8. März 2024
Rund 200 Menschen haben sich auf dem Marktplatz in Ortenberg versammelt. Redner sind u.a. Andreas Balser von der AntiFa-BI und Dekanin Birgit Hamrich. Für emotionale Momente sorgen Georg Crostewitz und Tine Lott. Fotos: Seipel
Rund 200 Menschen haben am Freitag auf dem Ortenberger Marktplatz an einer Demonstration für Toleranz und Solidarität und gegen Hass und Diskriminierung teilgenommen. Aufgerufen dazu hatten die in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen. Für das Evangelische Dekanat Büdinger Land sprach Dekanin Birgit Hamrich. Weitere Redner waren Andreas Balser von der AntiFa-BI, Uschi Knihs von den "Omas gegen Rechts", der Grünen-Kreispolitiker Thomas Zebunke, die Ortenberger Stadtverordneten Markus Bäckel und Valentin Schwarz sowie Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring.
Die Rede von Dekanin Birgit Hamrich im Wortlaut:
Liebe Mitmenschen, liebe Freundinnen und Freunde,
Ich freue mich heut hier zu sein und gemeinsam mit Ihnen ein Zeichen zu setzen: Für Vielfalt. Für Offenheit. Für Demokratie. Ich stehe hier als Christin und Seelsorgerin, als Vertreterin der evangelischen Kirche und Dekanin des Evangelischen Dekanats Büdinger Land. Und als Mensch, der erfahren und gelernt hat, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist. Ich bin im Sozialismus aufgewachsen und sehe nun mit Sorge, wie fragil diese Demokratie ist. Wie sehr sie unseres Schutzes bedarf.
Deshalb ist es großartig, dass jetzt so viele Menschen in unserem Land aufstehen und für Menschlichkeit einstehen und dass eine Lichterkette von Hamburg bis München und von Dresden bis Köln reicht und dabei auch Schotten, Nidda, Altenstadt, Stockheim und heute Ortenberg nicht ausspart. Gerade in den kleinen Orten, da, wo jeder jeden kennt, ist es mutig, auf die Straße zu gehen, Gesicht zu zeigen und für eine offene Gesellschaft einzutreten. Danke, dass Sie das heute hier tun.
„Was mich erschreckt, ist das Ausmaß an Anfeindungen, denen ich durch mein Engagement ausgesetzt bin“, hat ein Kollege geschrieben. Das macht mich wütend. Es ist unhaltbar, wenn Menschen, die sich solidarisch zeigen, angegriffen werden! Es ist weder mit christlichen Werten noch mit einem christlichen Menschenbild vereinbar, wenn Menschen kollektiv aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Religion und Sprache ausgegrenzt, verurteilt, angegriffen und bedroht werden. Es ist nicht vertretbar, wenn demokratische Strukturen infrage gestellt und ausgehebelt werden.
Der Kampf gegen den erstarkenden Rechtsextremismus ist eine Herausforderung. In Ortenberg, quasi um die Ecke, gibt es ein Projekt, das hoffnungsvoll stimmt, das Heranwachsende dabei unterstützt, mündige Bürgerinnen und Bürger zu werden: die Buchenwald AG der Gesamtschule Konradsdorf. Jedes Jahr fahren Schülerinnen und Schüler für mehrere Tage in die Gedenkstätte Buchenwald und setzen sich dort intensiv mit dem Nationalsozialismus und Antisemitismus auseinander. Eindrücklich und, ja, auch schmerzhaft lernen sie, wie schwer die Verantwortung wiegt, wenn wir sagen: Nie wieder ist jetzt.
„Erst, wenn wir verstehen, wie die Täter in der Vergangenheit handelten und warum sie so handelten, können wir verhindern, dass so etwas Unmenschliches jemals wieder passiert“ haben Konradsdorfer Schülerinnen bei der Gedenkveranstaltung zum 9. November gesagt. Die Buchenwald AG ist ein herausragendes Beispiel für Erinnerungsarbeit, Stärkung der Demokratieerziehung und Schulkultur. Ich wünsche mir mehr solcher Initiativen, denn Bildung ist das bestimmende Moment der Demokratie. Damit ein jeder, eine jede von uns auch weiterhin in einem freien Land leben kann.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass die zarte Pflanze Demokratie geschützt wird. In unserem Land und in Europa. Gehen wir im Juni zur Europawahl und schenken den Menschen unser Vertrauen, denen es ein Anliegen ist, dass Frieden und Freiheit, Demokratie und Vielfalt erhalten bleiben. Lassen Sie uns auch weiterhin aufstehen, wenn Unrecht gesagt, geschrieben, geschrien wird. Unsere Welt braucht keine Hassredner. Unsere Welt braucht Brückenbauer und Friedensstifterinnen. Ja, es ist anstrengend. Aber es ist unverzichtbar.
„Was würde Jesus tun?“ stand in dem Raum, in dem ich meinen Konfiunterricht besuchte. Eine Antwort darauf hat die Resolution gegeben, die wir als Dekanat vor zwei Wochen verabschiedet haben:
„Ein sicheres Leben in Würde ist ein Grundrecht, das man sich nicht verdienen muss. Wir stehen an der Seite von den Menschen, die in unsrem Land auf Frieden und Sicherheit hoffen…..Als Teil der Zivilgesellschaft nehmen wir unsere Verantwortung für die Menschen in unserem Land sehr ernst. Wir verpflichten uns, jeglicher Form von rassistischem, diskriminierendem und demokratiefeindlichem Gedankengut entschieden entgegen zu treten. Wir verbinden uns mit allen, die es im Alltäglichen und im eigenen Umfeld genauso tun.“
Es ist gut, heute hier zu sein.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
2. März 2024
32 Jahre lang war Kerstin Mohn Pfarrerin der Kirchengemeinde Herrnhaag, fast ihr halbes Leben. Dabei hatte sie nie vorgehabt, so lange an einem Ort zu bleiben. „Aber es gab einfach keinen Grund zu gehen“, beteuert sie. Nun muss sie das Pfarrhaus in Vonhausen und die kleine Kirche auf dem Herrnhaag, die ihr ans Herz gewachsen ist, verlassen: Kerstin Mohn geht in den Ruhestand. Am Sonntag, 3. März, wird sie im Gottesdienst um 14 Uhr entpflichtet.
Ihrer Zukunft blickt sie mit gemischten Gefühlen entgegen. Sicher, sie freut sich, aufs Reisen und Wandern, auf Treffen mit Freundinnen, wofür ihr der Beruf nur wenig Zeit gelassen hat, auf einen Kochkurs, damit sie es endlich „richtig“ lernt. Und doch ist ihr auch ein wenig bang: „Ich weiß noch nicht, was das mit mir machen wird.“ Der Beruf hat sie immer ausgefüllt. Die Arbeit mit Kindern - pure Freude, wenn sie davon erzählt. Jedes Jahr hat sie ein Krippenspiel geschrieben und mit den Kindern aufgeführt. Zum Abschied unternimmt sie mit ihnen noch eine Nachtwanderung, 35 haben sich schon angemeldet.
Menschen begleiten, ihnen Halt geben und für sie da sein, von der Wiege bis zur Bahre, so versteht sie ihren Beruf. Trotz aller Veränderungen könne Kirche noch immer den Blick auf den Einzelnen legen: taufen, konfirmieren, trauen und auch den letzten Weg mitgehen. „Was für eine Ehre, die letzten Worte über einen Menschen sagen zu dürfen und so sein Leben zu würdigen.“ Dankbarkeit mischt sich in ihre Worte, wenn Kerstin Mohn solche Sätze sagt.
Der Vater hätte die Tochter gerne als Ärztin oder Anwältin gesehen, die junge Kerstin aber wusste früh: „Ich will mit Menschen arbeiten.“ In Nidda, wo sie aufgewachsen ist, vermittelte in den 1970ern ein junger Pfarrer den Jugendlichen ein neues, ein anderes Bild von seinem Beruf: zugewandt, dynamisch, unkonventionell. Den spirituellen Input gab es im Bibelkreis am Gymnasium. Es muss eine besondere Atmosphäre gewesen sein, denn vier oder fünf aus Kerstin Mohns Jahrgang ergriffen den Pfarrberuf.
Sie erinnert sich noch, wie die Evangelische Kirche damals um junge Frauen und Männer warb: „Weil Menschen Menschen brauchen.“ Der Satz wurde zu ihrer Maxime. Als Pfarrerin wollte sie immer nahbar sein. Ansprechbar. Teil des sozialen Kitts, der ihre drei Dörfer Vonhausen, Diebach am Haag und Lorbach zusammenhält. „Ich bin keine Pfarrerin mit Sprechstunde. Ich lebe mit den Leuten.“
Nach Vonhausen kommt man nur, wenn man muss. Oder will. Das Dorf abseits der großen Straßen passieren weder Pendler noch Touristen. Und so musste Kerstin Mohn ihre Mutter fragen, als sie sich 1992 um die Pfarrstelle Herrnhaag bewarb: „Wo liegt das überhaupt, Vonhausen?“
Mit ihrem damaligen Mann Oliver Nünninghoff teilte sie sich zunächst die Stelle. Das hatten sie nach ihrer Ordination im Februar 1986 schon in Höchst im Odenwald auf ihrer ersten Pfarrstelle so gehalten. Das war die Zeit der Babyboomer und es gab viel mehr Bewerber als Pfarrstellen. Den Mohns genügte die eine Stelle. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden und immer gut zusammengearbeitet“, sagt Kerstin Mohn, die damit sowohl Pfarrerin als auch Pfarrfrau war. Kein leichter Start: Die älteren Kollegen beäugten die junge Frau kritisch und die Pfarrfrauen luden sie nicht zu ihren Treffen ein, weil sie auch Pfarrerin war.
Heute amüsieren Kerstin Mohn diese „anderen Zeiten“ Ende der 1980er Jahre. Aber damals, als einzige Frau im Odenwälder Pfarrkonvent, war ihr nicht immer zum Lachen zumute. Bei ihrem letzten Pfarrkonvent im Dekanat Büdinger Land Mitte Februar in Vonhausen berichtete sie den Kollegen, wie sie im Vikariat nach einer Beerdigung von einem Gemeindemitglied gelobt wurde: „Das haben sie aber schön gemacht. Hat ihr Mann ihnen geholfen?“ Großes Gelächter, die Zeiten haben sich gottlob gewandelt.
Seit 2012 ist sie alleinige Inhaberin der Pfarrstelle. Drei Dörfer, ein Kirchenvorstand, eine Kirche, sonntags nur ein Gottesdienst. „Das ist schön. Doch uns gehört auch der Friedhof, den wir pflegen und verwalten müssen.“ Viel Arbeit. Einerseits. Andererseits „gab mir der Friedhof die Möglichkeit mit Menschen in Kontakt zu kommen, mit denen ich als Pfarrerin sonst nicht in Kontakt gekommen wäre“. Mit der Reform der EKHN wird sich auch die Kirchengemeinde Herrnhaag verändern.
Die Konfirmation am 12. Mai wird Pfarrerin Kerstin Mohn noch feiern, auch taufen und trauen wird sie noch, aber sie packt schon. Die Verantwortung abzugeben, fällt ihr nicht leicht. In Altenstadt hat sie eine Wohnung, in der zurzeit noch ihr Sohn lebt. Sie will auf jeden Fall in der Gegend bleiben. Hier sind ihre Freunde, ihre 95-jährige Mutter. Alles wird sich fügen, sie sei „neugierig und offen“. (jub)
28. Februar 2024
Viel Applaus gab es für die jungen Musikerinnen und Musiker von Junior Brass in Ulfa. Sie alle gehen aus heimischen Posaunenchören hervor. Foto: Burkhard Schmidt
Der Posaunenchor Ulfa feiert in diesem Jahr ein bemerkenswertes Jubiläum: das 75-jährige Bestehen seit seiner Gründung im September 1949 durch Pfarrer Wilhelm Schmitt. Zur Feier dieses Ereignisses gab Junior Brass, der Jugendauswahlposaunenchor der Propsteien Oberhessen und Nordnassau des Posaunenwerkes der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Ulfa ein Gastspiel. Die Jugendlichen, 35 talentierte Musikerinnen und Musiker, leiteten die Jubiläumsfeierlichkeiten mit einem mitreißenden Konzert ein.
Der Saal des Bürgerhauses, durch den Posaunenchor Ulfa bereits am Morgen mit reichlich Stühlen ausgestattet, bot eine festliche Kulisse. Anna Hahn vom Ulfaer Posaunenchor eröffnete die Veranstaltung und begrüßte über 200 Gäste. Unter großem Applaus betraten die Musiker die Bühne und spielten bekannte Melodien wie „Star Trek Lover Decks“ von Chris Westlake und den Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Martin Reutner.
Im Laufe des Konzertes stellte Landesposaunenwart Albert Wanner die jungen Musikerinnen und Musiker der Reihe nach vor. Sie gehen alle aus heimischen Posaunenchören hervor, aus Schotten, Langd, Hirzenhain im Westerwald, Romrod, Eisemroth, Wetzlar, Rosbach, Schafheim, Alsfeld und natürlich Ulfa. Die weiteste Anreise hatte ein junger Bläser aus Bremen, der eigens für das Konzert nach Oberhessen gekommen war.
Höhepunkte des Konzerts waren Einlagen von zwei Posaunensolisten, die Frank Sinatras „My Way“ präsentierten. Nach weiteren beeindruckenden Stücken, darunter „Watermelon Man“ von Herbie Hancock und „Sway“ von Michael Bublé, folgte eine Pause, in der sich die Zuhörer bei kühlen Getränken und Snacks erfrischen konnten.
Die zweite Konzerthälfte begeisterte mit weiteren eindrucksvollen Darbietungen, darunter Ennio Morricones „Moment for Morricone“ und Phil Coulters „The Town I Loved So Well". Das Programm endete mit „MacArthur Park“ von Jimmy Webb und der Zugabe „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck.
Pfarrer Reiner Isheim schloss das Konzert mit einem Abendsegen für alle, doch die begeisterten Zuhörer verlangten mit Stehenden Ovationen nach mehreren Zugaben, die Junior Brass gerne gewährte.
Dieses Jubiläumskonzert markierte den Auftakt zu weiteren Festlichkeiten, die am Sonntag, 29. September, mit einem Jubiläumsgottesdienst im Bürgerhaus Ulfa und einem gemeinsamen Kaffeetrinken mit benachbarten Posaunenchören aus dem Dekanat Büdinger Land fortgesetzt werden. (PM)
26. Februar 2024
Welche besonderen Orte gibt es in ihren Gemeinden und Nachbarschaftsräumen, die bei der Veranstaltung 2027 eine Rolle spielen könnten? In Gruppen diskutierten die Synodalen – hier aus den Nachbarschaftsräumen Schotten (rechts) und Limes (links) – erste Ideen und Fragen zur Landesgartenschau. Fotos: Seipel
Das Gebiet der Landesgartenschau 2027 in Oberhessen ist nahezu identisch mit dem des Evangelischen Dekanats Büdinger Land. Nicht allein deshalb will und soll Kirche in das interkommunale Großereignis eingebunden werden. „Garten, Grün und Schöpfung, das gehört zusammen“, sagte Florian Herrmann, einer von drei Geschäftsführern der Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH, als er jetzt bei der Tagung der Dekanatssynode im Bürgerhaus Nidda den aktuellen Stand der Planung vorstellte.
Das Gebiet der Gartenschau nannte er den „letzten Zipfel der Region Rhein-Main mit Entwicklungspotenzial“. Deshalb soll die Vermarktung über den Begriff „Entdeckerregion“ erfolgen: in elf Kommunen mit 22 Themenwochen, vier Ausstellungsflächen und vielen Gelegenheiten für die Kirche vor Ort, sich einzubringen.
Die Synodalen aus den sieben Nachbarschaftsräumen des Dekanats - Pfarrerinnen und Pfarrer ebenso wie Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher - waren im Anschluss an ihren Tischen zum Gedankenaustausch eingeladen: Welche besonderen Orte gibt es in ihren Gemeinden beziehungsweise Nachbarschaftsräumen, die bei der Gartenschau eine Rolle spielen könnten? Welche Kirchen bieten sich für Veranstaltungen an? Was ist aufzuwerten beziehungsweise zu entwickeln? Welche Kooperationen lohnen sich? „Denn“, so Herrmann, „wir sind auf den Input aus der Bevölkerung angewiesen.“ Auch für die Veranstaltung selbst brauche es das Engagement von Ehrenamt und Vereinen.
An Pinnwänden im Saal wurden nicht nur erste Vorschläge und Ideen gesammelt, sondern auch Fragen und Anmerkungen aus den Reihen der Synodalen zum Thema Landesgartenschau. Beides, die Ideen und die Fragen, sollen in die weitere Arbeit einer Projektgruppe des Dekanats einfließen.
Auch wie sich die Landeskirche zentral an einem Standort während der gesamten Veranstaltung präsentieren kann, war Thema. Dazu waren Mareike Frahn-Langenau und Petra Eschmann, Projektleiterinnen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) für solche Großveranstaltungen, nach Nidda gekommen. Grundsätzlich sei eine Landesgartenschau ein guter Ort, um viele Menschen zu erreichen und das Bild von Kirche zu stärken. Aber, räumte Frahn-Langenau ein, „die Bedingungen in der EKHN haben sich geändert. ,Wir machen mal‘ ist nicht mehr“. Auf jeden Fall brauche das Vorhaben eine gute Abstimmung und vor allem die Menschen aus der Region für einen starken Auftritt mit einer fixen Präsenz.
Nach diesem ersten Aufschlag wird das Thema Landesgartenschau die Synode auch weiterhin beschäftigen.
Zuvor hatten die Synodalen den Haushaltsplan des Dekanats für 2024 mit einem Volumen von rund 2,3 Millionen Euro verabschiedet. Den Etat hatte Volker Luh, Leiter der Evangelischen Regionalverwaltung Wetterau, mit Beispielen vorgestellt und versucht, dem Zahlenwerk und dem „Mysterium Bilanz“ seinen Schrecken zu nehmen. (jub)
25. Februar 2024
Auch bei der Demonstration in Schotten war die Evangelische Kirche vertreten. Pfarrerin Silvia Heuermann (rechts) nannte die Menschen, die nach Deutschland kommen, eine Bereicherung für das gesellschaftliche Leben. Foto: Stoll
Geschätzt 500 Menschen haben am Sonntag in Schotten für den Schutz und die Stärkung unserer Demokratie, gegen Rechtsradikalismus, Hass und Hetze demonstriert. Dazu aufgerufen hatte die Bürgerinitiative „Schotten – weltoffen und bunt“. Vom Treffpunkt an der Festhalle bewegten sich die Demonstranten zur Kundgebung in der Altstadt nahe bei der Liebfrauenkirche, wo zahlreiche Redner ihre Stimme erhoben gegen Extremismus und Ausgrenzung. Für die evangelische Kirchengemeinde Schotten ergriff Pfarrerin Silvia Heuermann das Wort: "Schotten ist ein absoluter Ort der Integration. Die Menschen, die zu uns kommen, sind eine Bereicherung für das gesellschaftliche Leben“, sagte Heuermann. Wenn alle Menschen mit Migrationshintergrund Deutschland verlassen müssten, würde das gesellschaftliche Leben weitgehend zusammenbrechen, so die Pfarrerin.
24. Februar 2024
Im Bürgerhaus Nidda fand die Dekanatssynode statt, in deren Rahmen die Resolution verabschiedet wurde. Foto: Seipel
Die Dekanatssynode hat bei ihrer Frühjahrstagung am Samstag im Bürgerhaus Nidda eine Resolution für Menschenwürde und Demokratie verabschiedet. „Es ist traurig, dass wir so etwas überhaupt zu verabschieden haben“, sagte Rolf Hartmann, Vorsitzender des Dekanatssynodalvorstandes, vor der Abstimmung. „Aber die Populisten sind auf dem Vormarsch.“ Angesichts der Ergebnisse der jüngsten Landtagswahl am 8. Oktober vergangenen Jahres, bei der die AfD in einigen Stimmbezirken in Wetterau und Vogelsberg deutlich über 30 Prozent der Wählerstimmen erhalten hat, sei es wichtig, dass Christinnen und Christen sich positionieren, so Hartmann weiter. Das Programm der AfD sei mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar.
Zuvor hatte Hartmann in seinem Rechenschaftsbericht unter dem Applaus der Synodalen betont, dass das Dekanat die Demonstrationen und Kundgebungen in der Region für Demokratie und gegen Rechtsextremismus durch aktive Teilnahme unterstütze. (jub)
Die Resolution des Dekanats im Wortlaut:
Alle Menschen sind als Ebenbild Gottes gleich und frei geschaffen. Davon sind wir als Christinnen und Christen überzeugt. Jesus Christus lehrt uns Nächstenliebe und Solidarität vor allem mit denen, deren Stimme oft überhört wird. Nach unserem christlichen Verständnis trägt jeder Mensch mit seinen besonderen Fähigkeiten und Gaben Verantwortung für unsere Mitmenschen und die Welt, in der wir leben.
Die aktuellen Versuche, die Demokratie in unserem Land zu unterwandern, stellen eine Gefahr dar. Sie drücken die Ablehnung des Rechtsstaates aus und missachten die Würde unserer Mitmenschen. Hass und Ausgrenzung, die gezielt geschürt werden, bedrohen unsere gesellschaftliche Ordnung.
Das Dekanat Büdinger Land lehnt daher jede Form von Antisemitismus entschieden ab. Dass sich Jüdinnen und Juden in unserem Land nicht mehr sicher fühlen, erschüttert uns. Religionsfreiheit gehört zu den Grundrechten jedes Menschen. Wir stehen an der Seite von Menschen jüdischen Glaubens und bekräftigen unsere Verbundenheit.
Das Dekanat Büdinger Land verurteilt jede Form von Muslimfeindlichkeit. Die zunehmenden Ausgrenzungsversuche verstärken Vorurteile und Ablehnung und sind daher mit unserem Verständnis von Freiheit und Gleichheit nicht vereinbar. Wir stehen hier an der Seite von Menschen muslimischen Glaubens und bekräftigen unsere Wertschätzung.
Das Dekanat Büdinger Land stellt sich entschieden gegen jede Form von Hass und Feindlichkeit, die Flüchtlingen entgegengebracht wird. Menschen, die in unserem Land Zuflucht suchen, stehen unter unserem Schutz. Ein sicheres Leben in Würde ist ein Grundrecht, das man sich nicht verdienen muss. Wir stehen an der Seite von den Menschen, die in unsrem Land auf Frieden und Sicherheit hoffen.
Das Dekanat Büdinger Land verurteilt daher jede Form von Ausgrenzung aufgrund der Herkunft eines Menschen, aufgrund seiner Hautfarbe, seiner Religion, seiner Sprache, der sexuellen Orientierung oder des Geschlechts Wir treten entschieden gegen Faschismus, Nationalismus und Rechtspopulismus ein. Wir bekennen uns zur Demokratie und zu den Menschenrechten. Wir fördern Toleranz und Respekt und setzen uns mit unseren unterschiedlichen Gaben für eine offene und inklusive Gesellschaft ein. Unser Verständnis von Gerechtigkeit weist uns hier den Weg. Als Teil der Zivilgesellschaft nehmen wir unsere Verantwortung für die Menschen in unserem Land sehr ernst. Wir verpflichten uns, jeglicher Form von rassistischem, diskriminierendem und demokratiefeindlichem Gedankengut entschieden entgegen zu treten. Wir verbinden uns mit allen, die es im Alltäglichen und im eigenen Umfeld genauso tun.
Wir verteidigen die Menschenrechte. Wir verbinden uns mit allen, die gegen ihre Missachtung Widerstand leisten.
24. Februar 2024
Tischgruppen statt Tischreihen: Seit einiger Zeit tagt die Synode "kommunikativ". Präses Rolf Hartmann (Mitte) warf einen umfassenden Blick auf Themen und Arbeit im Dekanat. Kornelia Brückmann (rechts) verabschiedete sich nach 16 Jahren als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung. Sie tritt nicht mehr zur Wahl an und bat: Verlieren sie die Mitarbeitenden nicht aus dem Blick. Fotos: Seipel
Kirche in der Region sichtbar machen, sei ein zentrales Anliegen der Dekanatsleitung, sagte Präses Rolf Hartmann am Samstag in seinem Bericht vor der Synode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land im Bürgerhaus Nidda, die dort zu ihrer Frühjahrstagung zusammengekommen war. Mit Angeboten wie dem neuen regelmäßigen Gesprächsforum „Talk am Turm“ sei das Dekanat auf einem guten Weg. Dazu gehöre aber auch, Position zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen zu beziehen, womit Hartmann sich auf die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in der Region bezog, die das Dekanat durch aktive Teilnahme unterstütze. Die Synodalen forderte er auf, sich hinter dem Kirchenbanner zu versammeln, wo immer sie es bei einer solchen Veranstaltung sehen.
Es reiche allerdings nicht aus, wenn Christinnen und Christen verbal für Vielfalt einstünden, „sondern wir haben uns aktiv um die Menschen, die zu uns kommen, zu kümmern“, konstatierte der Präses. Einige Gemeinden hätten ein Kirchenasyl ermöglicht. Auch das Dekanat habe in seinen Räumen in Nidda einem jungen Mann aus Afghanistan Kirchenasyl gewährt und Sorge getragen, dass er nun in Deutschland ein geordnetes Anerkennungsverfahren bekommt.
Die Bewahrung der Schöpfung ist ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit, den Hartmann nannte. Zum einen habe das Dekanat das kirchliche Umweltmanagement Grüner Hahn eingeführt, um seine Klimabilanz zu verbessern, zum anderen den Zuschlag für einen von fünf aus Bundes- und EKHN-Mitteln finanzierten Klimaschutzkoordinatoren erhalten, um die teilnehmenden Kirchengemeinden – im Dekanat sind es 22 - und Nachbarschaftsräume bei dem Wandel zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu unterstützen.
Vorherrschendes Thema ist nach wie vor der Reformprozess „ekhn2030“, der Kirche nachhaltig verändern wird. Die sieben Nachbarschaftsräume, zu denen sich die 76 Kirchengemeinden im Büdinger Land zusammengeschlossen haben, seien nun auf dem Weg. Als nächstes müssten die Verkündigungsteams gebildet werden, bestehend aus Pfarrerinnen und Pfarrern, Gemeindepädagoginnen und -pädagogen, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern, die künftig in den Nachbarschaftsräumen ihren Dienst versehen werden. Hier warte das Dekanat auf eine Meldung aus den Nachbarschaftsräumen, welche inhaltlichen Schwerpunkte dort jeweils gesetzt werden sollen.
Parallel hat eine Bereisung der Bauabteilung der EKHN stattgefunden, um Konzepte für die Gebäudeentwicklung in den Nachbarschaftsräumen zu erarbeiten, denn nicht alle Gemeindegebäude werden weiterhin finanziert. „Für uns war es interessant zu sehen, wie viele schöne Kirchen es in unserem Dekanat gibt und wie viel lebendiges Gemeindeleben in vielen Gemeindehäusern stattfindet“, sagte Hartmann.
Im weiteren Verlauf der Tagung gab es zu „ekhn2030“ allerdings auch Kritik. Die mit dem Prozess verbundene hohe Arbeitsbelastung sowohl für Haupt- als auch Ehrenamtliche führe dazu, „dass die Leute die Lust verlieren“, sagte der Synodale Horst Kaltenschnee. Dem Dekanatssynodalvorstand (DSV) trug er auf, die Kirchenleitung auf diese Überlastung hinzuweisen. Ansonsten werde es schwer werden, für die Kirchenvorstandswahl 2027 Bewerber zu finden.
„Damit laufen sie bei mir offene Türen ein“, entgegnete Hartmann. Auch der DSV arbeite, bis auf Dekanin und stellvertretenden Dekan, ehrenamtlich und spüre die hohe Arbeitsbelastung. Andererseits verteidigte der Präses die demokratische Struktur der Landeskirche und die Einbindung der Basis in Entscheidungen. Er wolle keinen Bestimmer haben, der sage, wo es langgeht.
Dekanin Birgit Hamrich sicherte zu, dass die Dekanate ein entsprechendes Signal an die Kirchenleitung senden werden. „Ich sehe mit Sorge, dass wir alle überlastet werden und dass Anträge, auch wenn wie gut sind, dann auf Widerstand stoßen. Überfordern sie sich nicht. Wir müssen nicht die Welt retten, sondern dafür sorgen, dass unser Boot nicht untergeht.“
Begonnen hatte die Dekanatssynode mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche Nidda, den Pfarrer David Jumel gestaltete. Seiner Predigt legte er ein Sprichwort von Paul Claudel zugrunde: „Gott schreibt auch auf krummen Linie gerade.“ Pröpstin Dr. Anke Spory, gerade zurückgekehrt von einem Besuch in der indischen Partnerdiözese East Kerala, sprach ein Grußwort. (jub)
24. Februar 2024
Ein bisschen aufgeregt und perfekt verkleidet als Piraten präsentieren Liv, Mia, Carl und Kieran (von links) aus Eckartshausen die Schatzkisten und das Jahresthema des Dekanats. Foto: Seipel
Es war ein Überraschungsmoment auf der gewöhnlich eher sachlich und ruhig verlaufenden Synode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land, als plötzlich zur Musik aus dem Film „Fluch der Karibik“ kleine Piraten große Schatzkisten in den Saal des Niddaer Bürgerhauses trugen. Mia, Liv, Carl und Kieran aus Eckartshausen, gekleidet in fantasievolle Seeräuberkostüme, präsentierten das Jahresthema des Dekanats - „Auf Schatzsuche im Nachbarschaftsraum“ - und überreichten sieben Schatzkisten an die sieben Nachbarschaftsräume, zu denen die 76 Kirchengemeinden des Büdinger Lands seit dem 1. Januar zusammengeschlossen sind. Die Schatzkisten sollen die Entdeckerlaune wecken und übers Jahr 2024 reich befüllt werden.
Der Reformprozess „ekhn2030“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau verlangt den Haupt- und Ehrenamtlichen gerade einiges ab. Organisatorische Aufgaben, viele Herausforderungen und auch Unsicherheit verstellen oft die Sicht auf das Gute, das doch da ist. Die Schatzkisten sollen die Blicke auf das lenken, was Kirche ausmacht: christliche Gemeinschaft, ob in (besonderen) Gottesdiensten, in Gesprächskreisen, beim Pilgern, bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, bei Gemeindefesten und Ausflügen oder in der Begegnung mit geflüchteten Menschen. All das Bewährte und Gute aus den Gemeinden soll in Form von Texten, Bildern, Filmen (der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt) in die Kisten gepackt werden. Dazu sollen die Truhen bis zum Jahresende durch die Gemeinden gereicht werden und die Menschen miteinander ins Gespräch bringen über das, was für sie Kirche ausmacht: in der Konfirmandengruppe ebenso wie im Seniorenkreis oder in der Kinderkirche. Auch in den Gottesdiensten können sie auf dem Altar daran erinnern: Wir haben viele Schätze.
Am Ende des Jahres, am 20. Dezember, sollen die Schatzkisten im Hof des Margaretha-Pistorius-Hauses in Nidda bei einer „Feier mit Feuerschein und Sternenglanz“ übergeben werden. Eine noch zu benennende Kommission aus Menschen, die nicht primär der Kirche zuzuordnen sind, wird aus jeder Schatzkiste drei Beispiele auswählen, die erstmals bei der Synode im Januar 2025 und im Laufe des Jahres vorgestellt werden sollen. „Ausdrücklich geht es dabei nicht um eine Bewertung des Inhalts, sondern um Vielfalt, um neue Ideen, die zum Nachahmen anregen, und am Ende natürlich um ein Miteinander in den neuen Nachbarschaftsräumen und eine Identifikation der Menschen mit ihrer Kirche“, so Dekanin Birgit Hamrich. (jub)
17. Februar 2024
Dekanat und Kirchengemeinden zeigen Gesicht bei der Kundgebung in Gedern, Pfarrer Ulrich Bauersfeld, stellvertretender Dekan, bezieht am Mikrofon Position. Viele Menschen haben sich im Schlosshof versammelt. Daniela Hinsche-Drescher vom Gederner Kirchenvorstand und ihr Mann Rainer Drescher stimmen das Lied "Hejo, spann den Wagen an" an, das, mit neuem Text, auf vielen Demos gesungen wird. Elisabeth Schick von der veranstaltenden Interessengemeinschaft Gedern für Demokratie freut sich mit emotionalen Worten über die große Resonanz. Fotos: Seipel
Die Rede von Pfarrer Ulrich Bauersfeld, stellvertretender Dekan, im Wortlaut:
„Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.
Wunderbar sind deine Werke.“
Ein Vers aus den Psalmen – aus Psalm 139.
„Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.
Wunderbar sind deine Werke.“
Früher dachte ich: Kann man so etwas eigentlich sagen?
Ist das nicht eher peinlich?
Wunderbar? Ich? Mit all meinen Ecken und Kanten?
Die Haare beginnen, auszufallen. Und die Zähne langsam auch.
Wunderbar gemacht? Ich?
Später habe ich begriffen: Es stimmt.
Gott hat mich wunderbar gemacht – so wie ich bin.
Er hat mich wunderbar gemacht – und alle anderen auch.
Gott hat uns wunderbar gemacht.
Wir sind Gottes Geschöpfe – alle einzigartig.
Alle wertvoll. Unendlich wertvoll. Trotz aller Ecken und Kanten.
Das steht nicht nur in der Bibel. Das sagt auch das Grundgesetz:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Alle Menschen sind wertvoll – unendlich und in gleicher Weise.
Vieles in dieser Welt ist nicht einfach.
Viele Entscheidungen sind nicht einfach.
Und dabei gibt es immer wieder unterschiedliche Meinungen.
Das ist so. Und dazu dürfen wir auch stehen.
Aber eins muss dabei für mich immer klar sein:
Der Respekt vor dem anderen Menschen.
Der muss da sein: Der Respekt vor dem anderen Menschen,
der genauso wertvoll ist wie ich – wie wir.
Es darf kein Unterschied gemacht werden bei der Würde der Menschen.
Eine Partei, die die Würde von Menschen missachtet,
ist für mich nicht wählbar.
Ich spreche zu Ihnen
als Vertreter der evangelischen Kirchengemeinden
der Großgemeinde Gedern
und grüße Sie besonders von Frau Hillgärtner,
der evangelischen Pfarrerin hier in der Kernstadt.
Sie ist heute mit den Konfirmanden verreist.
Ansonsten hätte sie zu uns gesprochen.
Ich spreche zu Ihnen
auch im Namen des evangelischen Dekanats Büdinger Land.
Und ich appelliere an uns alle:
Lasst uns den Mut haben zur Vielfalt, auch zur politischen Vielfalt,
auch zur Vielfalt der Meinungen in vielen Sachfragen.
Doch lasst uns dabei immer die Würde der anderen im Blick haben,
die Würde der anderen Menschen, die Gott wunderbar gemacht hat,
die absolut wertvoll sind – genau wie wir selbst.
Es gibt keinen Unterschied
im Wert und in der Würde der einzelnen Menschen.
12. Februar 2024
Das Jahresprogramm der Evangelischen Jugend im Dekanat Büdinger liegt vor. Druckfrisch, ein Heft voller Gelegenheiten. Diejenigen, die mit der Evangelischen Jugend schon unterwegs waren, haben sehnsüchtig darauf gewartet. Für alle anderen lohnt sich ein Blick in das Heftchen im praktischen Pocket-Format allemal. Denn wer Lust darauf hat, Menschen und Länder kennenzulernen, wer gerne gemeinsam mit anderen etwas unternimmt, Entdeckungen macht, Abenteuer besteht, kann aus einer Fülle von Veranstaltungen auswählen. Die Online-Anmeldung für die Freizeiten und Kurse startet am Donnerstag, 15. Februar (ejbl-erleben.de/angebote/anmeldung/).
Ganz bewusst nimmt Dekanatsjugendreferent Patrick Papendorf im Vorwort des Heftchens Bezug auf die Jahreslosung 2024 der christlichen Kirchen: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Dieser Satz steht in der Bibel (1. Korinther 16,14) und er soll auch für die Unternehmungen der Evangelischen Jugend gelten: „Egal, ob wir uns gemeinsam auf Reisen begeben oder lokale Aktivitäten organisieren, wir möchten eine Atmosphäre schaffen, in der sich jeder willkommen und geliebt fühlt“, schreibt Papendorf.
Was wird denn nun geboten? Eine Menge: zum Beispiel eine Jugendfreizeit in Spanien (vom 15. bis 26. Juli für junge Menschen im Alter von 15 bis 18 Jahren) oder eine Freizeit unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“, die nach Österreich, Tschechien, Slowenien und Kroatien führt (für 14- bis 18-Jährige vom 16. bis zum 27. Juli). Aber man muss gar nicht in die Ferne schweifen, um zusammen mit anderen eine gute Zeit zu verbringen. So findet in der Jugendherberge Büdingen vom 15. bis zum 19. Juli eine Singfreizeit statt für Klein und Groß von acht bis 17 Jahren. Im Evangelischen Freizeitzentrum Rodheim sind vom 20. bis zum 24. August Abenteuertage mit Pferden geplant für Zehn- bis 13-Jährige. Vorgesehen sind ferner eine Familien-Freizeit für Kinder, Eltern und Großeltern, Bastelangebote zu Ostern und Weihnachten im Jugendhaus Schotten und im Jugendbahnhof Bleichenbach und anderes mehr.
Zum Jugendkirchentag in Biedenkopf geht es vom 30. Mai bis zum 2 Juni. Motto in diesem Jahr: „Kopf frei, Herz offen!“ Auch an die Ehemaligen denken die Veranstalter. Für Menschen ab 18 Jahren gibt es im Mai ein Wochenende in der Jugendherberge Orléans in Frankreich – mit Ausflug nach Paris, um Erinnerungen aufleben zu lassen.
Das sind nur einige Beispiele aus dem Jahresprogramm. Die 53 Seiten starke Heftchen, das außerdem über Angebote für Konfi-Gruppen und über die Jugendleiter-Ausbildung informiert, liegt an vielen öffentlichen Stellen aus. Online findet man es hier und auf der Website der Evangelischen Jugend Büdinger Land (www.evbj-erleben.de). Wer Fragen zu den Angeboten hat, wendet sich an die Dekanatsjugendreferenten Patrick Papendorf, Telefon 0160/99151262 oder 06043/802618, E-Mail: patrick.papendorf@ekhn.de, oder Adriana Hottenroth, Telefon 06043/802619, E-Mail adriana.hottenroth@ekhn.de. (jub)
10. Februar 2024
Deutlich erkennbar am Samstag auf der Demonstration für Demokratie und Vielfalt in Nidda: Vertreterinnen und Vertreter des Dekanates Büdinger Land und der Kirchengemeinden hinter einer lila Fahne mit dem Facettenkreuz. Stark vertreten war auch die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde aus Nidda. Viele Menschen trugen Schilder oder hatte Parolen angeheftet, beispielsweise am Rucksack. Für das Dekanat Büdinger Land sprach auf der Kundgebung Präses Rolf Hartmann (Foto unten rechts). Fotos: Seipel
Die Rede von Präses Rolf Hartmann im Wortlaut:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
am 18. Oktober 1945 verabschiedete der Rat der evangelische Kirche in Deutschland die Stuttgarter Schulderklärung in der er eine Mitschuld an der Naziherrschaft eingestanden hat. Vorausgegangen war eine zwölfjährige Herrschaft der Nazis, die zum Tode von Millionen von Menschen, zur Zerstörung Europas und zu vielfachem Leid geführt hat.
Wir als Christinnen und Christen im Evangelischen Dekanat Büdinger Land möchten nicht, dass es irgendwann wieder nötig ist, dass wir eine solche Schulderklärung abgeben müssen. Darum stehen wir hier, gemeinsam mit Euch, um uns für die Achtung der Menschenwürde, Vielfalt, Demokratie und die Bewahrung der Schöpfung auszusprechen.
Wir stehen hier gegen Hass und gegen alle Versuche an unsere Demokratische Ordnung Hand anzulegen. Wer in diesem Land „Remigration“ von Menschen fordert, muss wissen, dass das das Gegenteil unseres Verständnisses von Migration und Integration ist
Für uns sind alle Menschen als Gottes Ebenbild geschaffen und besitzen eine unantastbare Würde. Ich bin daher froh, dass Ihr euch aufgemacht habt, euch solchen menschenverachtenden Ideen in den Weg zu stellen. Wenn sich überall in unserem Land Menschen auf den Weg machen, um zu zeigen, dass sie für Demokratie und Vielfalt sind, so ist das ein gutes Zeichen.
Auch dass Ihr alle gekommen seid, obwohl gerade in unserer Region mit starken rechtsradikalen Strömungen, das mehr Mut erfordert als in den Metropolen, ist ein starkes Signal.
Alleine das wird nicht reichen. Das Bekenntnis zu Vielfalt und Demokratie, der Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus, Intoleranz und Populismus ist keine einmalige Angelegenheit für einen Samstagnachmittag. Vielmehr müssen wir das Alle im Alltag ständig leben. Wir alle, egal woher wir kommen und welche Wurzeln wir haben, sind aufgerufen, täglich aufs Neue uns für die Bewahrung der Menschenwürde, für ein friedliches Zusammenleben und für gegenseitige Achtung einzusetzen.
Es ist nicht genug, sich von rechtspopulistischen Parolen abzuwenden. Wir müssen uns damit auseinandersetzten, immer und überall.
8. Februar 2024
Gruppenbild mit Dekanin Birgit Hamrich. Die Schauspieler Edgar M. Böhlke und Claudio Vilardo (2.u.3.v.l.) schlüpfen in die Rollen von Natan Sznaider und Navid Kerkmani, Roman Kuperschmidt (2.v.r) begleitet die Lesung musikalisch auf der Klarinette, Dr. Dr. Peter Noss (r.) steuert Fachwissen bei und Prof. Diwi Dreysse (l.) ist einer der Initiatoren der Lesereihe aus dem Buch "Israel. Eine Korrespondenz" von Navid Kermani und Natan Sznaider. Foto: Seipel
Es war ein Abend, der noch lange nachhallt: Im Pferdestall des Büdinger Oberhofes lasen die beiden Schauspieler Edgar M. Böhlke und Claudio Vilardo aus einem mehr als 20 Jahre alten E-Mail-Schriftwechsel über den Nahost-Konflikt, der heute aktueller ist denn je, weshalb ihn der Hanser Literaturverlag nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel neu aufgelegt hat. Denn die beiden, die sich da über einen Zeitraum von drei Monaten austauschen - der Israeli Natan Sznaider und der Deutsch-Iraner Navid Kermani -, zeigen, was in der öffentlichen Debatte über den Konflikt kaum möglich scheint und doch so bitter nötig wäre: dem Gegenüber zuhören, sich auf seine Gedanken und Argumente einlassen und versuchen, seine Sichtweise zu verstehen. Oder wenigstens zu respektieren. „Wir lernten voneinander, dass jeder von uns vielleicht auch denken würde wie der andere, wenn ihn dessen Erlebnisse und Erfahrungen geprägt hätten“, sprechen Edgar M. Böhlke in der Rolle des des Soziologen Natan Sznaider und Claudio Vilardo als der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani nach gut 60 betroffen machenden Minuten den Epilog gemeinsam.
Das Evangelische Dekanat Büdinger Land hatte zu dieser Lesung eingeladen. Es folgte damit einer Initiative aus Frankfurt, die im Dezember eine Lesereihe aus dem Buch „Israel. Eine Korrespondenz“ Navid Kermani und Natan Sznaider angeregt hatte, weil diese Korrespondenz ein Modell anbieten könne, „wie man sich zu den aktuellen Ereignissen in Israel und Palästina verhalten könnte, ohne in antisemitische und muslimfeindliche Ressentiments zu verfallen“, so Werner Heinz und Diwi Dreysse, die den Aufruf gestartet hatten. Letztgenannter war am Mittwoch in Büdingen im Publikum und sichtlich bewegt. Es sei die mittlerweile siebente Lesung der Reihe, die er besucht habe, aber keine habe ihn so angerührt wie diese. Das sei Verdienst der beiden Schauspieler, die den Text nicht gelesen, sondern die Rollen der Schreiber Kermani und Sznaider eingenommen und deren starken Emotionen glaubhaft Ausdruck verliehen hätten. Zudem lobte Dreysse die Textbearbeitung von Claudio Vilardo, der das Werk „auf das Kernproblem fokussiert“ habe, so Dreysse.
Die darstellerische Leistung von Edgar M. Böhlke und Claudio Vilardo ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die beiden sich nur zweieinhalb Stunden vor der Lesung zum ersten Mal persönlich begegnet sind. Alle Absprachen hatten zuvor telefonisch stattgefunden. Gleiches gilt für den Klarinettisten Roman Kuperschmidt, wie Vilardo aus Frankfurt. Kuperschmidt war spontan eingesprungen, weil der angekündigte Markus Rölz erkrankt war. Seine melancholische Liedauswahl und sein einfühlsames Spiel schufen die Atmosphäre, in der die gesprochenen Worte nachwirken konnten.
Hintergrundinformationen und Fakten zum Nahost-Konflikt steuerte Pfarrer Dr. Dr. Peter Noss bei. Er ist im Zentrum Oekumene der beiden Landeskirchen EKHN und EKKW Referent für den interreligiösen Dialog mit dem Schwerpunkt Judentum und Naher Osten. Der Überfall auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres bedeute eine tiefgreifende Zäsur und habe weltweit Folgen für Menschen jüdischen Glaubens, sagte Noss, der noch im September vergangenen Jahres selbst in Israel war. Der Antisemitismus habe extrem zugenommen. Er forderte dazu auf, der Komplexität des Konfliktes nicht auszuweichen, sondern sie auszuhalten und immer wieder aufzustehen gegen Antisemitismus.
Der Abend endete mit dem Friedensgebet von Coventry, das Dekanin Birgit Hamrich und DSV-Mitglied Maria-Louise Seipel gemeinsam sprachen: „Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse, Vater, vergib.“ (jub)
6. Februar 2024
Immer gut gelaunt: Dekanatssekretärin Bettina Schlegel. Fotos: Seipel
Der Wandel hat Bestand im Berufsleben von Bettina Schlegel. Seit 20 Jahren arbeitet die gebürtige Rohrbacherin als Sekretärin im Dekanat, zunächst im Dekanat Büdingen, seit der Fusion der drei Dekanate Büdingen, Nidda und Schotten im Jahr 2016 im Dekanat Büdinger Land. Vier Umzüge hat sie in dieser Zeit mitgemacht, die Schreibmaschine gegen den Computer getauscht und so einige Pfarrerinnen und Pfarrer kommen und gehen sehen.
Dass sie einmal für die Kirche arbeiten würde, war nicht unbedingt absehbar – obwohl ihre Familie der Kirche eng verbunden ist. Im zarten Alter von gerade einmal 15 Jahren absolvierte Bettina Müller, wie sie damals noch hieß, in einer Büdinger Kanzlei eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten.
Später, inzwischen verheiratet und Mutter einer Tochter und eines Sohnes und raus aus dem Beruf, kam es ihr ganz gelegen, dass die Kirchengemeinde in Rohrbach eine Sekretärin suchte. Die vier Wochenstunden ließen sich gut mit der Familienarbeit vereinbaren. Reinigungs- und Aushilfstätigkeiten im Dekanat im Nachbarort Büdingen kamen nach und nach hinzu und 2004 schließlich wurde Bettina Schlegel Dekanatssekretärin.
Quasi nebenbei machte sie Karriere als Feuerwehrfrau. Bettina Schlegel war die erste Jugendfeuerwehrwartin in der Großgemeinde Büdingen und erwarb sich große Verdienste um die Ausbildung des Feuerwehrnachwuchses. Für dieses Engagement wurde sie sogar mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen bedacht.
Im Dekanat Büdinger Land ist Bettina Schlegel heute in erster Linie Ansprechpartnerin für die Pfarrerinnen und Pfarrer. Sie organisiert deren regelmäßige Zusammenkünfte, die Pfarrkonvente, regelt die Vertretungsdienste im Fall von Urlaub, Krankheit und Vakanz und hat ein offenes Ohr für alle Anliegen. „Mir macht meine Arbeit noch immer viel Freude“, sagt sie, „die vielen Kontakte, das Organisieren, das alles bringt Abwechslung.“ Wenngleich sie einräumen muss, dass sich zum einen durch die Fusion zu einer größeren Verwaltungseinheit, zum anderen aber vor allem durch neue Kommunikationsmedien der Berufsalltag verändert hat. „Früher haben wir mehr Besuch bekommen. Was man früher persönlich vorbeibrachte, schickt man heute auf direktem Weg per E-Mail. Die Kommunikation ist schneller und ungeduldiger geworden. Der persönliche Kontakt ist dabei ein wenig auf der Strecke geblieben, das bedauere ich.“
Privat ist Bettina Schlegel als Tochter gebrechlich gewordener Eltern und als Großmutter von quicklebendigen Zwillingen – das dritte Enkelkind ist unterwegs – stark gefordert. Umso mehr schätzt sie ihr Arbeitsumfeld im Dekanatsgebäude, das sie familiär, freundlich und wertschätzend nennt. „Ich habe das Gefühl, hier aufgefangen zu werden, wenn es mir einmal schlecht geht.“ Halt gebe ihr auch ihr Glaube. „Auch wenn ich nicht jeden Sonntag in die Kirche gehe, so habe ich doch seit Kindertagen meinen festen Ankerplatz.“
Präses Rolf Hartmann und Dekanin Birgit Hamrich dankten in einer kleinen Feierstunde im Haus der Kirche und Diakonie in Nidda Bettina Schlegel für 20 Jahre Zuverlässigkeit, eine angenehme Zusammenarbeit und, was Hartmann ausdrücklich betonte, „Freundlichkeit. Wenn man von Ihnen begrüßt wird, hat man gleich gute Laune“. (jub)
25. Januar 2024
„Sexualisierte Gewalt zu bekämpfen, betroffenen Personen Recht zu verschaffen und ihr Leid anzuerkennen ist der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und auch mir persönlich seit vielen Jahren ein besonderes Anliegen", mit diesen Worten nimmt Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Stellung zu der Frage, wie die EKHN mit grenzüberschreitenden Handlungen, sexualisierter Gewalt und dem Thema Missbrauch umgeht.
Hintergrund ist die Veröffentlichung der unabhängigen Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche "ForuM", am Donnerstag, 25. Januar.
Jung weiter: "Die ForuM-Studie hilft uns sehr, Risiken in unseren kirchlichen Strukturen zu erkennen und weiter präventiv zu arbeiten. Wenn sich von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen jetzt ermutigt fühlen, sich bei uns zu melden, begrüße ich das sehr. Wir werden alles daran setzen, Verdachtsfällen nachzugehen und Fälle aufzuarbeiten.“
Eine erste Anlaufstelle ist die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der EKHN, die erreichbar ist unter geschaeftsstelle@ekhn.de oder unter 06151-405 106. Ein anonymes Meldeportal gibt es hier:
https://ekhn.integrityline.app/
Die ForuM-Studie erfassst Verdachtsfälle und bestätigte Fälle, in denen eine erwachsene, bei der EKHN haupt- oder ehrenamtlich beschäftigte Person sexualisierte Gewalt an Minderjährigen ausgeübt hat oder der Verdacht bestand.
Weitere Informationen finden Sie hier.
23. Januar 2024
Vor einem interessierten Publikum erläutert Dr. Wolfgang Kessler in Nidda im Haus der Kirche und Diakonie wirtschaftliche Zusammenhänge anschaulich und spannend. Fotos: Seipel/Dekanat Büdinger Land
Sein Vortrag hat betroffen gemacht, aber er weckt auch Hoffnung. Und so entlässt Dr. Wolfgang Kessler sein Publikum mit einem ermutigenden Zitat der amerikanischen Lyrikerin Amanda Gorman in die Nacht: „Es gibt immer Licht, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.“ Gut eineinhalb Stunden hat Kessler zuvor über „Das Ende des billigen Wohlstands“, so der Titel seines aktuellen Buches, referiert und erörtert, wie ein neues Wirtschaftsmodell aussehen könnte, das nicht auf zügellosem Wachstum und Ausbeutung fußt und trotzdem Wohlstand sichert.
Kesslers Vortrag ist der Auftakt zu einem neuen Gesprächsforum des Evangelischen Dekanates Büdinger Land, das sich unter dem Titel „Talk am Turm“ regelmäßig gesellschaftlichen, politischen und religiösen Themen widmen will. Dass die Sorge um die Zukunft und den Zustand der Welt die Menschen umtreibt, zeigt sich am Zuspruch, den die Veranstaltung erfährt: Der Johanniter-Saal im Haus der Kirche und Diakonie in der Niddaer Bahnhofstraße ist binnen Minuten brechend voll.
Die zaghafte Erwartung der Initiatoren Rainer Böhm, Hans Hamrich und Konrad Schulz, dass sich die drei Stuhlreihen, die sie gestellt haben, hoffentlich füllen werden, ist rasch übertroffen. Von überall im Haus schleppen die drei Pfarrer i. R. Stühle herbei, damit alle Interessierten – am Ende sind es mehr als 60 – sitzen können. „Kirche kann Schlimmeres passieren, als Stühle holen zu müssen“, konstatiert lachend der stellvertretende Dekan Ulrich Bauersfeld in seiner kurzen Begrüßung.
Der Referent Wolfgang Kessler ist ein preisgekrönter Ökonom und Journalist, der über ethische Fragestellungen in seiner katholisch geprägten Jugend zum Studium der Wirtschaftswissenschaften gekommen ist. Seine Bestandsaufnahme unserer Zeit fällt erwartungsgemäß nüchtern aus: Klimakrise, Pandemie, Inflation und Kriege führten uns gerade die Probleme vor Augen, die jahrelang unter den Teppich gekehrt worden seien, so Kessler: die Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter auseinandergeht, der Pflegenotstand in Kliniken und Heimen, der wachsende Ressourcenverbrauch, auf dem unser Wohlstand beruht.
Das Modell von Wachstum und Wohlstand aus dem vorigen Jahrhundert trage nicht mehr. Kesslers Fazit: „Wir leben in einer verzweifelten Überganggesellschaft. Jeder krallt sich an das, was er noch hat, weil er fürchtet, noch mehr zu verlieren.“ Das erzeuge eine Stimmung, wie wir sie gerade erleben, mit Frust und Aggression. Als Beispiel nennt er die lautstarken Bauernproteste. Doch statt um Agrardiesel und Kfz-Steuer zu streiten, müsste vielmehr über eine zukunftsfähige und ökologische Landwirtschaft diskutiert werden, beispielsweise über eine Tierwohlabgabe, die zurück an die Landwirte gegeben wird, damit diese in die Modernisierung ihrer Ställe investieren können.
Es sei nicht mehr zu leugnen, dass sich unser Leben und unser Konsum grundlegend ändern müssten. Dann sei eine Zukunft in Wohlstand und Sicherheit möglich. Kessler nennt Beispiele aus dem europäischen Ausland, die zeigen, wie man Wohlstand auf eine neue Grundlage stellen kann. Um Veränderungen durchzusetzen, brauche es den „Druck von unten“ und die Bereitschaft, diese Veränderungen zu akzeptieren. „Das funktioniert, wenn es gerecht ist“, ist Kessler überzeugt.
Eine ganze Reihe von Vorschlägen für mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit führt der Referent an: ein Sozialstaat ohne Rendite, in dem öffentliche Aufgaben wie Wohnungsbau und Gesundheitsschutz keine Gewinne abwerfen müssen, Steuern auf Krisengewinne, ein höherer Spitzensteuersatz und eine höhere Erbschaftssteuer auf Millionenerbe, gerechte Gesundheits- und Rentensysteme ohne Privilegien, Kreislaufwirtschaft auf Grundlage erneuerbarer Energien sowie ein globaler Mindestlohn von einem Euro pro Stunde – „der würde das Leben von einer Milliarde Menschen verbessern“.
Das Alte funktioniere nicht mehr und das Neue, so Kessler, sei noch nicht zu sehen. Das verunsichere die Menschen. „Was wir brauchen, ist ein neuer Spirit, ein neuer Glaube an die Zukunft“.(jub)
*
Unter der Überschrift „Das Unsichtbare sichtbar machen“ stehen beim nächsten "Talk am Turm" am Montag, 25. März, Gemälde über Tod und Auferstehung aus dem Frankfurter Städel im Mittelpunkt. Die Frage, wie ein Leben nach dem Tod aussehen könnte, hat Künstler zu allen Epochen inspiriert, sich damit bildnerisch auseinanderzusetzen. David Schnell, Pfarrer für evangelische Stadtkirchenarbeit am Museumsufer in Frankfurt, wird einige markante Beispiele vorstellen.
3. Dezember 2023
Viele Frauen und Männer engagieren sich in den Besuchsdiensten der beiden Kirchengemeinden Ober-Schmitten und Eichelsdorf. Im Gottesdienst zum 1. Advent, in dem das zehnjährige Bestehen der Besuchsdienste gefeiert wurde, dankten die Kirchenvorstände beider Gemeinden den Ehrenamtlichen. Fotos: Seipel/Dekanat Büdinger Land
Der Neujahrsempfang am ersten Advent hat in den Kirchengemeinden Ober-Schmitten und Eichelsdorf Tradition. So wurde auch jetzt wieder nach dem Gottesdienst in der Luther-Kirche zu Ober-Schmitten zu einem Stehempfang eingeladen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Den Gottesdienst hielt Pfarrerin Erni Stock-Hampel. Sie vertrat Pfarrer Michael Clement. Als Klinikseelsorgerin fand Stock-Hampel passsende Worte für die Bedeutung des Besuchsdienstes beider Gemeinden, dessen zehnjähriges Bestehen in diesem Gottesdienst gefeiert wurde. Besuchsdienst sei praktizierte Nächstenliebe, sagte die Pfarrerin. In Krankenhäusern und Altenheimen, aber auch in den Gemeinden vor Ort leisteten die Ehrenamtlichen einen unverzichtbaren Dienst am Nächsten und stärkten mit dieser wichtigen Arbeit auch die soziale Gemeinschaft. Miteinander ins Gespräch kommen, in Krisen beistehen, Einsamkeit lindern, Schmerz teilen und trösten, das ist für die Frauen und Männer in den Besuchskreisen selbstverständlich. "Für die Besuchten ist das manchmal so, als ob ein Engel käme", sagte Stock-Hampel und fügte an, dass es auch für die Besuchenden selbst oft ein bereicherndes Erlebnis sei.
Die Kirchenvorstände dankten den Mitgliedern beider Besuchskreise ausdrücklich und überreichten kleine Geschenke. In Eichelsdorf gehören zum Besuchsdienst: Kerstin Gall, Elsbeth Fischer, Ingrid Georg, Anni Hofmann, Birgitt Schäfer, Karin Schlag, Gerlinde Schaub, Rosmarie Schmidt, Heike Schmitt, Jürgen Schmittberger, Carmen Selle, Ira Brinkmann und Ingrid Suppe. In Ober-Schmitten engagieren sich Eleonore Döll, Anette Henrich, Marianne Knobloch, Monika Liebich, Renate Linker-Schmitt, Hannelore Schäfer, Helmut Schmidt, Reinhold und Gisela Spangenberger, Monika Thonig und Ursula Wirth.
Außerdem dankte der Kirchenvorstand Ober-Schmitten der 86 Jahre alten Mechthild Schepp, die 20 Jahre lang den Gemeindebrief und die Post der Kirchengemeinde im Dorf ausgetragen und nun die Arbeit abgegeben hat. "Erst jetzt, da wir diese Arbeit selbst übernehmen mussten, wissen wir wirklich, was Du in all den Jahren geleistet hast", wandte sich Anette Henrich an die sichtlich überraschte Mechthild Schepp, die sich sehr über die würdigenden Worte und den Blumenstrauß zu ihrem Abschied freute. (jub)
30. November 2024
Vom 29. November bis zum 2. Dezember tagt die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Frankfurt im Dominikanerkloster. Delegierte aus dem Dekanat Büdinger Land sind Pfarrerin Renate Schubert, Lars Lehmann, Franziska Linhart und Maria-Louise Seipel. Foto: Volker Rahn/EKHN
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat sich in Frankfurt am Main deutlich gegen den zunehmenden Antisemitismus und die Bedrohung von Jüdinnen und Juden in Deutschland nach den Terrorattacken der Hamas auf Israel gestellt. In einer gemeinsam von Kirchensynode und Kirchenleitung getragenen Erklärung bekräftigt die hessen-nassauische Kirche die uneingeschränkte Solidarität gegenüber jüdischen Gemeinschaften und Institutionen. In dem Text heißt es unter anderem: „Wir nehmen es nicht hin, dass Jüdinnen und Juden sich in Deutschland nicht mehr sicher fühlen können. Wir stehen als evangelische Kirche unmissverständlich an ihrer Seite und bekräftigen unsere Verbundenheit mit den jüdischen Gemeinden und Institutionen. Wir bitten unsere Gemeinden und Mitglieder, sich daran erkennbar zu beteiligen und ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen.“
Aufruf zum Dialog
der Religionen
Die Erklärung ruft auch zum Dialog zwischen den Glaubensgemeinschaften und zum Gebet für die von Terror Betroffenen auf. Außerdem unterstreicht sie das Bekenntnis der evangelischen Kirche zur „bleibenden Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen“, wie es im Grundartikel der EKHN heißt. Sie bekräftigt das Existenzrecht Israels und setzt sich für das Selbstbestimmungsrecht der palästinensischen Menschen ein. Die EKHN strebe zudem nach einem gerechten Frieden und nach Gerechtigkeit und Würde für alle Menschen im „Heiligen Land“, so das Papier weiter. Seit langem ist die EKHN im christlich-jüdischen sowie im christlich-muslimischen Dialog auch in Israel engagiert.
Vor der Verabschiedung der Erklärung ging Kirchenpräsident Volker Jung auf ein Treffen mit Vertretern Jüdischer Gemeinden nach den Terrorattacken der Hamas auf Israel ein. „Während wir sprachen, gingen auf dem Smartphone von einem unserer Gesprächspartner Textnachrichten ein, dass ein entfernter Verwandter bei den Angriffen der Hamas ermordet und ein anderer vermutlich als Geisel genommen sei“, so Jung. Bei dem Treffen sei zudem von großen Ängsten jüdischer Gemeindemitglieder gesprochen worden, ihre Kinder angesichts des offen zu Tage tretenden Antisemitismus hierzulande in die Schule zu schicken. Es sei deshalb „gut und wichtig, wenn wir uns mit unseren jüdischen Geschwistern hier in Deutschland solidarisch erklären“.
Erinnerung an
Grundartikel der EKHN
Nach Worten der Präses der Kirchensynode, Birgit Pfeiffer, sehe sich die hessen-nassauische Kirche fast 32 Jahre nach dem Schuldbekenntnis in der Erweiterung ihres Grundartikels und angesichts steigender antisemitischer Straftaten in der Verantwortung zum Schutz jüdischer Menschen in Deutschland. Die evangelische Kirche setze sich „gegen jeglichen Antisemitismus und Antijudaismus ein“. Sie unterstützt nach Pfeiffer zudem „alle Bemühungen für ein Ende der Gewalt im Nahen Osten und einen gerechten Frieden, der das Existenzrecht Israels schützt“.
Der stellvertretende Präses Wolfgang Prawitz erläuterte, dass die Solidarität für jüdische Menschen in Deutschland und das Eintreten gegen jeden Antisemitismus nicht
bedeute, auch „blind für antimuslimischen Rassismus“ zu sein. Die hessen-nassauische Kirche sei zugleich „dankbar für den wachsenden Dialog zwischen jüdischen, muslimischen und christlichen
Gemeinden in Deutschland.“ Prawitz ergänzte, dass unter anderem Material für Kirchengemeinden und Interessierte zum Thema der Resolution in Vorbereitung sei.
27. November 2023
Maria-Louise Seipel, Franziska Linhart und Lars Lehmann (von vorn) vertreten als ehrenamtliche Delegierte das Dekanat Büdinger Land auf der Herbstsynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die am Mittwoch in Frankfurt beginnt. Foto: Seipel
Ab Mittwoch tagt in Frankfurt die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Vier Tage, 40 Tagesordnungspunkte - vom Reformprozess „ekhn2030“ über den Haushalt bis zu einer Solidaritätserklärung gegenüber jüdischen Menschen. Ein Sitzungsmarathon. Franziska Linhart (26), Maria-Louise Seipel (29) und Lars Lehmann (31) vertreten dort als ehrenamtliche Synodale das Evangelische Dekanat Büdinger Land. Die Herbsttagung vom 29. November bis zum 1. Dezember ist ihre vierte und „inzwischen haben wir uns in das Geschehen eingefunden“, sagt Franziska Linhart. Am Anfang allerdings hätten sie sich „ganz schön überfordert“ gefühlt, räumt Maria-Louise Seipel ein.
Den Altersschnitt des Trios aus dem Büdinger Land toppt kein anderes Dekanat. Auf ihre Jugend wollen die Drei trotzdem nicht reduziert werden. Schon lange sind sie mit der Institution Kirche verbunden. Franziska Linhart, Büroleiterin der Landtagsabgeordneten Lisa Gnadl und Studentin, ist Vorsitzende des Kuratoriums der Ehrenamtsakademie der EKHN und war außerdem neun Jahre Mitglied des Kirchenvorstandes ihrer Heimatgemeinde Rommelhausen. Maria-Louise Seipel, Doktorandin der Theologie, gehört dem Kirchenvorstand Gedern an und ist Mitglied im Dekanatssynodalvorstand. Schienenbahnfahrer Lars Lehmann kommt aus der kirchlichen Jugendarbeit, ist Jugenddelegierter in der Dekanatssynode und Sprecher der Propsteigruppe Oberhessen.
Reichlich Erfahrung in der kirchlichen Basisarbeit hatten sie also gesammelt, als sich im Mai 2022 in Frankfurt das EKHN-Parlament konstituierte und sie ihre Plätze unter den 120 Delegierten einnahmen. Und doch tat sich dort eine neue Welt auf. Inzwischen haben sie sich in die gewachsenen Strukturen der Synode reingefuchst.
Das beherrschende Kirchenthema „ekhn2030“ treibt auch sie um, jedoch mit einem nach vorn gerichteten Blick. Nicht nur Kirche verändere sich, findet Maria-Louise Seipel. „Wir erleben eine gesellschaftliche Transformation. Die Ortsbindung löst sich überall auf“, die Aktionsräume würden größer. „Vielleicht ist der Umgang damit eine Generationenfrage“, gibt Franziska Linhart zu bedenken, die Verständnis für die Verunsicherung hat. „Kirche ist eine Konstante im Leben vieler Menschen, die Sicherheit gibt. Wenn sich das ändert, ist das ein Einschnitt.“ Lars Lehmann hält es deshalb für unabdingbar, sich auf die Bedürfnisse der Menschen zu konzentrieren: „Wie können wir sparen, ohne mit dem Rasenmäher drüber zu gehen?“ In diesen Kontext gehöre auch die Frage, wie weit Kirche geht: „Halten wir am Grundprinzip der Nächstenliebe fest, wenn die Synode über die Mittelkürzungen für die Regionalen Diakonischen Werke zu entscheiden hat?“, so Lehmann.
„Es sind die Ehrenamtlichen vor Ort, die Kirche verändern“, sagt Franziska Linhart. „Aber die fühlen sich gerade nicht als Gestalter, sondern als Ausführende von Entscheidungen, die von der Synode oder der Kirchenverwaltung in Darmstadt getroffen werden.“ Als Kuratoriumsvorsitzende der Ehrenamtsakademie sieht sie sich in der Rolle der Werbenden: die Chancen des Reformprozesses sichtbar machen und die Menschen ermutigen, neue Wege zu gehen. Schließlich habe die EKHN sich Basisdemokratie auf die Fahne geschrieben. Beständig sei allein der Wandel.
Enttäuschend war für alle drei die Entscheidung der Frühjahrssynode, die Jugendbildungsstätte Kloster Höchst zum Jahresende zu schließen – trotz der Initiative der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau (EJHN), die nicht nur eine Kampagne „Jugend braucht Räume“ gestartet, sondern auch ein Konzept zur Finanzierung ausgearbeitet hatte. Und trotz des Plazets der Kirchenleitung. Nach der Abstimmung habe der Flur vor der Tagungsstätte voll gestanden mit weinenden jungen Menschen. Da frage man sich schon, wie ernst es der Synode mit der Jugend sei.
Weit über 50 Drucksachen haben die Delegierten vor der Tagung erhalten. Selbst beim besten Willen: Man schafft nicht alle, um sich vorzubereiten. Deshalb seien die Vorab-Treffen im Dekanat und in der Propstei hilfreich, lobt Lars Lehmann. „Die besten Gespräche während der Synode führt man ohnehin vor dem Saal.“ Dabei lerne man spannende Menschen kennen, knüpfe Netzwerke und fülle die eine oder andere Wissenslücke.
Maria-Louise Seipel denkt ähnlich. Sie habe nicht den Eindruck, auf einer Synodentagung unmittelbar etwas bewirken zu können, „aber wenn man sich dort mit jungen
Menschen unterhält, stimmt einen das optimistisch für die Zukunft. Ich bin mir sicher: Unsere Zeit kommt“. (jub)
Die Synode
Die Synode ist gemäß der Kirchenordnung das höchste und „maßgebende Organ“ der EKHN. Sie erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl wichtige Leitungsämter, beschließt den Haushalt und trifft wichtige kirchenpolitische Entscheidungen. Anteilsmäßig überwiegen in der Synode die Ehrenamtlichen.Zu mindestens zwei Dritteln setzt sich die Synode aus Gemeindemitgliedern zusammen, ein Drittel sind hauptamtliche Pfarrerinnen und Pfarrer. Gewählt werden die Kirchensynodalen von den Dekanatssynoden. Der aktuellen Synode gehören insgesamt 120 Mitglieder an.
Renate Schubert (Foto) vertritt als Pfarrerin das Dekanat Büdinger Land. Die Gemeindepfarrerin von Rommelhausen und Hainchen pflegt einen guten Draht zu ihren drei ehrenamtlichen Synoden-Kollegen. „Zwischen uns herrscht eine gute Stimmung, die Mischung aus jung und erfahren stimmt und passt“, sagt Renate Schubert. Dass die Dekanatssynode ausschließlich junge Delegierte in die Kirchensynode gewählt habe, sei ein wichtiges und richtiges Zeichen gewesen.
Die Lichtkirche, ein mobiles Gebäude aus Holz und Acrylglas, entfaltet ihren Zauber vor allem in der Dunkelheit, wenn LEDs das Plexiglas in bunten Farben zum Leuchten bringen. Foto: Volker Rahn/fundus-medien.de
Eine Landesgartenschau ohne Beteiligung der Kirche – nicht nur für Rolf Hartmann ist das undenkbar. Bei ihm, dem Vorsitzenden des Dekanatssynodalvorstandes des Evangelischen Dekanates Büdinger Land, laufen quasi die Fäden in dieser Frage zusammen, denn er ist auch einer von drei Geschäftsführern der Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH. Und so hatte Hartmann nun Vertreter beider Seiten, des Dekanates und der Gartenschau gGmbH, in einer ersten Videokonferenz zusammengeführt, um zu erörtern, wie und vor allem wo Kirche sich in vier Jahren auf der Interkommunalen Gartenschau präsentieren kann. Mit dabei war Mareike Frahn-Langenau, Pfarrerin und Projektleiterin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) für solche Großveranstaltungen.
25000 Menschen hat das Himmelszelt der Evangelischen Kirche auf der im Oktober zu Ende gegangenen Landesgartenschau in Fulda angelockt. Die EKHN wertet das als großen Erfolg. Die Menschen hätten sich von dem vielfältigen Programm mit Andachten, Gottesdiensten, Segensangeboten, Konzerten und Mitmachaktionen mitziehen und begeistern lassen.
Berühren und inspirieren, das wollen auch die Verantwortlichen des Dekanates Büdinger Land, wenn elf oberhessische Kommunen im April 2027 die Tore zur ersten Interkommunalen Landesgartenschau in Hessen öffnen, allerdings wünschen sie sich dafür ein anderes Format: Die Lichtkirche, ein Projekt der EKHN, könnte in Bad Salzhausen, einem von vier zentralen Veranstaltungsorten, als Publikumsmagnet wirken, davon sind Hartmann und Dekanin Birgit Hamrich überzeugt.
Die Lichtkirche ist ein acht Meter hohes mobiles Kirchengebäude aus Holz und Acrylglas. Kleine bunte Hocker im lichtdurchfluteten Innenraum und eine Bühne vor dem hellen und offenen Gebäude laden ein zum Innehalten und zur Begegnung. Ihren Zauber entfaltet die Lichtkirche in der Dunkelheit, wenn LEDs das Plexiglas in bunten Farben zum Leuchten bringen. Zuletzt war die Lichtkirche 2018 bei der Landesgartenschau in Bad Schwalbach im Einsatz, im Jahr davor in Wittenberg beim Reformationsjubiläum.
Ob die Lichtkirche tatsächlich in Bad Salzhausen stehen wird, entscheidet die Landeskirche, denn vor allem ist das eine Kostenfrage. „Wir als Dekanat können das nicht leisten“, so Hartmann, der auf die Unterstützung der EKHN hofft. Kirche habe viele Möglichkeiten zu sparen, „aber nicht dort, wo es darum geht, Menschen zu erreichen“.
Mareike Frahn-Langenau wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass für eine dauerhafte Präsenz der Landeskirche auf der Gartenschau – in welcher Form auch immer - ehrenamtliche Unterstützung aus der Region unabdingbar ist: „Wir als EKHN sind dazu weder personell noch finanziell in der Lage, die Veranstaltung über einen so langen Zeitraum zu begleiten.“ In Fulda haben rund 150 Ehrenamtliche an 165 Tagen Einsatz gezeigt.
Das Dekanat will derweil überlegen, wie zudem die „Kirche vor Ort“ während der halbjährigen Veranstaltung auftritt. Immerhin 89 Ortsteile gehören zu den veranstaltenden Kommunen, viele davon haben Gotteshäuser und/oder Gärten, die sich für Veranstaltungen anbieten. „In einigen Kirchengemeinden wird schon darüber nachgedacht, wie sie sich in die Landesgartenschau einbringen können“, weiß Hartmann. Auch bei den verschiedenen Schwerpunktthemen der Veranstaltung wie Umwelt, Wasser oder Landwirtschaft will das Dekanat Akzente setzen und „das traditionelle Bild von Kirche erweitern“, sagt Rita Stoll, Referentin für gesellschaftliche Verantwortung.
Eine noch zu gründende Arbeitsgruppe soll in den nächsten Monaten gemeinsam mit der Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH ein Konzept auf den Weg bringen. Bei der nächsten Dekanatssynode im Februar sollen die Synodalen über den aktuellen Planungsstand informiert und um eigene Ideen gebeten werden, damit das Thema in den Nachbarschaftsräumen und Kirchengemeinden verankert wird.
Wie Dekanin Hamrich und auch Hartmann sagen, haben bereits erste Gespräche mit Verantwortlichen des katholischen Pastoralraums Wetterau Ost stattgefunden, um ökumenisch aufzutreten. (jub)
17. November 2023
Susanne Kuzinski (r.) moderiert die Veranstaltung. Als Transformationsunterstützerin, so die Bezeichnung, begleitet sie das Dekanat und die Nachbarschaftsräume durch den Zukunftsprozess „ekhn2030“. Fotos: Seipel
Die Veränderung der Kirche unter dem Leitwort „ekhn2030“ schreitet weiter voran. Nachdem die Synode des Evangelischen Dekanates Büdinger Land vor gut einem Monat den Zusammenschluss der 76 Kirchengemeinden zu sieben Nachbarschaftsräumen als neue Einheiten beschlossen hat, müssen die Kirchengemeinden nun entscheiden, in welcher Form sie künftig in den Nachbarschaftsräumen zusammenarbeiten wollen. Drei Rechtsformen sind möglich: Geben sie ihre Selbstständigkeit auf und verschmelzen zu einer großen Gemeinde? Schließen sie sich zu einer Gesamtkirchengemeinde zusammen? Ober bilden sie eine Arbeitsgemeinschaft, in der jede Kirchengemeinde eine eigenständige Körperschaft bleibt? Gut zweieinhalb Jahre haben die Nachbarschaftsräume Zeit, um zueinander zu finden. Verbindlich werden die Rechtsformen dann zum 31. Dezember 2026.
Um die Kirchenvorstände gut darauf vorzubereiten, hatte das Dekanat zu einer Informationsveranstaltung in das Niddaer Bürgerhaus eingeladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Susanne Kuzinski, die das Dekanat und die Nachbarschaftsräume als Transformationsunterstützerin durch den Zukunftsprozess „ekhn2030“ begleitet.
Der gute Zuspruch von 70 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern, Pfarrerinnen und Pfarrern sowie die rege Diskussion zeigten, dass noch viel Beratungs- und Gesprächsbedarf besteht, ehe Entscheidungen getroffen werden können.
Gut organisiert
in die Zukunft
Rolf Hartmann, Vorsitzender des Dekanatssynodalvorstandes, bezog sich in seiner Begrüßung auf das zentrale Ergebnis der am Vortag veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung: Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schwinden schneller als bislang erwartet. „Müssten wir also nicht eigentlich über Inhalte reden und uns überlegen, wie wir die Menschen erreichen können?“, fragte Hartmann rhetorisch, um zugleich einzuwenden, dass nur eine gut organisierte Kirche auch zukunftsfähig sei. So soll mit der Neustrukturierung auch ein geringerer Verwaltungsaufwand einhergehen.
Susanne Kuzinski stellte die drei Rechtsformen vor: Bei einem Gemeindezusammenschluss (Fusion) entsteht eine neue Körperschaft, sie ist Eigentümerin aller Grundstücke und Gebäude. Es gibt einen Kirchenvorstand und einen Haushalt. Die Gesamtkirchengemeinde bildet eine zusätzliche Körperschaft, der die Ortskirchengemeinden angehören. Der Gesamtkirchenvorstand vertritt die Gesamtkirchengemeinde. Es gibt einen Haushalt und ein Gebäudemanagement. Die Ortskirchengemeinden bleiben Grundstückseigentümer. In einer Arbeitsgemeinschaft bleibt jede Kirchengemeinde eigenständige Körperschaft. Ein geschäftsführender Ausschuss, dem Vertreter der Kirchengemeinden angehören, entscheidet in gemeinsamen Angelegenheiten wie Personal, Gebäude und Verwaltung. Jede Gemeinde hat einen Haushalt und bleibt Grundstückseigentümerin.
Schnell offenbarte die Frage- und Diskussionsrunde, dass es nicht nur darum geht, geografische Grenzen zu überwinden, sondern auch Barrieren im Kopf. Was geschieht mit den Rücklagen der Gemeinden, wenn sie fusionieren? Greifen die Gemeinden B und C der Gemeinde A nicht in die Tasche, wenn diese eines ihrer Gebäude veräußert? Andererseits: Steigt der Verwaltungsaufwand ins Unermessliche, wenn für 14 in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossene Kirchengemeinden Kopierpapier gekauft wird und die Kosten auf alle umgelegt werden?
Zustimmung gab es für den Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Gedern, Bernd Vonalt: „Wir Ehrenamtliche fühlen uns mit dieser Entscheidung überfordert. In der Wirtschaft übernehmen diesen Job Beratungsunternehmen, die dafür viel Geld bekommen.“ Er bat darum, die Nachbarschaftsräume in diesen Fragen gut zu begleiten und zu beraten: „Die Sicht von außen ist wichtig.“
"Welche Kirche
wollen wir sein?"
In der Debatte ergriff auch Volker Luh, Leiter der Regionalverwaltung Wetterau, das
Wort. „Es gibt keine Patentlösungen“, wandte er sich an die Versammlung. „Aber sie haben viele Gestaltungsmöglichkeiten. Nehmen sie die Chancen in den Blick und nicht den möglichen Verlust“,
bezog er Position für die Fusion von Gemeinden und warb für eine „schlanke Verwaltung“. Davon hätten alle Beteiligten „so viel mehr“. Susanne Kuzinski ermunterte die Anwesenden, aufeinander zuzugehen
und in den Gedankenaustausch zu treten. „Es ist gut, wenn sie zeitnah damit beginnen. Reden sie miteinander und spielen sie durch: Was wäre, wenn?“, empfahl sie. „Aber vergessen sie bei all dem
nicht die wichtigste Frage: Welche Kirche wollen wir in unserem Nachbarschaftsraum sein?" (jub)
13. November 2023
Ortsvorsteher Mario Schneider, Bürgermeister Thorsten Eberhard, Pfarrer Reiner Isheim und Projektleiter Sebastian Latta vor der renovierten Stornfelser Kirche,
an der Wand eine Sandsteinplatte mit dem neuen Wappen des Dorfes. Fotos: Seipel
Die Kirche in Stornfels ist nicht nur ortsbildprägend. Sie ist das Wahrzeichen der „Toskana der Wetterau“, wie der kleinste Niddaer Stadtteil gerne genannt wird, der sich auf einem erodierten Vulkanschlot des Vogelsberges erhebt und weithin sichtbar ist. Das Besondere: Die Kirche wurde in den Jahren 1835 bis 1837 auf und aus den Resten einer mittelalterlichen Burg gebaut. Vom Wehrbau zum Gotteshaus, kein Wunder also, dass Pfarrer Reiner Isheim sich im Festgottesdienst zum Abschluss der Außenrenovierung der Kirche auf dieses Bibelzitat bezog: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ Die Wendung „Schwerter zu Pflugscharen“ wurde in den 1980er Jahren zum Symbol der Friedensbewegung. Es sei erstaunlich, wie aktuell diese Worte aus dem Alten Testament gerade heute seien, sagte Isheim.
Der Turm, den die Stornfelser seinerzeit ihrer Kirche aufgesetzt haben, sei „wie ein Finger, der nach oben zum Himmel zeigt“. Der Blick nach oben zu Gott richte Menschen auf. Eine Kirche brauche man in jedem Dorf als einen „Ort für die Botschaft des Friedens und der Liebe“, bekräftigte der Pfarrer.
Ohne Angst, dass ihnen ein Mauerstein oder Dachziegel auf den Kopf falle, könnten die Stornfelser nun wieder den Gottesdienst besuchen, hatte er sie zuvor scherzhaft in der hellen kleinen Saalkirche begrüßt. Damit spielte er an auf den langen Weg bis zur Sanierung in den vergangenen Monaten. Denn dass mit dem Gebäude dringend etwas geschehen müsse, sei schon vor über 20 Jahren erkannt und immer wieder angemahnt worden, auch von Ortsbeirat und Ortsvorsteher Mario Schneider. Die letzte Sanierung war vor beinahe 60 Jahren erfolgt.
Im April dieses Jahres schließlich begann die Renovierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes, das in städtischem Besitz ist: Das Gebälk wurde überarbeitet, das Dach neu eingedeckt und die Fassade nach historischem Vorbild verputzt. Sowohl Pfarrer Isheim als auch Bürgermeister Thorsten Eberhard, der wie Projektleiter Sebastian Latta am Festgottesdienst teilnahm, lobten die präzise und sorgfältig ausgeführten Handwerksarbeiten. Zudem sei das Vorhaben sowohl im Kosten- als auch im Zeitrahmen geblieben, „und das ist nicht selbstverständlich“, betonte Eberhard.
Auf rund 500 000 Euro werden sich die Renovierungskosten laut Eberhard und Latta belaufen, 150 000 Euro davon tragen die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und die Kirchengemeinde Ulfa/Stornfels, 50000 Euro steuert zudem die Denkmalpflege bei.
Dekanin Birgit Hamrich, die den Gottesdienst gemeinsam mit Pfarrer Isheim gestaltete, wies später in ihrem Grußwort auf die Besonderheit des Kooperationsprojektes
hin: Kirche und Kommune, Handwerker und Ortsbürger engagieren sich gemeinsam für dieses Wahrzeichen der Region. „Ich wünsche mir, dass diese Gemeinschaft gut weitergehen möge“, so Hamrich. Den
Menschen in Stornfels sagte sie: „Schonen sie ihre Kirche nicht, denn sie können jetzt wieder sicher hineingehen.“ (jub)
27. Oktober 2023
Gehen alle Wege gemeinsam: Tobias (l.) und Nik Vonderlehr. Seit einiger Zeit gehört auch Hündchen Romeo dazu. Foto: Seipel
Pfarrer wollte Tobias Vonderlehr schon als Junge werden. Jetzt, mit 42 Jahren, ist er seinem Ziel endlich ganz nah. Seit dem 1. September ist der gebürtige Vonhausener Vikar in der evangelischen Kirchengemeinde Gedern. Das heißt, einen Masterabschluss im Studiengang „Evangelisch-Theologische Studien“ hat er bereits, jetzt absolviert er seine praktische Ausbildung bei Pfarrerin Kerstin Hillgärtner. „Wunderbar“ sei er aufgenommen worden, sowohl von seiner Lehrpfarrerin als auch von der Gemeinde, berichtet Vonderlehr.
Zum Gespräch in einem Café hat er seinen Mann Nik mitgebracht. Denn dass Tobias Vonderlehr nun doch noch seinen „Traum leben“ kann, wäre ohne die Unterstützung seines Partners kaum möglich. Gemeinsam haben die beiden über Jahre eine pädagogische Praxis, das „Lern- und Förderzentrum Stressfrei“ in Büdingen, aufgebaut und erfolgreich betrieben. Die Verantwortung dafür trägt Nik nun allein. Auch finanzielle Einbußen gehen mit Tobias Ausbildung zum Pfarrer einher. Ihr Trauspruch „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen“ sei eben keine Worthülse, sondern ein Versprechen, bekräftigt Nik Vonderlehr.
Immer wieder
Kompromisse
Kompromisse ziehen sich wie ein roter Faden durch das gemeinsame Leben der beiden. 2004 haben sie sich kennengelernt, ein Jahr später zogen sie zusammen und 2008 gingen sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft ein. „Ein grässliches Wort“, sagen sie wie aus einem Mund. Ihre kirchliche Segnung erforderte eine Fülle von Zugeständnissen: kein Ringtausch in der Kirche, sie durften nicht in der Mitte des Gotteshauses sitzen und für ihren Trauspruch mussten sie kämpfen. Noch heute empfinden sie darüber Trauer. „Wir tauchen mit unserer Segnung nicht in den Kirchenbüchern auf“, bedauert Tobias Vonderlehr. Dieser Eintrag ist erst möglich, seit die Kirchensynode Ende 2018 die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in Trauung umbenannt hat.
Im April dieses Jahres hat die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ein Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen ausgesprochen und um Vergebung gebeten. Menschen seien „durch Taten und Worte ausgegrenzt, verletzt, geängstigt und manchmal mundtot gemacht“ worden, heißt es darin. Und weiter: „Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen sind ein Teil der Schöpfung.“
Als Paar sind Tobias und Nik Vonderlehr darin geübt, Rücksicht zu nehmen. Berührungen oder Umarmungen in der Öffentlichkeit sind tabu. „Man will halt niemanden provozieren“, erklärt Tobias Vonderlehr und lässt erahnen, dass Widersprüche und Verletzungen noch immer zum Alltag nicht heterosexueller Menschen gehören. Gleichwohl bekräftigt er, in Gedern keine negativen Erfahrungen gemacht zu haben. Im Gegenteil, sie seien höchst willkommen. So oft es geht, begleitet Nik Vonderlehr seinen Mann zu Gottesdiensten und verhehlt nicht den Stolz auf das Geleistete.
Denn bis zum Vikariat war es ein weiter Weg. Nach dem Zivildienst nahm Tobias Vonderlehr zunächst ein Lehramtsstudium auf und wechselte später zur Theologie. Parallel gründete er eine Nachhilfeschule. Als diese immer mehr Zeit erforderte, wechselte er abermals das Fach und schloss an der Fernuniversität Hagen ein Studium der Bildungswissenschaften ab. Parallel dazu wuchs die Nachhilfeschule zu einer pädagogischen Praxis heran, die heute Kinder und Jugendliche vom ersten Schuljahr bis zum Abitur sowie Erwachsene fördert.
2020 las Tobias Vonderlehr zufällig vom „Main Master“, einem berufsbegleitenden Masterstudiengang, der Quereinsteigern den Weg ins Vikariat und ins Pfarramt einer Landeskirche ebnet. Das war es! Eine Möglichkeit, den Faden aufzunehmen und den Weg dieses Mal bis zum Ende zu gehen. Nach sechs Semestern gab er im Mai seine Masterarbeit ab und hoffte inständig, sein Vikariat wohnortnah absolvieren zu können. Denn daheim ist nicht nur die Praxis, dort leben auch die pflegebedürftigen Schwiegereltern. Umziehen? Unmöglich. „Das war eine bange Zeit“, erinnert er sich. „Wir haben uns oft gefragt, ob die Kirche Rücksicht auf unsere Lebenssituation nehmen wird.“ Das sei leider nicht selbstverständlich.
Mit der Unterstützung von Dekanin Birgit Hamrich ist es gelungen, ihn im Dekanat Büdinger Land zu halten. Pfarrerin Hillgärtner nahm den „Schüler“ mit offenen Armen auf. Tobias Vonderlehr freut sich nun auf die Gemeindearbeit. Besonders die Seelsorge liegt ihm am Herzen. Das obligatorische Gemeindeprojekt, das zur Ausbildung gehört, hat er bereits gestartet: Die evangelische Kirchengemeinde Gedern hat seit einigen Tagen einen Instagram-Account: ev.kirche.gedern.
Studiengang
„Main Master"
„Main Master“ ist ein berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengang für Akademiker im
Bereich Evangelische Theologie, der in Kooperation der Goethe-Universität Frankfurt mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz angeboten wird und der einen Quereinstieg ins Pfarramt
ermöglicht. Das arbeitsintensive Studium dauert drei Jahre, der Abschluss befähigt auch, sich andere
theologische Arbeitsfelder zu erschließen. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat die Einrichtung dieses Studiengangs finanziell gefördert, um theologisch interessierten
Menschen den Einstieg in den Pfarrberuf durch mehr Angebote zu ermöglichen. (jub)
20. Oktober 2023
Wiebke Willms hat sich zur Umweltauditorin qualifiziert und begleitet den Prozess im Dekanat. Andrea Seum, Rita Stoll und Ruth Weyel-Bietz bilden zusammen mit Dekanin Birgit Hamrich (nicht im Bild) das Umweltteam. Präses Rolf Hartmann und stellvertretender Dekan Ulrich Bauersfeld (v.l.) stehen an der Spitze der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von den Frauen über das Umweltmanagement Grüner Hahn informiert werden. Foto: Seipel
Das Evangelische Dekanat Büdinger Land führt das kirchliche Umweltmanagement Grüner Hahn ein. Schritt für Schritt sollen die Abläufe umweltfreundlicher und nachhaltiger gestaltet werden, um am Ende eines längeren Prozesses das Gütesiegel Grüner Hahn zu erhalten. Weil das nur funktionieren kann, wenn alle im Boot sind und das Machbare tun, wurden jetzt die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Grünen Hahn informiert. „Wir befassen uns schon lange mit dem Thema Klimaschutz, trotzdem gibt es noch Luft nach oben“, begründete Rita Stoll von der Fachstelle Bildung und Gesellschaftliche Verantwortung die angestrebte Zertifizierung.
Die Altenstädterin Wiebke Willms, die sich im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung (ZGV) der EKHN zur Umweltauditorin qualifiziert hat, begleitet das Dekanat auf diesem Weg und erläuterte im Margaretha-Pistorius-Haus in Nidda die nächsten Schritte, nachdem der Dekanatssynodalvorstand bereits im Frühjahr mit dem Beschluss zur Gründung eines Umweltteams die Voraussetzungen geschaffen hat. Dieses Umweltteam mit Dekanin Birgit Hamrich sowie den Mitarbeiterinnen Rita Stoll, Andrea Seum und Ruth Weyel-Bietz wird nun Umweltleitlinien formulieren und eine Bestandsaufnahme vornehmen, um den Verbrauch von Papier, Wasser und Energie zu ermitteln sowie Daten zur Mobilität zu erheben, um einige Beispiele zu nennen. Darauf wird später ein Umweltprogramm samt Maßnahmenplan fußen: In welchen Bereichen und mit welchen Mitteln können Verbesserungen erreicht werden?
Wiebke Willms beschrieb das Umweltmanagement als einen stetigen Prozess aus „Planen, Umsetzen, Prüfen und Nachbessern“ mit dem Ziel, dauerhafte Strukturen zu schaffen. Dabei gehe es nicht allein um Umwelt- und Klimaschutz: „Ebenso sollen Sozialverträglichkeit und Fairness gefördert werden.“ Das Dekanat schärfe mit dem Umweltmanagement sein Profil und könne Vorbildfunktion beispielsweise für Kirchengemeinden einnehmen. Die „Bewahrung der Schöpfung“, der sich die christlichen Kirchen verpflichtet fühlen, werde mit dem Grünen Hahn sichtbar, „und das erhöht die Glaubwürdigkeit“, ist Wiebke Willms überzeugt. Und schließlich führten Erfolge zu Einsparungen.
„Es geht zunächst darum, eine Haltung zu entwickeln und sensibel zu werden für das eigene Umweltverhalten“, sagte Rita Stoll und ermunterte ihre Kolleginnen und Kollegen, eigene Gedanken zu den ersten Leitlinien-Vorschlägen des Umweltteams aufzuschreiben, die später ausgewertet werden sollen.
Aktiv werden können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits jetzt mit zwei Strommessgeräten, die das Dekanat
von der Stadt Nidda ausgeliehen hat. Der Energieverbrauch von Notebooks, Druckern oder Kühlschränken soll damit ermittelt werden. Auch ein Fragebogen zur dienstlichen Mobilität ist bereits
unterwegs. Insgesamt wird sich der Prozess über einen längeren Zeitraum erstrecken, ehe ein kirchlicher Umweltrevisor die Erfolge des Dekanates überprüft. Wird das Gütesiegel verliehen, ist es
für vier Jahre gültig. Danach kann es mit geringem Aufwand erneuert werden. Das ZGV unterstützt das Umweltmanagement finanziell und gewährt Zuschüsse in Höhe von bis zu 2500 Euro für Maßnahmen
zur Umsetzung. (jub)
Evangelisches Dekanat Büdinger Land | Bahnhofstraße 26 | 63667 Nidda
E-Mail: Verwaltung
Telefon: 06043-8026-0
Fax: 06043-8026-26