Du gehörst in mein Team

von Antje Armstroff

für den 16. Juni

Pfarrerin Antje Armstroff. Foto: Privat
Pfarrerin Antje Armstroff. Foto: Privat

„Wer gehört ins Team?“ Diese Frage beschäftigte in den vergangenen Wochen nicht nur Bundestrainer Julian Nagelsmann. In den Medien konnten wir gut verfolgen, nach welchen Kriterien er den Kader für die Fußball-Europameisterschaft zusammengestellt hat: Akribisch wurden Stärken und Schwächen analysiert und individuelle Fähigkeiten berücksichtigt. Und nicht zuletzt muss die Chemie im Team stimmen. Bei der Auswahl hat der Bundestrainer besonderen Wert auf eine Mischung aus Erfahrung und frischem Talent gelegt und er hat bei der Nominierung für einige Überraschungen gesorgt.

 

Wenn ich mir ansehe, wen Jesus alles in sein Team gerufen hat, dann fallen mir so einige Parallelen auf: Beide legten großen Wert auf eine ausgewogene Mischung aus Erfahrung, jugendlicher Energie, defensiver Stabilität, flexibler Mittelfeldgestaltung und offensiver Durchschlagskraft. Beide legen Wert auf Vielfalt und Inklusion.

 

Julian Nagelsmann hält trotz aller Kritik an Manuel Neuer fest wie Jesus an Petrus: Trotz einiger Schwächen in der Vergangenheit, geht es hier offensichtlich um Führungsqualitäten und die Fähigkeit, das Team in schwierigen Zeiten zu stabilisieren. Wer einen solchen „Fels“ im Team hat, der hat einen Anker und Mentor für die jüngeren Teammitglieder, die ihrerseits Dynamik und frischen Wind mitbringen.

 

Die Aufgabe eines Teamchefs ist es, auch die Menschen im Blick zu haben, die von anderen übersehen werden. Bei Jesus sind es Menschen mit zweifelhaften Berufen, wie zum Beispiel Zöllner, oder Frauen, die damals am Rande der Gesellschaft standen und normalerweise keinerlei Beachtung fanden. Aber gerade mutige Frauen spielten im Team Jesus eine bedeutende Rolle: Eine von ihnen war Maria von Magdala. Sie war eine wichtige Unterstützerin und die erste Zeugin der Auferstehung. Ihr Mut und ihre Loyalität waren herausragend.

 

Und nicht zuletzt: Auch Jesus hat Menschen nachberufen. Paulus gehörte ursprünglich gar nicht zur „Stammzwölf“, sorgte dann aber mit seinem missionarischen Eifer wie kein anderer für die Verbreitung des Christentums. Neben seiner Offenheit für andere Menschen und Kulturen punktet er mit einer intellektuellen Tiefe und seine Fähigkeit, komplexe theologische Zusammenhänge zu erklären.

 

Bei der Vorbereitung auf die Fußball-Europameisterschaft haben wir gesehen, wie wichtig es ist, die richtige Balance zwischen individuellen Fähigkeiten und Teamgeist zu finden. Ein gutes Team braucht Stürmer, die Tore schießen, aber auch Verteidiger, die diese verhindern, und Mittelfeldspieler, die beide Bereiche verbinden. Jeder Spieler hat seine Rolle und seinen Wert im Team, unabhängig von seiner Position oder seinem Ruhm. Gottes Team funktioniert ähnlich. Er sieht in jeder und jedem von uns Potential und hat für jeden Menschen eine einzigartige und unauswechselbare Position vorgesehen.

 

Denn in einer Sache unterscheidet sich die Auswahl der Teamchefs entscheidend: um in die Nationalmannschaft berufen zu werden, muss man viel können und leisten. Stärken und Schwächen werden genau abgewogen und am Ende wird entschieden, ob man gut genug ist oder nicht. Bei Jesus ist das anders. Zum Glück! Er beruft gerade auch die mit den offensichtlichen Schwächen in sein Team: Hitzköpfe und Zweifler. Besserwisser und Zauderer. Unabhängig von sozialem Status oder bisherigem Lebenswandel. Er beruft auch dich und mich. Weil für ihn jeder Mensch mehr ist als die Summe seiner Eigenschaften. Weil er jeder und jedem sagt: Du gehörst in mein Team.

Antje Armstroff ist Pfarrerin in Ulrichstein