Kein Superheld

von Tobias Vonderlehr

für den 17.  März 2024

Vikar Tobias Vonderlehr. Foto: Daniel Lijovic
Vikar Tobias Vonderlehr. Foto: Daniel Lijovic

„Herzlich willkommen! Schön, dass Sie Ihren Dienst hier bei uns versehen.“ Mit diesen Worten wurde ich in meiner Vikariatsgemeinde empfangen. Pfarrer zu werden, bedeutet auch Menschen kennen zu lernen. Ganz unterschiedliche. Das Handwerkszeug für meine zukünftigen Aufgaben in Gemeinde und Schule erlerne ich zurzeit in meinem Vikariat.

 

Ich habe den Schritt gewagt, nochmal beruflich neu anzufangen. Zuvor viele Jahre als Pädagoge tätig, konnte ich in dieser Zeit vielen jungen Menschen bei Lernschwierigkeiten unter die Arme greifen. Jetzt im Gemeindedienst und auch im Religionsunterricht in der Schule darf ich Menschen in allen Lebenslagen begleiten. Kaum ein Beruf kann eine solche Bandbreite bieten: von der Geburt über die Taufe zu Konfirmation, Trauung, Konfirmations- und Ehejubiläen bis hin zum letzten Atemzug begleite ich nun Menschen auf ihrem Weg durchs Leben. So vielfältig und vielgestaltig ein Menschenleben auch ist, so abwechslungsreich und unterschiedlich kann auch der Beruf der Pfarrperson sein.

 

Viele von uns stellen sich mit allem, was wir sind und haben, in den Dienst der Menschen: mit unseren Fähigkeiten und Begabungen, aber auch mit unseren Schwächen und Unvollkommenheiten. Als „Gottes Bodenpersonal“ möchten wir da sein, für Sie und für Dich, für Fremde und Bekannte, für Große und Kleine, für Alte und Junge, für Gesunde und Kranke, für Lebende und Sterbende. Deshalb ist für mich der Pfarrberuf kein Lehrberuf wie jeder andere. Es ist Berufung. Es ist eine in Gott gegründete und persönliche Einstellung zum Leben, zu Menschen, ja, zur gesamten Schöpfung.

 

Ich bin kein Superheld, stehe keine Stufe höher oder bin näher an Gott als andere. Jesus aber ist mir im Umgang mit Menschen und meiner Umwelt eine Richtschnur und mein Lebenskompass. Ihm folge ich nach, nach ihm richte ich mich aus. In dieser Passionszeit fällt mir das besonders auf: Jesus Christus kam, um Menschen zu dienen und für sie da zu sein. Und mehr noch, um diejenigen, die ihn bekennen und an ihn glauben, durch seinen Tod am Kreuz von aller Schuld freizukaufen. „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern, dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele“ (Mt 20, 28).                                      Tobias Vonderlehr ist Vikar in der Kirchengemeinde Gedern