24. Juni 2024
Fünf Chöre aus dem Nachbarschaftsraum Evangelische Kirchen am Limes gestalten gemeinsam den Gottesdienst musikalisch. Die Pfarrerinnen und Pfarrer Renate Schubert, Klaus Willms, Tanja Langer und Dieter Wichihowski (v.l.) bei ihrer Dialogpredigt. Den Zusammenschluss ihrer zwölf Kirchengemeinden zu einem Nachbarschaftsraum verglichen sie mit einer Wohngemeinschaft. Nach dem Gottesdienst gab es auf dem Dorfplatz, dem „Dalles“ in Eckartshausen Kaffee und Kuchen für alle. Fotos: Seipel
Mit einem Gottesdienst in der Kirche in Eckartshausen haben die „Evangelischen Kirchen am Limes“ als erster von sieben Nachbarschaftsräumen im Evangelischen Dekanat Büdinger Land am Sonntag offiziell ihre gemeinsame Arbeit aufgenommen. Um das Neue und die Veränderungen zu verdeutlichen, die auf die Gemeindemitglieder mit der engen Zusammenarbeit von zwölf Kirchengemeinden zukommen, wählte Pfarrerin Tanja Langer für die Predigt das Bild einer Wohngemeinschaft (WG).
Pfarrer Markus Christ rollte auf der Kanzel ein Transparent aus: „Wir suchen für unsere WG ,Am Limes‘ engagierte Mitbewohner. (…) Unsere WG besteht aus unterschiedlich großen Räumen mit insgesamt zwölf attraktiven Kirchengebäuden und einigen Gemeinderäumen, die gemeinschaftlich genutzt werden können. (…) Interessierte sollten bereit sein, an den sonntäglichen WG-Treffen teilzunehmen.“
Die Veränderungen, die mit dem Prozess „ekhn2030“ einhergehen, sind tiefgreifend. Einerseits spürt man in den Gemeinden durchaus den Willen zum Aufbruch, sich offen und kreativ den Herausforderungen der Zeit – weniger Mitglieder, weniger Geld, weniger Personal – zu stellen. Andererseits sind viele Menschen verunsichert und äußern die Angst, Vertrautes zu verlieren. Die Selbstverständlichkeit, mit der Gemeindeleben über Jahrzehnte funktionierte – die gibt es nicht mehr.
Im Dialog mit ihren Pfarrkollegen Renate Schubert, Klaus Willms und Dieter Wichihowski griff Tanja Langer in der Rolle eines WG-Guides dieses Spannungsfeld auf. Sperrige Begriffe „Rechtsformen für den Nachbarschaftsraum“, „Verkündigungsteams“, „Gebäudebedarfs- und –entwicklungsplan“, die seit vielen Monaten auf kaum einer Tagesordnung der Kirchenvorstandssitzungen fehlen, setzten sie um in verständlichere Bilder.
Die Themen reichten vom „Work-Space“ (dem gemeinsamen Gemeindebüro), wo alle Fäden aus der WG zusammenlaufen, meistens jemand erreichbar ist und die Finanzen im Blick hat, über den „Vermieter“, der in Darmstadt wohnt und sich meist nur per E-Mail meldet („Aber besser ihr erwähnt den hier im Work-Space nicht so. Ist manchmal ein rotes Tuch“), bis zu der Frage, ob überhaupt alle Räume vermietet werden („Der Vermieter hat da mal eine Mannschaft losgeschickt, die den Zustand aller Räume begutachtet. Vielleicht wird der eine oder andere abgestoßen“). Auch war die Rede von weiteren Leuten, die ins WG-Team kommen sollen, „welche mit Ahnung von Kinder- und Jugendarbeit“. Und Musiker.
Wie wird sich die WG „Am Limes“ zusammenraufen? „Neues wagen heißt ja auch, dass man mitbestimmen und gestalten kann. Und ausprobieren. Und was dann gut ist, behalten wir in der WG und was nicht, das werfen wir über Bord“, sagte Renate Schubert in der Rolle der überzeugten WG-Bewohnerin.
„Das Wort Gottes ist unser Schatz“, hatte Pfarrer Markus Christ zu Beginn des Gottesdienstes gesagt. Doch die kirchlichen Bindekräfte schwänden und neue kirchliche Lebensräume würden gesucht. Die Nachbarschaftsräume sind eine Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft. Die „Evangelischen Kirchen am Limes“ sind jetzt mit Gottvertrauen und Zuversicht auf dem Weg.
In diesem Gottesdienst einen Tag vor dem Johannistag am 24. Juni, der zu Ehren Johannes des Täufers gefeiert wird, wurden auch zwei Kinder getauft.
Auf ergreifende Weise haben Chöre des Nachbarschaftsraums - der Kirchenchor Altenstadt, der Kirchenchor Langen-Bergheim, die „Rainbow Gospel Singers“ aus Altenstadt, die Chorgemeinschaft Eckartshausen und der „Cantiamo“ Frauenchor aus der Waldsiedlung - unter der Leitung von Andrea Schima und Susanne Ludwig das Miteinander in diesem Gottesdienst vollzogen. Auf der Empore stimmten an verschiedenen Stellen zunächst nur einige Sängerinnen und Sänger den Taizé-Gesang „Ubi Caritas“ an. Nach und nach betraten immer mehr Sänger den Kirchenraum und liefen zum Altar, während ihr Gesang stetig lauter und kräftiger wurde. Mit „Ubi caritas“ und dem Auszug der Chöre endete dieser Gottesdienst auch. (jub)
INFO
Zum Nachbarschaftsraum Evangelische Kirchen am Limes gehören die Kirchengemeinden Altenstadt, Eckartshausen, Enzheim, Langen-Bergheim, Hainchen, Heegheim, Höchst, Lindheim, Oberau, Rodenbach, Rommelhausen und Waldsiedlung mit den Pfarrerinnen und Pfarrern Markus Christ, Tanja Langer, Renate Schubert, Dieter Wichihowski und Klaus Willms. Die Idee zur Dialogpredigt hatte Tanja Langer gemeinsam mit ihrem Ranstädter Kollegen Leroy Pfannkuchen entwickelt.
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