Ihr Weg ins Pfarramt war lang

Hanne Allmansberger feiert ihr 25-jähriges Ordinationsjubiläum

6. September 2024

Am 8. September feiert Hanne Allmansberger in der Stadtkirche ihr 25-jähriges Ordinationsjubiläum. Seit 2003 ist sie Pfarrerin in Nidda. Foto: Seipel

„Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Dieser Satz aus dem ersten Brief des Apostel Paulus war der Wochenspruch, als Hanne Allmansberger am 12. September 1999 ordiniert wurde. Das Vertrauen auf einen fürsorglichen Gott, das sich in dem Bibelvers ausdrückt, sei ein guter Wahlspruch für ihr berufliches Leben, findet die Pfarrerin, die am Sonntag, 8. September, um 17 Uhr mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche zum Heiligen Geist in Nidda ihr 25-jähriges Ordinationsjubiläum feiert.

 

 

Die Ordination markiert einen Meilenstein in Hanne Allmansbergers Leben. Endlich kann sie ihr Berufsleben als Pfarrerin beginnen. Endlich deshalb, weil ein langer Weg hinter ihr liegt, als sie, mittlerweile 36 Jahre alt, an jenem 15. Sonntag nach Trinitatis im Jahr 1999 in der Petrusgemeinde Gießen auf ihr geistliches Amt verpflichtet wird. Bereits 1993 hat sie ihr zweites theologisches Examen abgelegt und die Zeit mit Schulunterricht überbrückt, bis sie nach sechs Jahren eine Stelle bekommt und in den Probedienst gehen kann.

 

 

Dass sie spät dran ist, liegt nicht an ihr. Als 1963 Geborene ist sie eine von vielen, zu vielen, die es ins Pfarramt drängt. Das Warten auf eine freie Stelle gehört für die Generation der Babyboomer dazu. Nicht wenige geben auf.

 

 

Dabei scheint ihr Weg vorgezeichnet zu sein. In Hamburg kommt Hanne Allmansberger zur Welt. In Frankfurt am Main wächst sie mit fünf Geschwistern in einem christlich geprägten Elternhaus auf. Ihr Vater, der selbst aus einem Pfarrhaus stammt, engagiert sich in der Frankfurter Kirchengemeinde und seine Tochter tut es ihm gleich. Das Theologiestudium scheint die logische Folge zu sein. Sie nimmt es in Frankfurt auf und setzt es in Marburg fort. Dort promoviert ihr Mann, ein Mikrobiologe. Ich habe zu ihm gesagt: „Du kannst überall dort promovieren, wo ich Theologie studieren kann.“

 

 

2003 tritt Hanne Allmansberger in Nidda im Johannes-Pistorius-Bezirk ihre erste Pfarrstelle an. Viele Gründe sprechen für das Städtchen zwischen Wetterau und Vogelsberg: die schöne Kirche, die Nähe zum Pfarrhaus und dem – das war ihr wichtig - separaten Gemeindebüro, die Kindertagesstätte in kirchlicher Trägerschaft, vor allem aber die Kirchenmusik, die in dieser Gemeinde einen hohen Stellenwert hat und ohne die Hanne Allmansberger sich ihre Arbeit nicht vorstellen kann.

 

 

Zuvor musste sie den Kirchenvorstand überzeugen: Hochschwanger steht sie im Advent 2002 in der Stadtkirche auf der Kanzel und hält einen Probegottesdienst. Zwar ist sie nicht die erste Pfarrerin in Nidda, als sie im darauffolgenden Juni ihre Arbeit aufnimmt, wohl aber die erste Mutter in diesem Amt. Drei kleine Töchter haben die Allmansbergers. Es ist Rudi Allmansberger, der Ehemann und Vater, der seiner Frau fortan den Rücken freihalten wird. Mit dem Baby im Tragetuch managt er den Familienalltag.

 

 

Auf dem Land ist das zu Beginn der Nullerjahre noch ein ungewöhnliches Bild und so sieht sich die neue Pfarrerin hin und wieder mit ungläubigem Staunen konfrontiert: Wie, ihr Mann kann kochen? Wäsche waschen? Putzen? Ja, kann er. Und er macht es gern. Den „qualifiziertesten Hausmann ever“ nennt ihn seine Frau noch heute. Inzwischen sind die Töchter erwachsen und haben das Elternhaus verlassen.

 

 

Hanne Allmansberger ist noch immer gerne in Nidda und noch immer gerne Pfarrerin. Auch wenn der Beruf ihr manchmal etwas abverlangt, was man im Theologiestudium nicht lernt, beispielsweise die Finanzierung einer neuen Orgel für die Stadtkirche auf die Beine zu stellen.  Oder den Bau einer neuen Küche für den evangelischen Kindergarten voranzutreiben. Projekte, in die sie sich reinfuchsen muss, aber deren Umsetzung nicht nur für die Kirchengemeinde, sondern auch für die Kommune ein Gewinn ist.

 

 

Freilich hat sich der Beruf in den vergangenen 25 Jahren verändert. Gab es damals zu viele Anwärter, fehlt heute der Pfarrernachwuchs und der Altersschnitt der Kolleginnen und Kollegen ist hoch. Ständige Vakanz-Vertretungen sind die Folge. Hanne Allmannsberger übt sich in Gelassenheit. „Ich bin nicht perfektionistisch und kann mich spontan auf neue Situationen einstellen.“

 

 

Mit Pfarrer Alexander Starck hat sie seit einem Jahr einen Kollegen an der Seite, mit dem die Zusammenarbeit Freude macht. „Wir vertrauen uns blind und können uns aufeinander verlassen. Das gibt es nicht allzu häufig“, sagt sie. Auch vor der Zukunft der Kirche ist ihr nicht bange. „Seit 50 Jahren schrumpft die Kirche. Dass wir neue Formen und zu einer neuen Zusammenarbeit finden, ist längst überfällig“, so Allmansberger. „Aber unser Auftrag bleibt gleich. Gott ist der gleiche. Er bleibt bei uns, auch wenn wir kleinere Brötchen backen.“ (jub)