von Tanja Langer und Leroy Pfannkuchen
für den 2. Juni 2024
Wir stehen kurz vor der Europawahl. Vielerorts wird diese Wahl mit weiteren Entscheidungen verbunden, wie zum Beispiel der Wahl eines neuen Bürgermeisters, wie in Altenstadt. Wahlplakate zieren sämtliche Werbetafeln. Politiker stellen sich den Fragen aus der Bevölkerung. Und sie machen Wahlversprechen.
Die Erfahrung zeigt aber, dass nach einer erfolgreichen Wahl oft nichts dahinter steckt. Ganz frei nach dem Adenauer-Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.
Genau dahinein spricht unser Predigttext für den morgigen Sonntag. Der warnt vor falschen Propheten, die nur ihre eigenen Ziele verfolgen, aber nicht das Wort Gottes verkünden. Aber genau um das zu tun, sind sie eigentlich berufen worden. Gott hat nicht mit ihnen gesprochen und doch behaupten sie, ihre Weissagungen kämen von ihm. Darüber zürnt Gott.
Das kommt einem reichlich bekannt vor. Menschen, die uns etwas versprechen, aber diese Versprechen nicht halten. Als Kinder haben wir immer gesagt: Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen. Ein Versprechen war ein Gesetz. Wurde es doch gebrochen, war auch die Beziehung zu dem anderen Menschen brüchig. In Jesus hat Gott die Erfahrung gemacht, dass andere Menschen, die ihm nahestanden, wie seine Jünger, mehrfach gegebene Versprechen nicht gehalten haben.
Nehmen wir Petrus, der versprach, Jesus nicht zu verleugnen und es doch tat. Oder Judas, der Jesus nicht verraten wollte und es doch tat. Die Liste der gebrochenen Versprechen in der Beziehung zu Jesus ist lang. Und trotz aller Enttäuschungen hat Gott vergeben. Aber er mahnt uns Menschen, daran festzuhalten, was wir versprechen und alles dafür zu tun, es zu halten. Wohl wissend, dass der Geist willig ist, das Fleisch jedoch oft schwach.
Anders als die Propheten früher, hat Gott uns die wichtigsten Gebote längst schon gegeben, beispielsweise Nächstenliebe, Feindesliebe, Bewahrung der Schöpfung. Sich daran zu orientieren kann nur richtig sein. Gerade in der Nächstenliebe, im respektvollen Umgang miteinander, muss man dem Wort des anderen vertrauen dürfen und können.
Bei dem eingangs erwähnten Zitat von Adenauer wird der Satz, der darauf folgte, meist weggelassen: Nichts hindert uns daran, klüger zu werden. Der ehemalige deutsche Kanzler wusste, wer sich entwickeln will, muss sein „Geschwätz“ hinterfragen, muss bereit sein, dazuzulernen, andere Positionen einzubeziehen. Das nannte er einen Akt der Klugheit. Darum hoffen wir bei diesen Wahlen, nicht auf falsche Versprechen zu hören, sondern auf die Stimme Gottes, die uns eingibt, wer und was gut für uns ist und wem es sich zu folgen lohnt.
Tanja Langer ist Pfarrerin Eckartshausen
Leroy Pfannkuchen ist Pfarrer der Kirchengemeinden Blofeld, Dauernheim und Ranstadt
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