Warum ich gerne Kirchenmusikerin bin
Eigentlich muss ich gar nicht lange überlegen. Schon mit vier Jahren war ich von der Orgel fasziniert und als ich erkannte, dass es einen Beruf dafür gibt, war ich
Feuer und Flamme. In keinem Beruf der Welt kann man so viel aktive und vielfältige Musik machen wie in diesem. Das ist ja fast schon Antwort genug. Doch gerade während der Pandemie habe ich mich
neu mit dieser Frage auseinandergesetzt. In Zeiten, in denen man lange geplante Konzerte von heute auf morgen absagen musste, in denen ich in so viele enttäuschte Gesichter blickte, in denen ich
viel trösten und Taschentücher zum Tränen abwischen reichen musste, ertappte ich mich oft bei der Frage, was meine Leidenschaft denn so am Brennen hält. Und das bekam ich in den letzten Monaten
„des Aufbruchs“ ganz neu und besonders stark zu spüren:
Es sind die Tränen der Rührung meiner Sänger*innen, als der Kirchenchor nach langer Zeit endlich wieder im Ostergottesdienst aus vollem Halse sang. Es sind die Spatzenkinder, die mit großen Augen sagen: „danke, dass du immer so schön mit uns singst“. Es ist der begeisterte Applaus der Konzertbesucher*innen, die endlich wieder Livemusik erleben dürfen. Wie sehr Musik uns gerade durch Krisenzeiten trägt, erleben wir ja immer wieder. Sie kann trösten, aufbauen, Kraft und Mut geben und uns den Alltag für einen Moment vergessen lassen. Dafür bin ich gerne Kirchenmusikerin. An meiner Stelle habe ich das Glück, dass es eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit unter den Hauptamtlichen, aber auch mit dem Kirchenvorstand und allen Ehrenamtlichen gibt. Ich kann mich frei entfalten, Ideen einbringen, Impulse setzen und werde dabei immer zu 100 Prozent unterstützt und geschätzt. Auch mit meinen Gruppen kann ich in unterschiedlichster Weise niveauvoll arbeiten.
Die Begeisterung für meinen Beruf schwappt über und ermöglicht dadurch zahlreiche musikalische Entfaltungsmöglichkeiten. Letztendlich ist es das Komplettpaket, das der Beruf mit sich bringt und weswegen ich gerne und aus vollem Herzen Kirchenmusikerin bin. Dass mein sechsjähriger Orgelschüler meinen Namen bei der Kategorie „Superstar“ in seinem Freundebuch eingetragen hat, ist dann wohl das Sahnehäubchen auf der Torte.
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