Gemeinsam Neues wagen

Pfarrerin Sonja Sternberger freut sich auf die Arbeit im Nachbarschaftsraum Ranstadt - Echzell

26. Juni 2024

Pfarrerin Sonja Sternberger vor der Kirche in Ober-Mockstadt. Foto: Seipel
Pfarrerin Sonja Sternberger vor der Kirche in Ober-Mockstadt. Foto: Seipel

Dass sie Pfarrerin werden will, hat Sonja Sternberger schon als Schülerin in der ersten Klasse gewusst. Jetzt übernimmt die 29 Jahre alte Theologin ihre erste eigene Gemeinde, die Kirchengemeinde Mockstadt im Nachbarschaftsraum Ranstadt - Echzell. Die Ordination findet am Sonntag, 7. Juli, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Ober-Mockstadt statt.

 

Noch ist vieles im Leben von Sonja Sternberger in Bewegung. Schon seit Wochen bringt sie ihre zweieinhalbjährige Tochter jeden Morgen von Pohlheim, noch Wohnort der kleinen Familie, nach Dauernheim in den Kindergarten, um dem Mädchen einen Wechsel zu ersparen und sie mit der Einrichtung vertraut zu machen, bis für Sonja Sternberger am 1. Juli der Arbeitsalltag beginnt. Weil die Renovierung des Pfarrhauses in Ober-Mockstadt noch nicht abgeschlossen ist, wird sie mit Ehemann Tim und der Tochter vorübergehend nach Ranstadt ziehen. Doch dann soll das Leben in ruhigeres Fahrwasser gelenkt werden.

 

Mit ihren drei Pfarrkollegen im Nachbarschaftsraum Ranstadt – Echzell hat sie sich bereits ausgetauscht. Sie, David Jumel (Echzell und Bisses) und Leroy Pfannkuchen (Blofeld, Dauernheim und Ranstadt) sind die jüngsten in der Riege der Pfarrerinnen und Pfarrer im Dekanat Büdinger Land. Zu ihnen gesellt sich mit Rainer Böhm (Gettenau, Bingenheim und Leidhecken) ein erfahrener Kollege, der aus dem Ruhestand in den Pfarrdienst zurückgekehrt ist. „Eine gute Mischung“, wie Sonja Sternberger findet.

 

Auf die Zusammenarbeit freut sie sich. Sie sei auf große Offenheit gestoßen und auf die Bereitschaft, im Nachbarschaftsraum Neues auszuprobieren. Menschen zusammenbringen, nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch bei Unternehmungen, damit die Gemeinden zusammenwachsen, stehe dabei ganz oben auf der Agenda. Denn nur, wenn man die Vielfalt kennt, könne man sie auch schätzen. Und mehr Gemeinsamkeit könne sowohl für Haupt- als auch für Ehrenamtliche die Arbeit erleichtern.

 

Mit den Menschen in ihrer neuen Kirchengemeinde Mockstadt ist Sonja Sternberger ebenfalls bereits in Kontakt. Sie hat die Jubiläumskonfirmation in Ober-Mockstadt und die Konfirmation in Nieder-Mockstadt mitgefeiert und schon Tauf- und Traugespräche geführt.

 

Der frühe Wunsch, Pfarrerin zu werden, ist ihrem ersten Religionslehrer, einem Pfarrer, geschuldet. Sie sei ein eher stilles und zurückhaltendes Kind gewesen, berichtet Sonja Sternberger. Als die Familie von Flörsheim nach Löhnberg an der Lahn gezogen war, habe sie sich schwer getan damit, in der Grundschule Anschluss zu finden. Ein Gefühl der Zugehörigkeit habe ihr der Pfarrer vermittelt. „Diese Gewissheit, wahrgenommen zu werden, angenommen zu sein, die ich damals erfahren habe, möchte ich gerne weitergeben“, sagt sie.

 

In diesem Wunsch hat sie sich nie beirren lassen. Das „warme Gefühl“ in Verbindung mit Kirche aus ihren Kindertagen hielt an und trug sie auch durch ihre Konfirmandenzeit. Später engagierte sie sich in ihrer Gemeinde in der Konfirmandenarbeit. „Ich habe gemerkt, dass Menschen in der Kirche ein besonderes Gespür haben für ihre Mitmenschen.“

 

Die Eltern, nicht sonderlich religiös, seien ob des Berufswunsches ihrer Tochter allenfalls skeptisch gewesen, hätten sie aber niemals gebremst, als sie sich zum Theologiestudium in Marburg entschloss. Ihr Vikariat machte Sonja Sternberger im Pohlheimer Stadtteil Holzheim, das Spezialvikariat in der Klinikseelsorge des Licher Krankenhauses.

 

Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer, ehemals Dekanin im Büdinger Land, habe sie auf die Pfarrei Mockstadt aufmerksam gemacht, als sie, Bertram-Schäfer, die Vakanz-Vertretung in der Propstei Oberhessen innehatte, erzählt Sonja Sternberger.

 

Mockstadt sei ein guter Ort für einen Menschen, der ländliche Beschaulichkeit städtischer Betriebsamkeit vorzieht. Wenn die Zeit es zulässt, zieht Sonja Sternberger sich gerne mit einem Buch zurück. Im Urlaub entflieht sie mit der Familie jeglichem Trubel am liebsten an die Nordsee. Und dann gibt’s da noch die Leidenschaft für Sushi. „Dafür haben wir sogar schon unsere kleine Tochter begeistern können.“

 

Aus gesundheitlichen Gründen könne ihr Vater leider nicht am Ordinationsgottesdienst teilnehmen, bedauert sie. Wohl aber ihre Mutter. Und mit Wolfgang Leuschner wird auch einer jener Pfarrer dabei sein, die Sonja Sternberger geprägt und ein Stück auf ihrem Weg ins Pfarramt begleitet haben. (jub)