„Wir sind immer ausgebucht“

Spaß für Kinder, Entlastung für Eltern – Ferienbetreuung im Dekanatsjugendhaus

17. August 2024

„Liebe Teamer, ich fand die Woche super bei euch! Macht weiter so. Helena“ Gemeindepädagogin Hildegunde Boller ist von der Karte, die sie gerade über den Tisch geschoben hat, weitaus mehr gerührt, als sie zeigen möchte. „Gunde“, wie alle sie hier rufen, ist der Kopf und die gute Seele der Ferienbetreuung im Dekanatsjugendhaus in Schotten. Immer da, immer ansprechbar.

 

45 Kinder wuseln durch das Haus und über das Gelände. Es ist laut, turbulent, die Stimmung ist heiter. Alle haben zu tun. Zirkus steht auf dem Plan. Mit ihren Betreuerinnen und Betreuern erarbeiten die Kinder das Programm für eine Zirkusvorstellung von A wie Akrobatik bis Z wie Zauberei, die sie später ihren Eltern vorführen werden. Alles lebt von der Fantasie und den Ideen der Kinder: die Kostüme der Clowns, die Steckenpferde für den Reitparcours, die Kür der Artistinnen und die Zaubereien der Magier. Es wird gemalt, geklebt, getackert. Und immer wieder geprobt. 54 Mal habe er gerade versucht, sich auf dem Einrad zu halten, schnaubt ein Junge. Die Mädchen, die auf Matten Hebefiguren einstudieren, sind mit ihrer Pyramide noch nicht zufrieden. „Los, noch mal“, ruft die Größte. Nein, Langeweile gibt es hier nicht.

 

In der Küche sind Theresa Berg und Eveline Koziol eingetroffen und bereiten das Mittagessen vor. Putengeschnetzeltes mit Reis steht auf dem Speiseplan, dazu Salat. „Vor dem Hauptgericht gibt es eine Suppe und danach ein Dessert. Jeden Tag“, sagen die Köchinnen, „alles immer frisch gekocht.“ Dass es in der Küche noch wärmer ist als draußen, macht ihnen offensichtlich nicht viel aus. Die Kinder haben Hunger und dass es ihnen schmeckt, ist der schönste Lohn.

 

„Ich brauche vier Leute zum Tische decken“, ruft Hildegunde Boller nach draußen und schon stehen mindestens sechs Kinder an, die helfen wollen. „Ihr seid morgen dran“, vertröstet sie zwei Jungen, die anderen vier haben ruckzuck die Tische für 45 Kinder und ihre Betreuer gedeckt. Neben Hildegunde Boller und den Köchinnen arbeiten in den drei Wochen 14 junge Frauen und Männer der Evangelischen Jugend mit.

 

Nach dem Essen geht es weiter. Einige Kinder gestalten das Bühnenbild für die Zirkusvorstellung, andere machen eine Schnitzeljagd, eine dritte Gruppe geht raus in den Wald. Nein, Langeweile gibt es hier wirklich nicht.

 

Die Ferienbetreuung ist eine Kooperation von Evangelischem Dekanat Büdinger Land und Stadt Schotten und wird jedes Jahr in den letzten drei Wochen der Sommerferien für Kinder im Grundschulalter angeboten. Pro Woche ist Kapazität für 45 Kinder. Hildegunde Boller trägt die Verantwortung. Unterstützt wird sie von einem Team Ehrenamtlicher aus der Evangelischen Jugend Büdinger Land. Jeder Teamer, jede Teamerin kümmert sich im Schnitt um sieben Kinder.

 

Ab acht Uhr morgens können die Jungen und Mädchen gebracht werden, um 9.30 Uhr startet das Vormittagsprogramm. Das Nachmittagsprogram endet um 16 Uhr, spätestens um 17 Uhr müssen alle Kinder abgeholt sein. Gerade einmal 40 Euro kostet dieses Angebot pro Kind und Woche.

 

Zu Jahresbeginn schreibt Elisabeth Part, eine der Ehrenamtlichen, rund um Schotten alle Familien mit Kindern im entsprechenden Alter an. Auch die Schottener Vereine kontaktiert sie: Wollt ihr mitmachen? Was bietet ihr an? Viele sind seit Jahren dabei: Bergwacht, Tennis-Club, Vogelsberger Kultur- und Geschichtsverein, Naturschutzgruppe Eschenrod, auch das Gelbe Haus oder das Freibad machen mit. Alle stehen für Ausflüge, sportliche und kreative Unternehmungen oder fürs Lernen. „Das ist eine prima Sache, weil alle etwas davon haben“, sagt Elisabeth Part. Für die Kinder gibt es viel Abwechslung und die Vereine werben für ihr Arbeit und finden hin und wieder neue Mitglieder.

 

Wenn das Programm steht, erhalten die Kinder, die Interesse signalisiert haben, wieder Post und können sich in die Angebote einwählen. Ist die Nachfrage zu groß, wird gelost. „Wir sind immer ausgebucht“, freuen sich Boller und Part.

 

„Ich finde, das ist ein sehr gelungenes Beispiel für die wichtige gesellschaftliche Funktion, die Kirche übernimmt, und für das Zusammenwirken mit anderen Akteuren des öffentlichen Lebens“, sagt Dekanin Birgit Hamrich. „Hier kommen Kinder unabhängig von Religion oder Nationalität zusammen, üben sich in Gemeinschaft, haben Spaß und gemeinsame Erfolgserlebnisse. Das alles trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei.“ Für berufstätige Eltern bedeute ein solches Betreuungsangebot in den großen Ferien außerdem eine enorme Entlastung. (jub)