Ein Zeichen der Hoffnung

von Dr. Detlef Metz

für den 4. Februar 2024

Pfarrer Dr. Detlef Metz
Pfarrer Dr. Detlef Metz

„O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“, lautet ein Wort aus dem Buch des Propheten Jeremia. Es findet sich oft an Kirchenglocken, die just dazu einladen: Gottes Wort zu hören, das an die Menschen ergeht, in ihre Situation hinein, um sie aufzurichten und ihnen Orientierung zu geben.

 

In beiden Weltkriegen mussten Glocken abgegeben werden. Nichteisenmetalle galten als kriegswichtig; so wurden etliche eingeschmolzen. Manche aber ‚überlebten‘ auf Glockenfriedhöfen. Eine Glocke aus Bobenhausen II wurde nach dem Krieg auf einem solchen wiedergefunden. Man holte sie zurück; ab dem Bahnhof Mücke geleitete sie das Geläut aller Glocken auf dem Weg nach Bobenhausen. Eine große Freude für die Menschen damals! Eine andere Glocke aber war verloren. Für sie wurde 1955 eine neue gegossen, mit jenem Wort: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“.

 

Was wäre das Land ohne die Glocken? Wer spazieren geht, hört sie, und wer sie kennt, kann etwa sagen: Das sind die Eichelsächser, das sind die Rainröder Glocken. Wir haben sie nötig, nicht nur aus Heimatliebe und romantischen Reminiszenzen. Sie unterbrechen, lassen aufhören. Sie erinnern an etwas, das uns nicht zur Hand ist. Sie erinnern uns, dass wir uns selbst nicht in der Hand haben, uns nicht uns selbst verdanken – erinnern an Gott.

 

Es sind natürlich Menschen, die Glocken in Bewegung setzen. Don Camillo will mit ihnen ihm blasphemische Aktivitäten seines Gegners Peppone übertönen. Der vertritt eine Partei mit atheistischer Weltanschauung, auch wenn er selbst sozusagen immer wieder rückfällig wird, den Ruf hinter den Glocken doch an sich heranlässt.

 

Sie läuten auch heute, rufen zum Frieden, laden zu Friedensandachten ein. Auch zum inneren Frieden rufen sie, uns alle. In unserem Land greifen schrille Stimmen um sich mit rauem Ton, Pöbeleien, mit Wahl von Worten, die schon in sich Gewalt bergen: gegen Menschen aus der Politik, gegen Menschen, die nach Ansicht jener Stimmen nicht dazugehören sollen. Lassen wir uns durch die Glocken rufen zu Verständigung, Vernunft und Demut, Abkehr von Menschenhass und Einspruch gegen solchen.

 

Die Kirche selbst – so wurde zuletzt traurig deutlich – hat es nötig, sich immer wieder vom Läuten der Glocken unterbrechen zu lassen. Es zeigt ihr, wovon sie lebt und wozu sie da ist: Hören und Hinhören. Der Klang der Glocken, der vom Alltagslärm abzieht, besinnen lässt, ist für mich ein Zeichen der Hoffnung. Dass auch Sie es so hören können, wünscht Ihnen

Dr. Detlef Metz, Pfarrer in Bobenhausen II  und Rainrod