Begegnung mit jüdischem Leben

Ausstellung in Büdingen setzt Judentum und Christentum in Bezug zueinander - Umfangreiches Begleitprogramm

17. Oktober 2024

Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehört auch eine jüdisch-christliche Begegnung in der Budge-Stiftung in Frankfurt mit Teilnahme am Shabbat-Gottesdienst und anschließendem Zusammensein. Foto: Hans-Georg Vorndran

Elisabeth Engler-Starck. ©Daniel Lijovic
Elisabeth Engler-Starck. ©Daniel Lijovic

Gerade an Orten, an denen es keinen oder kaum Kontakt zu Jüdinnen und Juden gibt, ist das Wissen über das Judentum nicht besonders groß. Die einzigen Bezüge sind oft das Wahrnehmen von Gedenkveranstaltungen zum 9. November und die Gleichsetzung von Judentum und der Politik des Staates Israel. Eine Ausstellung mit einem umfassenden Begleitprogramm in der Büdinger Marienkirche möchte dies nun ändern. Die Ausstellung „#beziehungsweise – jüdisch und christlich: näher als du denkst“ regt an, mit Blick auf den Jahreslauf und die großen jüdischen und christlichen Feste die enge Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum zu erkunden und sich stärker gegen antisemitische Tendenzen in unserer Gesellschaft einzusetzen. Zur Eröffnung findet am Sonntag, 3. November, um 10.30 Uhr ein Gottesdienst statt, an den sich Vernissage und ein Empfang anschließen.

 

„Aus christlicher Sicht ist die Beschäftigung mit dem Judentum nötig, um unsere eigene Religion besser zu verstehen: Nicht nur die Traditionen, die sich in Alttestamentlichen Texten finden, sondern auch das Neue Testament sind ohne die jüdische Tradition nicht verständlich: Jesus war Jude. Zu erkennen, dass beides auf einer gemeinsamen Glaubensgrundlage an den gleichen Gott, die gleichen Gebote steht, schafft eine Verbindung“, sagt Elisabeth Engler-Starck, Referentin für Ökumene im Evangelischen Dekanat Büdinger Land. Gemeinsam mit den Pfarrern Dr. Andreas Goetze und Dr. Dr. Peter Noss, Referenten für den Interreligiösen Dialog am Zentrum Ökumene in Frankfurt, dem Büdinger Gemeindepfarrer Andreas Weik und Sabine Zielsdorf, Schulseelsorgerin vom Wolfgang-Ernst-Gymnasium, hat sie die Ausstellung nach Büdingen geholt und dazu ein umfangreiches Programm mit Gesprächsabenden, Begegnungen, Konzerten und Gottesdiensten auf die Beine gestellt.

 

Insbesondere das Thema „Begegnung“ sei den Initiatoren wichtig, so Engler-Starck weiter, weil es auf dem Gebiet des Dekanats Büdinger Land keine jüdische Gemeinde mehr gibt. „Jüdinnen und Juden, die vielleicht hier in der Region leben, sind mit Blick auf den derzeit sehr offensichtlichen Antisemitismus vorsichtig, ihre Zugehörigkeit zum Judentum offen im Alltag zu zeigen“, so die Referentin weiter. Begegnung funktioniere somit eher durch Exkursionen oder Einladungen zu Gesprächen.

 

Das Begleitprogramm zur Ausstellung (siehe unten) will dem Rechnung tragen und einen Dialog ermöglichen, aber auch die Erinnerung an zerstörtes jüdisches Leben miteinschließen. Engler-Starck: „Insbesondere durch eine Kooperation mit den örtlichen Schulen sollen jüngere Menschen erreicht werden, um einerseits diejenigen Jugendlichen zu stärken, die sich gegen Antisemitismus positionieren und andererseits denjenigen eine andere Perspektive aufzuzeigen, die möglicherweise durch undifferenziert und unkritisch konsumierte Inhalte in sozialen Netzwerken antisemitische Narrative aufgreifen.“

 

Für Gruppen, insbesondere Jugendgruppen, aus Gemeinden und Schulen können bei Elisabeth Engler-Starck (E-Mail elisabeth.engler-starck@ekhn.de, Telefon 0151/22659911) Führungen/Workshops zur Ausstellung angefragt werden. Mögliche Termine gibt es bereits ab dem 28. Oktober noch vor der offiziellen Eröffnung.

 

Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Darüber hinaus erfolgt eine Förderung durch das Landesprogramm „Hessen – Aktiv für Demokratie und gegen Extremismus. (jub)

 

DAS PROGRAMM

 

Die ökumenisch verantwortete Ausstellung #beziehungsweise –jüdisch und christlich: näher als du denkst wird vom 3. bis zum 22. November in der Marienkirche in Büdingen gezeigt. Schirmherrin ist Erste Stadträtin Katja Euler. Weitere Informationen zur Ausstellung unter https://www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de/.

  • Sonntag, 3. November, 10.30 Uhr Eröffnungsgottesdienst, Marienkirche, anschließend Vernissage und Empfang
  • Donnerstag, 7. November, 19 Uhr, Marienkirche, „Klezmer und mehr“ - Konzert mit dem Odeon Orchestrion
  • Samstag, 9. November, 18 Uhr, Burgmannenhof, Gedenkveranstaltung zur Reichspogrom-Nacht in Kooperation mit der Stadt Büdingen
  • Freitag, 15. November, 15 Uhr, Abfahrt zur jüdisch-christlichen Begegnung in der Budge-Stiftung in Frankfurt a.M. mit Rabbiner Andrew Steiman und Pfarrerin Melanie Lohwasser inkl. Einladung zur Teilnahme am Shabbat-Gottesdienst mit anschließendem Zusammensein (Kiddush). Vorherige verbindliche Anmeldung nötig im Evangelischen Gemeindebüro Büdingen.
  • Donnerstag, 21. November, 19 Uhr, Marienkirche, Interreligiöses, trialogisches Podium mit dem Abrahamischen Forum (https://abrahamisches-forum.de/)
  • Sonntag, 17. November, 10.30 Uhr, Marienkirche, Gottesdienst zum Friedenssonntag/ Volkstrauertag „Schalom – Salam – Friede sei mit Euch!“ – interreligiöse Perspektiven
  • Sonntag, 17. November, 14.30 Uhr, Stadtrundgang: Jüdisches Leben in Büdingen mit Petra Lehmann-Stoll, Treffpunkt ist in der Marienkirche, Kirchgasse 15
  • Mittwoch, 20. November, 19 Uhr, Marienkirche, Gottesdienst zum Buß- und Bettag
  • Mittwoch, 20. November, 20 Uhr, Marienkirche, Konzert „Jazz goes Synagogue“ mit dem Berliner Jazz-Ensemble „Sound of Bet Haskala“