Nicht den Kopf hängen lassen

von Frank Eckhardt

für den 25. Februar 2024

Pfarrer Frank Eckhardt. Foto: Maresch
Pfarrer Frank Eckhardt. Foto: Maresch

"7 Wochen Ohne …" ist eine Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland , die jedes Jahr in der Passionszeit von Aschermittwoch bis Ostern begangen wird. In dieser Zeit wird eingeladen, bewusst auf etwas zu verzichten, was einem schwer fällt. "7 Wochen Ohne"  - Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten, Kaffee, Streit … In diesem Jahr ist das Leitmotiv, das als Anregung gilt: "Komm rüber!  Sieben Wochen ohne Alleingänge“. Eine weitere Anregung ist, sich dem „Klimafasten“ anzuschließen und zum Beispiel  weniger Auto zu fahren oder sich anders zu ernähren.

 

Ursprünglich hatte Fasten überwiegend damit zu tun, dass man für eine bestimmte Zeit auf Nahrung beziehungsweise Getränke verzichtete. Dazu möchte ich Sie kurz in die erste Fastenzeit unseres Kirchenjahres entführen, in die Adventszeit.

 

In der Digmudis-Schule in Schotten hatten wir vor einigen Jahren beschlossen, in der Adventszeit kurz vor Weihnachten einen gemeinsamen Schulgottesdienst zu feiern. Jede Klasse sollte etwas beitragen. So wurde gebastelt, ein lustiges Weihnachtsspiel und Lieder eingeübt. Die älteren Jungs taten sich mit den klassische Weihnachtsvorbereitungen etwas schwer und schlugen vor, dass sie einen Rap vorführen wollten, auf das Lied von TiniundTus "Das Haus vom Nikolaus". Eine Stelle daraus gefiel ihnen besonders gut: Wir wünschen nicht nur Brot für die Welt, sondern Wurst für die Welt". Auf die Nachfrage, warum sie gerade dies so gut fänden, kam eine einfache, sympathische Antwort: „Na, dann geht es allen so gut wie uns“.

 

Es folgte eine Diskussion darüber, ob das denn überhaupt möglich sei, dass alle Menschen auf der Welt so viel Fleisch und Wurst essen wie wir. Die ernüchternde Erkenntnis war, dass das wohl nicht gehen kann. Die nächste Überlegung war: Wie viel Fleisch und Wurst darf denn jeder essen, damit es für alle reicht? Nach umfangreichen Forschungen stand das Ergebnis, nach damaligem Sachstand, fest: 200 Gramm pro Woche. Das ist nicht viel. Für die Passionszeit im folgenden Frühjahr haben zwei aus der Klasse und ich es ausprobiert: sieben Wochen mit nur 200 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche. Wir machten spannende Feststellungen. Nur eine sei erwähnt: Anfangs hatte man das Soll schon am ersten Tag erfüllt. Es war eine interessante Erfahrung, nicht ganz zu verzichten, aber mit weniger auszukommen. Vielleicht eine Anregung für die kommenden Wochen bis Ostern für alle, für die „ohne“ nicht durchführbar ist.

 

Im Bezug auf unsere Ernährung und Bewahrung der Schöpfung positiv formuliert: Ich esse mehr saisonal, regional, achte auf mehr Fairness in der Produktion, gebe den Abfalltonnen, besonders der Gelben, weniger Futter, kaufe im Regionalladen, zum Beispiel in Rainrod ein, damit dieser erhalten bleibt, usw.

 

Vielleicht stellt sich dann das ein, was Gott durch Prophet Jesaja (Kap. 58) über das Fasten ausrichten lässt: Nicht den Kopf hängen lassen und sauertöpfisch werden, sondern für Gerechtigkeit sorgen. Dann wird Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und Heilung schnell voranschreiten. Ich denke die persönliche und die der Welt. Viel Freude  beim Ausprobieren. 

Frank Eckhardt ist Pfarrer der Kirchengemeinden Breungeshain, Busenborn und Michelbach