Lernen von Lumo

von Regine Jünger

für den 14. April

Pfarrerin Regine Jünger. Foto: Daniel Lijovic
Pfarrerin Regine Jünger. Foto: Daniel Lijovic

„Gott, schenke mir Geduld - aber bitte schnell!“ Dieses Stoßgebet denke ich immer wieder einmal. Ganz anders war meine Mutter. Ihre Devise hieß: „Jetzt warten wir erstmal ab und dann schaun wir mal.“

 

Es ist wie so oft: Dazwischen ist's gesund.

 

Ich halte Abwarten nicht gut aus.

 

Der Vorteil: Dinge erledige ich ziemlich schnell und nehme Aufgaben gern in Angriff. Mehrfach täglich Mails, die Post, angefragte Besuche – eben das, was der Arbeitsalltag einer Pfarrerin mit den verschiedenen Tätigkeiten so mit sich bringt. Manchmal merke ich dabei: Das war jetzt zu schnell! Hättest du lieber mal abgewartet, dann hätte sich das ein oder andere auch von selbst geklärt. Oder es ist nervig, für mich und andere, wenn die Erwartung entsteht, alles soll immer umgehend bearbeitet werden.

 

Wenn ich dann so mittendrin in meinem Abarbeiten bin, schaut mich manchmal Lumo an, unser Hund. Er lehrt mich Geduld. Gekommen aus einer Hundeauffangstation, ist ihm in den ersten Lebensmonaten nicht viel Gutes widerfahren. So hat er nun sein Tempo. Nähe zulassen, ihn streicheln können, das erwirbt man bei ihm nur mit Geduld. Immer wieder überrascht er uns damit, dass er sie einfordert. So wird die Urlaubsreise mit dem Einsteigen in den Zug plötzlich eine Geduldsprobe und Üben ist angesagt, unter Umständen auch erst den nächsten oder übernächsten Zug zu nehmen. „Ich warte ab und dann schau ich mal, was geht.“ So denkt es sich wohl auch der Hund. Und ausgerechnet ich muss dann nun anderen, die ihm begegnen, erklären, wie wichtig diese Geduld ist!

 

Aber auch wie lohnend, wenn der Hund dann auf einmal wie selbstverständlich in den Zug steigt oder ein/e Fremde/r ihm langsam vertraut wird. Da kam also Gottesgeschenk Lumo gerade richtig. Ja, ich sehe ihn wirklich so, natürlich, weil er mir Freude macht, aber eben auch, weil er mich genau da fordert, wo es weh tut - bei meinem „Schnell-alles-geregelt-und-erledigt-haben-Wollen“! Nein, sagt er mir, warte ab, halt aus, halt still, lasse dich auf das andere Tempo ein. Ich lerne täglich dazu. Manchmal hart. Aber gut.

 

Ja, ich glaube, so ist Gott mit seinen Herausforderungen an uns. Seine Herausforderungen für mich stecken zur Zeit auch in diesem jungen, immer wieder unsicheren Hund und an manchen Stellen mehr noch: Kirchenstrukturen verändern – langsam, nicht alles auf einmal. Einen Krankheitsverlauf aushalten. Mal was auf dem Schreibtisch liegen lassen… Für manche Herausforderungen kann ich danken, über andere klage ich. Aber ich ahne: Ich lerne aus allen die Geduld, die ich brauche.

 

Also bete ich mit einem Augenzwinkern: „Gott, schenke mir, was ich brauche, um gut unterwegs zu sein, mit mir und anderen. Jetzt gleich oder warte auch mal ab und dann schau mal, was es sein kann.“

 

In der Bibel ist es klar: Wer geduldig ist, ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit. (Sprüche 14,29)

Regine Jünger ist Pfarrerin der Kirchengemeinden Lißberg und Schwickartshausen mit Bobenhausen I und Eckartsborn