„Warum soll ich Angst vor dem Tod haben?“

Kunst in Kirchen: Gerd Paulicke in der katholische Pfarrkirche in Ober-Wöllstadt

29. August 2024

„Leben und Tod – Tod und Leben“ – unter diesem Thema startet am 6. September die achte Ausgabe des Projekts „Kunst in Kirchen“. Der Künstler Gerd Paulicke hat als zentrales Element seiner Ausstellung in der katholischen Pfarrkirche St. Stefanus in Ober-Wöllstadt ein Ölbild erarbeitet, das eine Hommage an Hans Holbein den Jüngeren sein soll.

 

Der „Blurred Christus“ in Schwarz-Weiß liegt auf dem Totenbett, gerade verstorben. Sein Körper verdreifacht sich, verschwindet langsam, hebt sich vom Boden. Das Originalbild „Toter Christus im Grab“ von Hans Holbein d.J. aus dem Jahr 1521 befindet sich im Kunstmuseum Basel und ist eine der wichtigsten Arbeiten der Sammlung. Für Gerd Paulicke, der selbst in Basel beheimatet ist, hat dieses Bild, das er als zwölfjähriger Junge bei einem Museumsbesuch für sich entdeckte, den grundlegenden Impuls gegeben, sich mit Kunst auseinanderzusetzten. Bis heute sei dieser Impuls tief in seinen Arbeiten verankert, sagt er. Paulicke beschäftigt sich viel mit Zeitlichkeit, der menschlichen Seele sowie sakralen und kirchlichen Positionen.

 

Den Betrachtern seiner Werke möchte Paulicke keine Antworten geben: „Ich kann mit meinen Arbeiten nur Fragen stellen, die unser Verstand nicht begreifen kann.“ Vielmehr möchte der studierte Bildhauer eine Atmosphäre schaffen, die die Menschen „auf einer anderen Ebene berührt, die nicht in Worte gefasst werden kann“.

 

Gefragt, ob er nach all seiner Beschäftigung mit der Vergänglichkeit Angst vor dem Tod habe, fragt er zurück: „Warum soll ich Angst vor dem Tod haben? Ich habe doch auch keine Angst, wenn ich mir Gedanken mache, wo ich war, bevor ich geboren wurde.“ Von dem, was nach dem Tod komme, lasse er sich einfach überraschen.

 

Für den reflektierten Künstler, der lieber fragt als sagt, bedeutet die Ausstellung in Ober-Wöllstadt auch ein Ende mit dem Ende: „Manchmal merke ich, dass die Thematik Tod in meinen Arbeiten überhandnimmt. Dann ist alles gezeigt, was ich zeigen möchte“, sagt Paulicke. Darum sei das Projekt „Kunst in Kirchen“ für ihn ein „kreativer Schlussstrich“ unter die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Tod: „Die Vielfalt der lebensbejahenden Themen ist größer.“ (red)