenheit und Einbeziehung verschiedener Perspektiven. Er mahnte Zurückhaltung in der Debatte aus einer Außenperspektive an. Er empfahl hierzu das Buch „Über Israel reden“ von Meron Mendel und zitierte aus dem Vorwort: „Wir haben in Deutschland 82 Millionen Nahost-Experten.“

 

Völkerrechtlich basierte Kritik oder Antisemitismus?

 

Nicht jede Kritik an der israelischen Politik ist antisemitisch. Aber die Grenze zwischen völkerrechtlich basierter Kritik und Antisemitismus wird regelmäßig überschritten. Goetze nannte hier klare Kriterien: Kritik am Staat Israel ist dann antisemitisch, wenn das Existenzrecht Israels in Frage gestellt oder Israel als kolonialistisches Gebilde gesehen wird. Außerdem gehört zu antisemitischer Denkweise, an Israel andere Maßstäbe anzulegen, als an andere Staaten oder Handlungen Israels mit dem Holocaust zu vergleichen. Und ebenso sind Pauschalisierungen Teil antisemitischer Aussagen, wenn z.B. Jüdinnen und Juden weltweit verantwortlich gemacht werden für die Politik der israelischen Regierung, bestimmte (negative) Eigenschaften als „typisch jüdisch“ bezeichnet werden oder Israel pauschal als Übel in der Welt verunglimpft wird.

 

Christen im Nahen Osten

 

Andreas Goetze gab auch Einblicke in das Leben von palästinensischen Christen in Israel. Sie „sitzen zwischen den Stühlen“ – als Palästinenser leiden sie unter der Besatzung, als Christen haben sie kaum Platz in der religiös aufgeladenen Ideologie der Hamas. Im Gazastreifen gibt es noch einige Christen, die vor allem zur griechisch-orthodoxen Kirche gehören. Sie werden vor allem wegen ihres diakonischen Engagements von der Bevölkerung geschätzt.

 

Das „Heilige Land“ ist voll von Stätten des frühen Christentums, aber sie zu erreichen ist für viele palästinensische Christen schwierig: Gerade erst war der Termin des orthodoxen Osterfests. Eine Fahrt nach Jerusalem zu den Stätten von Kreuzigung und Auferstehung ist für viele palästinensische Christen nicht möglich, da sie die israelischen Checkpoints in die Stadt nicht passieren dürfen.

 

Der 7. Oktober und die Folgen

 

In dem sich anschließenden Publikumsgespräch kamen auch die Ereignisse des 7. Oktobers 2023 und die Folgen zur Sprache. Aus dem Publikum kam die Frage ob der 7. Oktober Terrorismus oder Vergeltung gewesen sei. Andreas Goetze stellte deutlich klar: Terror ist Terror und muss als solcher klar benannt werden. An dieser Stelle kann es kein „Ja, aber…“ geben. Auch Muslimische Geistliche verurteilten die Taten dieses Tages als „haram“.

 

Seit dem 7. Oktober 2023 ist der Nah-Ost-Konflikt noch verfahrener als ohnehin schon. So verständlich es ist, dass Israel auf den 7. Oktober reagieren musste: „Man kann die Ideologie der Hamas nicht überwinden, solange Hoffnungslosigkeit herrscht.“ (ees)

 


„Für mich ist das ein neuer Anfang“

Rainer Böhm, seit 20 Monaten Pfarrer im Ruhestand, ist zurück im Dienst der Kirche

7. Mai 2024

Pfarrer Rainer Böhm. Foto: Seipel
Pfarrer Rainer Böhm. Foto: Seipel

20 Monate ist es her, dass Pfarrer Rainer Böhm in Bad Nauheim in den Ruhestand verabschiedet wurde. Jetzt ist er zurück im Dienst der hessen-nassauischen Landeskirche (EKHN). Am 1. Mai hat er die feste Vertretung für die evangelischen Kirchengemeinden Gettenau, Bingenheim und Leidhecken übernommen. „Die Lust an meinem Beruf hat mich eingeholt“, sagt der 68 Jahre alte Theologe und ein bisschen klingt das so, als habe er nur auf eine solche Herausforderung gewartet.

 

Reihenweise läuten die Pfarrer der Babyboomer-Generation den Ruhestand ein. Und der Nachwuchs für das Seelsorgepersonal fehlt. Auch im Evangelischen Dekanat Büdinger Land sind Stellen zum Teil schon seit langem vakant. Auf der Suche nach Lösungen, wie man dem Pfarrermangel begegnen kann, bietet die Landeskirche der wachsenden Zahl von Ruheständlern an, ins Arbeitsleben zurückzukehren – mit reduzierter Stundenzahl und zeitlich befristet. Rainer Böhm hat sich entschieden: „Für mich ist das ein neuer Anfang.“

 

Die Kirche ist im Umbruch. Nicht nur Personal fehlt, auch die Mitgliederzahlen sind seit Jahren rückläufig. Damit einhergehend sinken die Einnahmen. Mit dem Transformationsprozess „ekhn2030“ will die EKHN ihre Strukturen diesen Gegebenheiten anpassen und modernisieren. Zukunft gestalten trotz Sparzwang. Rainer Böhm kennt die Ängste, die damit verbunden sind, aus seiner alten Wirkungsstätte nur zu gut, denn das Dekanat Wetterau, zu dem Bad Nauheim gehört, ist in dem Prozess schon weiter als das Büdinger Land. „Ich weiß aber auch um die Chancen, die damit verbunden sind“, sagt er. Deshalb sei er dankbar, diese Entwicklung nun noch einmal begleiten und gestalten zu dürfen: „Es ist eine spannende Zeit.“

 

Frankfurt, San Francisco, Mainz und Bad Nauheim waren die beruflichen Stationen des Theologen. Und nun drei kleine Landgemeinden. Kann das gutgehen? Gegen die wechselseitigen Klischees, mit denen sich Stadt- und Landmenschen begegnen, seien auch Pfarrer nicht gefeit, gibt er zu. Aber es reize ihn, noch einmal eine neue, eine andere Perspektive einzunehmen.

 

Sein Bild vom Leben auf dem Land hat er sowieso längst revidiert. Seit zwei Jahren ist er in Ranstadt daheim. Es war eine bewusste Entscheidung, in die hügelige östliche Wetterau zu ziehen. Der Ruheständler wollte Abstand zu seiner Bad Nauheimer Gemeinde, in der er 28 Jahre lang tätig war, seine Frau wollte einen Garten. Mit dem E-Bike und einer „Ältere-Männer-Walking-Gruppe“, an die er schnell Anschluss gefunden hat, entdeckt er die Annehmlichkeiten der Abgeschiedenheit. „Mir geht das Herz auf, wenn ich über den Hügel von Blofeld kommend die Wetterau und den Taunus vor mir liegen sehe.“

 

Im Nachbarschaftsraum Ranstadt – Echzell, zu dem „seine“ drei Gemeinden gehören, arbeitet Rainer Böhm mit den jüngsten Pfarrkollegen im Dekanat zusammen. Auch das gefällt ihm an der Aufgabe. Die ersten Gespräche verliefen offen und konstruktiv. Er freut sich auf die Zusammenarbeit in dem jungen engagierten Team.

 

Jetzt muss er noch eine Balance finden zwischen der Arbeit – und der möglichen Erwartung, ein jederzeit verfügbarer Pfarrer zu sein - und seiner eigenen Vorstellung, zugleich im Ruhestand zu sein. Um beispielsweise Kinder in Wien, Berlin, Chemnitz, Frankfurt, Fulda und Bad Nauheim zu besuchen. Oder im Keller Schlagzeug zu spielen. „Dafür braucht es Toleranz und Flexibilität auf beiden Seiten. Ich will mein Bestes geben, damit es gelingt“, bekräftigt er.

 

Rainer Böhm war und ist gerne Pfarrer. Eigentlich muss er das gar nicht betonen. Die Begeisterung schwingt in jedem seiner Sätze mit. Zwei Worte fallen dabei immer wieder: Freude und Dankbarkeit. Freude darüber und Dankbarkeit dafür, Menschen begleiten zu dürfen von der Wiege bis zur Bahre, in Phasen größten Glücks und tiefster Trauer, teilzuhaben an der Lebensfülle und Lebensdichte. Die Geschichten, von denen er in seinem Beruf erfahre, seien „wie Schätze“. Mit dem Sammeln dieser Schätze ist er noch lange nicht fertig. (jub)


Kandidierende stehen fest

Bewerber um Nachfolge von Kirchenpräsident Jung stellen sich am 28. Mai vor

2. Mai 2024

© privat/EKHN
© privat/EKHN

Martin Mencke, Christiane Tietz und Henriette Crüwell (v.l.) bewerben sich um die Nachfolge von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung. Gewählt wird am 28. September. Am 28. Mai stellen sich die drei Kandidierenden in Frankfurt vor.

Es war ein gut gehütetes Geheimnis. Jetzt stehen die Namen der Kandidierenden für das Amt des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) fest. Mit Henriette Crüwell, Martin Mencke und Christiane Tietz bewerben sich zwei Frauen und ein Mann um die Nachfolge von Dr. Volker Jung. Gewählt wird am 28. September im Rahmen einer Sondersynode. Am Dienstag, 28. Mai, um 19.30 Uhr werden sich die Kandidierenden in der Evangelischen Akademie in Frankfurt (Panoramasaal, Römerberg 9) vorstellen. Interessierte sind eingeladen, vor Ort teilzunehmen oder den Online-Stream zu verfolgen (Anmeldedaten weiter unten).

 

Henriette Crüwell ist Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land. Sie  wurde 1971 in Offenbach geboren. Sie studierte Rechtswissenschaften, erlangte das 2. Juristische Staatsexamen und war in der Rechtsberatung tätig. Nach einem Studium der Philosophie und Katholischen Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt absolvierte sie ihr Vikariat in der Alt-katholischen Pfarrgemeinde Sankt Cyprian in Bonn und wurde dort Gemeindepfarrerin. 2013 wechselte sie in die Evangelische Kirche im Rheinland. Ab 2015 arbeitete Crüwell in Hessen-Nassau als Pfarrerin an der Jugend-Kultur-Kirche Sankt Peter in Frankfurt. Seit 2016 war sie Pfarrerin an der Friedenskirche in Offenbach, seit 2022 ist sie Pröpstin für die Propstei Rheinhessen und Nassauer Land. Crüwell war zudem Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Offenbach. In der EKHN engagierte sie sich als Ansprechperson im Sonderübernahmeverfahren und war darüber hinaus als Lehrpfarrerin tätig. Sie war zudem Beisitzerin im Kirchlichen Verfassungs- und Verwaltungsgericht der EKHN.

 

Martin Mencke, Beauftragter der Evangelischen Kirchen und Leiter des Evangelischen Büros Hessen. wurde 1966 in Hofheim (Taunus) geboren. Er studierte Evangelische Theologie in Heidelberg, Tübingen und Berlin. Nach einer Promotion in Systematischer Theologie folgte das Vikariat an der Johanneskirche in Bingen (Rhein) und am Theologischen Seminar in Friedberg. Er war Pfarrer in Strinz-Trinitatis, Limbach und Wallbach (Hünstetten) und der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde in Washington DC (USA), wo er auch Mitglied im Vorstand von Community Family Life Services und Fachbereichsleiter für Religion/Ethik an der Deutschen Internationalen Schule war. Von 2011 bis 2023 war Mencke Dekan des Evangelischen Dekanats Wiesbaden mit über 70.000 Kirchenmitgliedern. Er war auch Lehrbeauftragter für Systematische Theologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt und leitete die Aus- und Weiterbildung von Prädikanten. Seit Mitte 2023 ist Mencke Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Hessen und vertritt die Interessen von Kirche und Diakonie gegenüber dem Land Hessen.

 

Christiane Tietz, Professorin für Systematische Theologie am Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich, wurde 1967 in Frankfurt am Main geboren. Sie hat Mathematik und Evangelische Theologie auf Lehramt an Gymnasien in Frankfurt und Tübingen studiert. In Tübingen wurde sie 1999 in Evangelischer Theologie promoviert und hat sich 2004 habilitiert. Von 2008 bis 2013 war sie Theologieprofessorin an der Universität Mainz. Von 2010 bis 2012 war sie berufenes Mitglied der Kirchensynode der EKHN, von 2010 bis 2013 im Rat der EKD. Seit 2013 ist sie Ordentliche Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich. Von 2015 bis 2021 hatte sie den stellvertretenden Vorsitz des EKD-Studienzentrums für Genderfragen in Kirche und Theologie inne. Längere berufliche Auslandsaufenthalte führten sie nach Chicago, New York und Princeton. Sie ist als Mitglied der EKHN berufene Synodale der EKD-Synode und Vorsitzende des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Außerdem ist sie Pfarrerin im Ehrenamt in der Dreikönigsgemeinde in Frankfurt.

 

Der Link zur Veranstaltung wird am Tag selbst auf der Homepage www.ekhn.de verfügbar sein. Für die Teilnahme vor Ort wird um Anmeldung über diesen Link gebeten.


"Kirche muss leben, nah an ihren Mitgliedern"

Pfarrerin Sonja Löytynoja wird Mitglied im Kirchensynodalvorstand

26. April 2024

Freude bei den Synodalen aus dem Dekanat Büdinger Land über die Wahl der Gießener Pfarrerin Sonja Löytynoja (Mitte) in den Kirchensynodalvorstand. Pfarrerin Renate Schubert, Lars Lehmann und Maria-Louise Seipel gratulieren der Theologin aus "ihrer" Propstei Oberhessen gemeinsam mit Pröpstin Anke Spory (v.l.) zum neuen Amt. Foto: Seipel

Die in Frankfurt tagende Kirchensynode der Evangeslischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat die 37 Jahre alte Pfarrerin Sonja Löytynoja aus Gießen in ihren Vorstand gewählt. Das ehrenamtlich arbeitende Gremium ist damit wieder vollzählig. Löytynoja folgt auf Gefängnisseelsorgerin Lotte Jung, die ihr Amt zum 23. April abgab, und übernahm die neue Aufgabe sofort.

 

„Wir ringen derzeit um die Zukunft der Kirche. Ich sage: Als Kirche müssen wir aus unseren Gemäuern herauskommen – Kirche muss leben, und zwar nah an ihren Mitgliedern“, so Sonja Löytynoja. „Es ist nur folgerichtig, dass die Generation, die diese Veränderungen in den nächsten Dekaden mittragen und ertragen wird, auch in den Leitungsgremien der EKHN mitgestalten darf. Ich freue mich darauf.“

 

Seit 2022 ist Sonja Löytynoja Mitglied der Kirchensynode der EKHN für das Dekanat Gießen aus dem Propsteibereich Oberhessen. Als solches arbeitet sie mit im Benennungsausschuss und auch im Theologischen Ausschuss. Seit 2018 ist sie Pfarrerin im Gießener Osten. Sie ist wohnhaft in Gießen.

 

„Ich freue mich sehr darüber, dass die Synodale Löytynoja sich bereiterklärt hat und gewählt wurde, den Kirchensynodalvorstand in Zukunft tatkräftig zu unterstützen. Unsere Kirche befindet sich in bewegten Zeiten, deshalb brauchen wir ein gutes Team in der Leitung der Synode, um die wichtigen Entscheidungen gut und vor allem demokratisch zu treffen“, sagte Präses Birgit Pfeiffer.

 

Der Kirchensynodalvorstand (KSV) bereitet die Tagungen der Kirchensynode vor und leitet diese. Mitglieder des KSV begleiten auch die Ausschussberatungen, die Präses vertritt die Kirchensynode in der Öffentlichkeit. In der Kirchenleitung ist der KSV durch zwei stimmberechtigte Mitglieder vertreten.


„Wir sind Teil einer großen bunten Gemeinde“

Elisabeth Engler-Starck, neue Referentin für Ökumene im Dekanat, setzt auf Dialog

25. April 2024

Die Theologin Elisabeth Engler-Starck ist seit 1. April Referentin für Ökumene im Evangelischen Dekanat Büdinger Land. Foto: Seipel/Dekanat Büdinger Land 

Die Fachstelle Ökumene im Evangelischen Dekanat Büdinger Land ist wieder besetzt. Seit dem 1. April ist die 39 Jahre alte Theologin Elisabeth Engler-Starck zuständig für Kontakte zu und gemeinsame Projekte mit anderen christlichen Konfessionen und für den interreligiösen Dialog im Dekanat.

 

„Das Christentum ist so viel mehr als das, was man in der westlichen weißen Mainstream-Kirche mitkriegt“, sagt Elisabeth Engler-Starck. Ein Jahr lang hat sie an der Hebräischen Universität Jerusalem studiert, hat in der israelischen Hauptstadt gelebt und war mittendrin in diesem Schmelztiegel, in dem alle drei monotheistischen Weltregionen – das Judentum, das Christentum und der Islam – aufeinandertreffen. Sie hat dort eine inspirierende Vielfalt des Glaubens kennengelernt. Mitunter anstrengend, vor allem aber „wahnsinnig spannend“ sei diese Zeit gewesen und hat ihr Selbstverständnis geprägt: „Als evangelische Christin ist es mir wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir ein kleiner Teil einer großen, bunten, weltweiten christlichen Gemeinde sind.“

 

Mit dieser Erfahrung und ihrem offenen Blick ist sie eine Idealbesetzung für die Fachstelle Ökumene. Dass sie sich beruflich einmal im Spannungsfeld der Religionen bewegen würde, war nicht unbedingt geplant. Das Theologiestudium in Leipzig und später in Mainz hatte sie aus Neigung und Neugier aufgenommen. „Die Sprachen, Philosophie, das systematische Denken, das alles hat mich interessiert.“ Zunächst rückte der Pfarrberuf in ihren Fokus, besonders nach dem Gemeindepraktikum. Nach dem ersten kirchlichen Examen begann Elisabeth Engler-Starck eine Promotion. Und danach wollte sie ein Vikariat anstreben, den praktischen Vorbereitungsdienst für den Beruf der Pfarrerin.

 

Der Alltag mit drei kleinen Kindern, die sie inzwischen bekommen hatte, und die Herausforderung, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, ließ sie Abstand nehmen von diesen Plänen. Die Doktorarbeit hängte sie schließlich an den Nagel und blieb offen für alles, was kommt.

 

„Die Ökumene und der christlich-jüdische Dialog sind ganz wichtig für mich“, sagt sie. Deshalb arbeitet sie auch weiterhin als Geschäftsführerin des Evangelischen Bundes Hessen, einem Verein, der im Bereich Bildung und Ökumene tätig ist, und engagiert sich in einem Arbeitskreis für den christlich-jüdischen Dialog. Sich nun, nachdem die Kinder etwas größer sind, auf die Fachstelle Ökumene im Dekanat Büdinger Land zu bewerben, knüpft an ihre bisherigen Erfahrungen an und war nur folgerichtig. Und gewissermaßen kehrt sie damit auch zurück zu ihren Wurzeln, denn Elisabeth Engler-Starck ist in Büdingen aufgewachsen.

 

Im Mittelpunkt der neuen Arbeit steht der Austausch mit den ökumenischen Partnern: den Dialog fortführen oder überhaupt erst aufnehmen. Einheit und Vielfalt sind dabei wichtige Stichworte. Was eint Christinnen und Christen und worin unterscheiden sie sich? Auch die Partnerschaft mit der Partner-Diözese in Indien in East Kerala gehört in diesen Kontext. „Ich freue mich, dass es in den Gemeinden schon viele ökumenische Initiativen und Anknüpfungspunkte gibt und bin gespannt auf die Begegnungen“, so die Fachstelleninhaberin.

 

Darüber hinaus hat ihre Arbeit auch eine politische Dimension, die vor allem im interreligiösen Dialog ihren Niederschlag findet. „Die globale Tragweite von Religion wird uns gerade bewusst. Konflikte, die weit weg spielen, haben auch mit uns zu tun.“ Elisabeth Engler-Starck will Räume schaffen, in denen Kommunikation möglich ist. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Dialog, Austausch und Begegnungen zwischen verschiedenen Gruppen sehr wichtig sind. Es hilft beim Zusammenleben, wenn man sich besser kennt.“

 

Mit ihren Kindern und ihrem Mann Alexander Starck, Pfarrer in Bad Salzhausen, Geiß-Nidda und Nidda, lebt sie in Geiß-Nidda. Wenn es ihre Zeit zulässt, dann legen die Starcks gerne eine flotte Sohle aufs Parkett. Während des Studiums hat Elisabeth Engler-Starck den Turniertanz für sich entdeckt und konnte ihren Mann für den Gesellschaftstanz begeistern. Auch das Gärtnern liegt ihr: „Auf unserem Balkon wächst sogar ein Pfirsichbaum.“ (jub)


Synode der EKHN tagt in Frankfurt

Kirchenpräsident Volker Jung zur Lage in Kirche und Gesellschaft

25. April 2024

Blick auf Kirchensynodalvorstand und Kirchenleitung. © EKHN
Blick auf Kirchensynodalvorstand und Kirchenleitung. © EKHN

In Frankfurt hat am Donnerstag die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) begonnen. Kirchenpräsident Volker Jung hat in seinem traditionellen Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft seine Position bekräftigt, dass auch in der evangelischen Kirche in Fragen von sexualisierter Gewalt und Prävention in der Vergangenheit nicht genügend getan wurde: „Eine Kirche, die alles, was sie tut, mit dem Anspruch tut, ‚im Namen des Herrn Jesus‘ zu handeln, darf nicht hinnehmen, wenn verantwortungslose Personen Kirche mit ihren Strukturen, Orten, Räumen und Ämtern nutzen, um Taten zu begehen, die ihre Menschen an Leib und Seele verletzen“, sagte Jung.

 

Ende Januar hatten Forschende die Ergebnisse der ForuM-Studie vorgestellt, die systemisch bedingte Risikofaktoren der evangelischen Kirche analysierte. Hierzu erklärte Jung: „Zu manchen der von der Studie beschriebenen Risiken haben wir bereits Gegenmaßnahmen ergriffen. Diese Arbeit wird aber niemals abgeschlossen sein: Wir brauchen die Grundhaltung, sexualisierte Gewalt und andere Gewaltformen nicht als ein Problem der Vergangenheit zu sehen, sondern als eine permanent bestehende Gefährdung. Dazu gehört, bestehende Schutzkonzepte umzusetzen und sie immer wieder neu zu bearbeiten und zu verbessern.“

 

Auch ihr Engagement gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus wolle die EKHN fortsetzen, so Jung weiter. Angesichts eines „von vielen nicht für möglich gehaltenen Erstarkens rechtspopulistischer Kräfte, insbesondere der AfD, sei ein entschiedener Einsatz „für unsere Demokratie und gegen jede Form von Diskriminierung“ erforderlich. Ausdrücklich dankte der Kirchenpräsident für das bisherige große Engagement in Kirchengemeinden und Diakonie. 

 

Einen Grundsatzbeschluss zum Ausschluss von Mitgliedern der AfD aus kirchlichen Ämtern halte er zurzeit nicht für sinnvoll, sagte jung. Sehr wohl sei aber die Prüfung jedes Einzelfalles erforderlich, und zwar mit dem Ziel, die inhaltliche Unvereinbarkeit festzustellen und dann daraufhin auch Konsequenzen zu ziehen. „Völlig klar ist allerdings, dass die Unvereinbarkeit festgestellt werden muss, wenn Menschen mit rechtsextremen Parolen offen rassistisch und antisemitisch agieren.“

 

In Fragen des Angriffskrieges Russland gegen die Ukraine hob Jung das Engagement der Kirchen für geflüchtete Menschen hervor. Die EKHN und die Diakonie Hessen seien nach wie vor bei der Unterstützung von Flüchtlingen engagiert . Hier zeige sich, welchen Beitrag die EKHN als Kirche leisten könne: Es gehe um die konsequente und unaufgebbare Orientierung am gerechten Frieden. Das sei die Absage an jeden Versuch, Waffeneinsatz als Mittel der Konfliktlösung aufzuwerten. Zivile Konfliktlösung müsse immer den Vorrang haben. Das bedeute nach wie vor, die Rüstungsexportkontrolle aufrechtzuerhalten. Neue Debatten um atomare Massenvernichtungswaffen dürften nicht primär militärstrategisch geführt, sondern sie müssten politisch und friedensethisch geführt werden.

 

Unbeeindruckt von aller Kritik habe die Russisch-Orthodoxe Kirche ihre Kriegsrhetorik verstärkt und von einem „Heiligen Krieg“ gesprochen. Das sei erneut eine Blasphemie, die vom Ökumenischen Rat der Kirchen auch als solche benannt werden sollte, so Jung.

 

Nach Ansicht des Kirchenpräsidenten wirken die politischen Möglichkeiten der Kirche angesichts der Gewalt und des Krieges in Israel und Palästina bescheiden. Gleichwohl sei es gut, sich bewusst zu machen, was die EKHN beispielsweise vor Ort gegen den wachsenden Antisemitismus tun könne. „Antisemitismus ist wie jede Form von Diskriminierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein Angriff auf die Würde von Menschen. Und ich füge hinzu: Antisemitismus ist deshalb aus Sicht des Glaubens Sünde. Es ist nach wie vor nötig, jeder Form von Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.“

 

Politisch gehöre dazu ein uneingeschränktes Ja zum Existenzrecht des Staates Israel. Jedoch bewege ihn auch das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung  sehr. Insbesondere von palästinensischen Christen erreichten die EKHN verzweifelte Rufe nach Solidarität. Dazu Jung: „Dieser Konflikt hat eine Komplexität, die wir nicht auflösen können, sondern aushalten müssen. Wir tun dies in einer doppelten Solidarität.“ Das bedeute, ohne einseitige Schuldzuweisungen offen zu sein für die Geschichten beider Seiten. (red)


Dem kalten Wetter getrotzt

AnRadeln-Gottesdienst in Bad Salzhausen ohne Picknick, aber mit Touren

24. April 2024

Pfarrer Alexander Starck (linkes Foto, rechts) und Prädikant Peter Berthold hielten den trotz des unfreundlichen Wetters recht gut besuchten Gottesdienst im Kurpark Bad Salzhausen. Und sogar eine kleine Ausfahrt war im Anschluss noch drin. Fotos: Starck

Auch wenn der Wintereinbruch im April den Pfarrer und die Organisatoren vor eine Herausforderung stellte: Der erste AnRadeln-Gottesdienst in Bad Salzhausen war ein schöner Erfolg. Trotz kalter Temperaturen und abgesagtem Picknick feierten gut 30 Menschen einen lebendigen Gottesdienst mit Pfarrer Alexander Starck und Prädikant Peter Berthold im Kurpark, um gesegnet in die neue Fahrradsaison zu starten. Im Anschluss haben alle noch eine kleine Ausfahrt gewagt. Schnell hatten sich dafür Gruppen gefunden, die ganz nach Neigung und Können mal sportlich und mal eher gemütlich unterwegs waren. Dem Vernehmen nach soll es nicht der letzte Fahrrad-Gottesdienst in Bad Salzhausen gewesen sein. (jub)


Flagge zeigen

Evangelische Gemeinden treten ein für eine solidarische Gesellschaft

21. April 2024

Die Kirchengemeinde Nidda von Pfarrerin Hanne Allmansberger ist eine von vielen im Dekanat Büdinger Land, die sich an der Aktion "Unser Kreuz hat alle Farben!" beteiligen. Foto: red

Kirchengemeinden zeigen Flagge, überall im Evangelischen Dekanat Büdinger Land und weit darüber hinaus. An die 400 violette Banner mit einem bunten Kreuz und der Aufschrift „Unser Kreuz hat alle Farben! Für Demokratie, Menschenwürde und eine offene Gesellschaft“ wehen im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) von Kirchtürmen oder hängen gut sichtbar vor kirchlichen Einrichtungen. Die Idee zu dieser Aktion hatte Christoph Gerdes, Pfarrer der Gemeinde in Ober-Eschbach – Ober-Erlenbach: „Wir wollen überzeugen und nicht ausgrenzen. Deshalb stehen wir ,für´ etwas ein und nicht dagegen“, so der Theologe.

 

Sein Vorstoß zog weite Kreise: Rund 200 Gemeinden und Einrichtungen der EKHN griffen die Idee auf, darunter zum Beispiel die Kirchengemeinde Hitzkirchen. „Die vielen Kundgebungen und Demonstrationen für Demokratie, auch in unserer Region, und der große Drang der Gesellschaft nach rechts machen mir Angst und stimmen mich nachdenklich. Das hat mich bewegt, diese Fahne zu bestellen“, sagt Silke Sinner, Vorsitzende des dortigen Kirchenvorstands. „Wir haben ein Foto der Fahne in unsere Kirchenvorstand-Gruppe gestellt und sofort kamen die Redaktionen, dass sie es gutheißen. Wir stehen hinter dieser Flagge. Wir alle wünschen uns Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt“, so Silke Sinner.

 

Auch in Geiß-Nidda, Rommelhausen oder Gedern, um nur einige Orte zu nennen, wehen die Flaggen oder sind die Banner mit dem bunten Facettenkreuz aufgehängt. „Wir haben das Transparent an der Kirchenmauer angebracht. Damit sprechen wir uns deutlich gegen alle Formen von Rassismus, Diskriminierung und Verachtung von Menschenrechten aus“, sagt Pfarrer Markus Christ aus Langen-Bergheim und nennt den Apostel Paulus für Christen wegweisend, wenn dieser im Galaterbrief formuliert: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Jesus Christus.“

 

„Ich freue mich wirklich sehr, dass sich so viele Kirchenvorstände dieser Aktion angeschlossen haben“, sagt Dekanin Birgit Hamrich. „Unsere Welt braucht keine Hassredner. Unsere Welt braucht Brückenbauer und Friedensstifterinnen“, so Hamrich weiter, die in diesem Zusammenhang auch auf die Resolution für Menschenwürde und Demokratie verweist, die von der Dekanatssynode im Februar dieses Jahres verabschiedet und inzwischen auch von anderen Dekanaten aufgegriffen worden ist.

Kirchenpräsident Volker Jung ist ebenfalls begeistert, dass sich die Initiative einer Gemeinde auf dem gesamten Gebiet der EKHN ausbreitet: „Viele Menschen sehen mit großer Sorge auf rechtsextreme Gedanken. Zum Glück auch mit Trotz und Widerstand.“ (jub)


Ausflug ins Eis

Gemeindepädagoginnen besuchen mit Familien Ausstellung in Fulda

20. April 2024

Foto: Nagel-Kroll
Foto: Nagel-Kroll

„Expedition ins ewige Eis– Dem Forschungsschiff Polarstern und dem Klimawandel auf der Spur“ - so lautet der Titel einer inzwischen beendeten Sonderausstellung in der Kinderakademie Fulda. Die beiden Gemeindepädagoginnen Renate Nagel-Kroll und Ruth Weyel-Bietz hatten einen Besuch dieser Ausstellung für eine Gruppe von Kindern mit deren Eltern oder Großeltern organisiert. 

 

Schon auf der Zugfahrt von Gelnhausen nach Fulda galt es ein „Eiskaltes Quiz“ zu lösen. Welche Hautfarbe hat der Eisbär? Wie kalt ist das kälteste Eis? Leben Pinguine am Süd- oder Nordpol?

 

Vor Ort gab es schließlich noch viel mehr als nur Antworten auf diese Fragen. Ein echter Sextant durfte ausprobiert werden und ebenso konnten die Stiefel und Handschuhe der Schutzkleidung von Polarforschern anprobiert werden. Eindrucksvoll war auch die Eisbär-Zeichnung in Originalgröße: Aufgerichtet kann ein männlicher Eisbär bis zu vier Meter Höhe erreichen. An einer großen Tafel konnte mit Magnet-Kärtchen der möglichst kalorienreiche Speiseplan für die Schiffs-Crew zusammengestellt werden. Mehrere Klein-Darstellungen gewährten einen Einblick das Leben auf der „Polarstern“. Die Erklärungen eines Museumspädagogen, der durch die Ausstellung führte und dabei die Kinder mit ihrem zum Teil erstaunlichen Vorwissen einbezog, ließen keine Langeweile aufkommen.

 

Fast atemberaubend waren zwei riesengroße Bilder des Fuldaer Fotografen Michael Gutschke, der die Mosaic-Expedition miterlebte. Eine Video-Simulation veranschaulichte deutlich die Eisschmelze im Verlauf der letzten Jahrzehnte. Wie sehr der Müll die Arktis und unsere Meere bedroht, hatte eine Künstlerin imposant dargestellt: ein riesiger Narwal – das sogenannte „Einhorn der Meere“ – gestaltet aus Plastikabfällen. Dieses Objekt hing von der Decke im abgedunkelten Raum, wo eine dicke Matte zum Ausruhen einlud und die Gesänge der Wale zu hören waren. Nach so vielen Eindrücken wurden die Picknickdosen vor dem Museum im Sonnenschein geleert, bevor sich die Gruppe wieder Richtung Bahnhof aufmachte. Bei der Rückfahrt im Zug durften sich alle - als kleine Erinnerung - noch eine Delphin-Karte aussuchen. (red)


Über die Grenze schauen

„Talk am Turm“ widmet sich dem Mysterium von Tod und Auferstehung in der Kunst

26. März 2024

Mit Pfarrer David Schnell (l.) wurde die zweite Veranstaltung von "Talk am Turm" zu einer virtuellen Führung durch Frankfurter Museen, vornehmlich dem Städel und dem Liebighaus. Rechts die drei Initiatoren des Gesprächsforums Hans Hamrich, Rainer Böhm und Konrad Schulz (v.r.). Dekanin Birgit Hamrich begrüßte die Gäste im Margaretha-Pistorius-Haus. Foto: Seipel

Über die Grenze schauen, dem Mysterium von Tod und Auferstehung ein Stück näherkommen, wenigstens für einen Moment, dazu hatte das Evangelische Büdinger Land in das Margaretha-Pistorius-Haus in Nidda eingeladen. Unter dem Titel „Das Unsichtbare sichtbar machen“ widmete sich das Gesprächsforum „Talk am Turm“ einem schwierigen Thema, dem nicht zu greifenden Phänomen Tod und der Hoffnung auf ein ewiges Leben, die Christinnen und Christen trägt und die sich ebenfalls nur schwer in Worte fassen lässt. Denn es gibt kein theoretisches Wissen darüber, keine „Erfahrungsberichte“.

 

„Die Kunst aber“, sagt David Schnell, „kann uns ein Stück dorthin führen.“ Schnell ist Theologe. Als Pfarrer am Museumsufer organisiert er Führungen in den Frankfurter Museen zu theologischen Fragestellungen, auch für Kinder und Jugendliche, und ermöglicht so den Dialog zwischen den beiden Feldern Religion und Kunst. Auf diesem Weg erreiche er auch Menschen, „die glauben, mit Kirche nicht so viel zu tun zu haben“, wie er es ausdrückte.

 

Seine Zuhörerinnen und Zuhörer im gut besuchten Johanniter-Saal nahm Schnell mit in die bedeutende Gemälde-Ausstellung im Frankfurter Städel und die Skulpturensammlung im benachbarten Liebig-Haus. Die Werke, die er auf einem großen Bildschirm zeigte, umspannen den Bogen der Karwoche und versuchen das Geschehen, das durchaus verstörend ist, verständlich zu machen. Das Projizieren der Bilder könne freilich die direkte Begegnung mit den Kunstwerken nicht ersetzen, lud Schnell nach Frankfurt ein. Am Main reihen sich die Museen nur so aneinander, weswegen das Museumsufer Frankfurt zu den wichtigsten internationalen Museumsstandorten zählt.

 

Die Karwoche, in süd- und osteuropäischen Ländern auch „Heilige Woche“ genannt, ist eine Zeit zwischen den Extremen. Darauf hatte Dekanin Birgit Hamrich in ihrer Begrüßung hingewiesen. Die Zeit von Palmsonntag bis Ostersonntag entwickle eine besondere Dynamik: von der Bedrohung über das Aushalten von Leid und Schmerz und Ungerechtigkeit bis zum Sterben. „Wir wissen heute, dass die Geschichte gut ausgeht. Die Menschen damals wussten das nicht.“

 

Über die Jahrhunderte hinweg haben sich Künstler mit dem Thema Tod und Auferstehung befasst und immer neue Ausdrucksformen gefunden. Diese waren auch Spiegel ihrer Zeit. Während Jesus in der Romanik selbst im Tod noch souverän als „Herrscher der Welt“ dargestellt worden sei, der nicht am Kreuz hängt, sondern zu schweben scheint, habe sich das in der Gotik gewandelt: Jesus, ans Kreuz genagelt, ein leidender, ausgelaugter Körper. Es war eine Zeit der Kriege, Hungersnöte und der Pest. „Den Menschen war wichtig, dass Christus mit ihnen leidet und sie tröstet“, erklärte Schnell die Botschaft: „Jesus hat Leid extrem erlebt, aber Leid und Tod sind nicht die letzte Station.“

 

Auch die Pietà, die Darstellung Marias mit dem toten Sohn in ihren Armen, sei im 13. Und 14. Jahrhundert sehr populär gewesen. Mütter hätten häufig um ihre Kinder trauern müssen, „die Pietà hat sie getröstet, weil sie das auch erlebt hat und weiß, wie die Geschichte weitergeht“. Einer solchen Darstellung aus dem späten 14. Jahrhundert aus dem Liebighaus stellte David Schnell eine zeitgenössische Skulptur gegenüber: täuschend echt wirkende Figuren des Künstler Sam Jinks mit dem Titel „Still Live (Pietà)“ aus dem Jahr 2007. Ein alltäglich gekleideter Mann mittleren Alters hält in seinem Schoß den gebrechlichen nackten Körper eines Greises, der offensichtlich tot ist. Diese Skulptur zeige die Realität des Todes, „und es bleibt offen, ob die Erlösungshoffnung noch hineinspielt“.

 

Was geschieht nach dem Tod? David Schnell antwortete unter anderem mit einem „Schmuckstück“ aus dem Städel: „Das Paradiesgärtlein“, das Gemälde eines Oberrheinischen Meisters, entstanden vermutlich um das Jahr 1420, zeige „ganz viel von der Vorstellung der Menschen, was man nach dem Tod erwarten kann“, so der Theologe. Maria und Jesus als Kind im Paradies, umgeben von Heiligen und Engeln, vielen Tieren und Pflanzen.

 

Auch moderne Gemälde ordnete Schnell diesem Kontext zu, „Abstract Painting“ von Ed Reinhardt, eine quadratische, vermeintlich schwarz bemalte Leinwand. Bei genauer Betrachtung erkennt man neun Quadrate in unterschiedlichen Grautönen, die ein Kreuz darstellen. Indem man genau hinschaue und sich auf ein Bild einlasse, könne man dem Göttlichen, dem Ewigen begegnen und dann es gelinge es vielleicht, „über die Grenze zu schauen“. (jub)


"So viel Du brauchst"

Klima-Nachtgebet an der Glasarche

26. März 2024

Die Evangelischen Kirchengemeinden Langen-Bergheim und Eckartshausen, das Evangelische Dekanat Büdinger Land und die Bewegung „Christians for Future“ luden im Rahmen der ökumenischen Aktion „Klimafasten“ zu einem Klima-Nachtgebet an die Glasarche ein. Foto: Markus Christ                                                                           

An der Regionalparkroute Rhein-Main, Hohe Straße bei Hammersbach-Hirzbach, steht zurzeit das Kunstwerk „Glasarche“. Sie wurde von bayerischen Glaskünstlern hergestellt als Sinnbild dafür, dass die zerbrechliche Arche dem Menschen mittlerweile aus den Händen gleitet. Für ihr Wohl und Wehe, so die Botschaft, sind wir alle verantwortlich sind.

 

Die Evangelischen Kirchengemeinden Langen-Bergheim und Eckartshausen, das Evangelische Dekanat Büdinger Land und die Bewegung „Christians for Future“ nahmen dies zum Anlass, um im Rahmen der ökumenischen Aktion „Klimafasten“ zu einem Klima-Nachtgebet an die Glasarche einzuladen. Vorbereitet und durchgeführt wurde das Klima-Nachtgebet von Pfarrer Markus Christ, Linda Schäfer und Susanne Götz (Langen-Bergheim), Pfarrerin Tanja Langer (Eckartshausen), Michael Streubel und Lutz Neumann („Christians for Future“) sowie Rita Stoll, Friedegard Enders und Barbara Unger (Dekanat Büdinger Land). Musikalisch unterstützt wurden sie von einer Posaunen-Bläsergruppe, geleitet von Susanne Ludwig. 

 

Im Klima-Nachtgebet stand – passend zum Kunstwerk- die biblische Arche-Noah-Geschichte im Mittelpunkt. Wie deutlich spricht diese Geschichte gerade in die Gegenwart hinein: Wasser, die so dramatisch steigen, dass eine Katastrophe in sintflutartigem Ausmaß droht. Noah, dem aufgetragen wurde, von jedem Getier mit in die Arche zu nehmen. Er wird damit gewissermaßen zum ersten Artenschützer der Menschheitsgeschichte, so Dr. Michael Streubel, von den „Christians for Future“. Gott, der seinen Bund nicht nur mit dem Menschen schließt, sondern mit „allem lebendigen Getier“ 1. Mose 9,12).

 

„Das Verhältnis von Bebauen und Bewahren der Schöpfung ist in den letzten Jahrzehnten in den Industriestaaten aus dem Ruder gelaufen. Sichtbar weltweit wie auch unmittelbar vor Ort. Unser Wirtschaften hat die Erde an den Rand des Abgrundes gebracht, und schafft weltweit Ungerechtigkeiten. Jede und jeder einzelne ist Teil dieser Zusammenhänge. Nur durch Einsicht und Umkehr können wir Menschen noch umsteuern, wenn wir es denn wirklich wollten“, so Pfarrer Markus Christ.

 

Klage, Einsicht und Buße wurden darum im Klima-Nachtgebet vor Gott gebracht. Die Frage nach den Grenzen und nach dem „was ist genug?“ gestellt. In meditativen Sequenzen wurde durch Sehen, Hören und Fühlen nachgespürt, wie wir Menschen Teil der Schöpfung sind. Nachgedacht wurde auch über eigene Schuldverstrickungen und über neue Möglichkeiten qualitativ besseren Lebens, in dem manches „Weniger“ durchaus ein „Mehr“ an Lebensqualität sein könne.

 

Dem Lob des Schöpfers müsse ein Respekt vor der Schöpfung und ihren natürlichen Ordnungen folgen, betonte Pfarrer Markus Christ.

 

Mit der Kollekte wurde die Diakonie-Katastrophenhilfe unterstützt, die neben vielem anderen auch denen hilft, die Opfer der Klimakatastrophe geworden sind. (red)

 

Informationen zur Glasarche findet man hier.