„Einzelkämpfertum reicht nicht mehr"

veröffentlicht 26.10.2025 von Judith Seipel, Kirche im Evangelischen Dekanat Büdinger Land

Dekanin Birgit Hamrich wirbt auf der Herbstsynode des Dekanats Büdinger Land für mehr Miteinander, Mut und Vertrauen.

Mit der Verabschiedung des Gebäudebedarfs- und -entwicklungsplans hat die Synode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land am Samstag im Bürgerhaus Nidda einen weiteren wichtigen Schritt im Transformationsprozess „ekhn2030“ vollzogen. Weil der aktuelle Gebäudebestand den künftigen Bedarf deutlich übersteigt, ist ein Abbau von Gebäuden vorgesehen, die nicht mehr gebraucht werden. In erster Linie handelt es sich dabei um Gemeindehäuser, aber auch um Pfarrhäuser.

Dekanin Birgit Hamrich war in ihrem Bericht darauf eingegangen. Viele Gespräche, Überlegungen und Ortstermine hätten stattgefunden, bis die Nachbarschaftsräume über Erhalt und Aufgaben ihrer jeweiligen Gebäude entschieden hatten. Für jedes Gebäude waren dazu im Vorfeld Analysen erstellt worden. „Für mich“, so die Dekanin, „stand immer wieder die Frage im Raum: Welche Kirche wollen wir sein – und was brauchen wir dafür?“ Vor Ort zeigten sich inzwischen schon kreative Lösungen, wie man Gebäude gemeinsam und effizient nutzen könne, jeweils orientiert an den Bedürfnissen der Menschen.

Zwei Beispiele wurden im Verlauf der Synode vorgestellt: Das Kultur- und Gemeindezentrum am Bilstein in Busenborn haben Stadt Schotten, Kirchengemeinde und örtliche Feuerwehr gemeinsam entwickelt und nutzen es auch gemeinsam. Türen öffnen, Schwellen abbauen und für alle da sein, darum geht es bei der Öffnung der Kirche in Rainrod als ein „Wohnzimmer“ für das Dorf. „Diese Beispiele stehen für eine Haltung, die ich mir für uns alle wünsche: Einzelkämpfertum reicht nicht mehr. Wir brauchen echte Verbindungen und Zusammenhalt. Das bedeutet mehr Absprachen, mehr Zeit, manchmal auch Reibung – aber es schafft Tiefe“, so Birgit Hamrich.

Ihrer Rede hatte sie die Jahreslosung für 2026 vorangestellt. „Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5) Sie sei davon „geradezu elektrisiert“, weil der Satz nach Aufbruch und Hoffnung klinge. Gleichzeitig spüre sie darin eine Zumutung. „Denn Neues entsteht nicht einfach so. Es wächst da, wo der Boden bereitet ist – wo Vertrauen, Mut und Offenheit schon da sind.“ 

Sechs von sieben Nachbarschaftsräumen hätten inzwischen ihre künftige Rechtsform gewählt, berichtete sie weiter. In Konradsdorf entsteht eine fusionierte Gemeinde, eine Arbeitsgemeinschaft bildeten die Kirchen am Limes und die Kirche in den Auen. Gesamtkirchengemeinde würden die drei Nachbarschaftsräume Zwischen Nidder und Bracht, Niddaer Land und Büdingen. Schotten-Ulrichstein sei noch in der Findungsphase. Neue Pfarrerinnen und Pfarrer hätten ihren Dienst aufgenommen, zugleich seien mehrere Pfarrstellen noch immer vakant.

Erstmals lag der Synode ein Doppelhaushalt für die Jahre 2026 und 2027 zur Beratung und Beschlussfassung vor, den Michael Ludwig, Vorsitzender des Finanzausschusses, der Synode ausführlich erläuterte. Der Haushalt, so die Dekanin, schaffe Transparenz und fördere mit einem Transformationsbudget gezielt die Veränderungsprozesse. Sie ermutigte die Synodalen, diesen Fonds zu nutzen, um Veränderung zu gestalten und zu begleiten, beispielsweise mit Workshops oder Klausuren, Moderations- und Beratungsleistungen. Doch „der größte Invest bleibt ihre Zeit, ihre Kreativität und ihr Mut, eine Vision von Kirche vor Ort zu entwickeln“.

Ihre eigene Vision formulierte sie so: „Kirche soll ein Ort der Hoffnung, der Verständigung und der Zuversicht sein – gerade in einer Welt, die von Veränderungen und Unsicherheiten geprägt ist.“ Die kommenden Monate, sie seien entscheidend, denn im Juni 2027 sind Kirchenvorstandswahlen. „Da wird sich zeigen, wie wir in die Zukunft gehen. Bleiben wir in der Klage stehen oder sind wir als Lösungsfinder unterwegs? Ich wünsche mir die zweite Variante.“

Pfarrer Wilfried Schutt, verantwortlich für den kirchlichen Auftritt auf der Landesgartenschau 2027, stellte erste Planungen vor und warb schon jetzt um Unterstützung aus den Nachbarschaftsräumen für das Großprojekt. „In ökumenischer Kooperation entsteht ein Ort der Begegnung, der Inspiration und des Innehaltens. Im Zentrum stehen Gottesdienste, Konzerte und musikalische Höhepunkte“, so Schutt. Für den Pfingstgottesdienst im Mai 2027 ist Kirchenpräsidentin Christiane Tietz angefragt. Die Dekanatskantoren Anne Schneider, Katrin Anja Krauße und Kiwon Lee bringen im Juni „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn zur Aufführung, nannte Schutt erste Programmpunkte.

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